laut.de-Kritik

Allerwelts-NDH mit guter Haltungsnote.

Review von

Bei den Münchenern von Megaherz hat es in der Vergangenheit eine Menge personelle Veränderungen gegeben. Vor allem der Drummerverschleiß hatte etwas geradezu Rekordverdächtiges. Erst letztes Jahr präsentierte die Band mit Maximilian 'Maxx' Hertweck einen weiteren neuen Mann hinter der Schießbude. Nun meldet sich der Fünfer mit "In Teufels Namen" zurück.

Im anfänglichen Titelstück feuern Megaherz wieder aus allen Rohren, wenn Sänger Alexander 'Lex' Wohnhaas zu knackigen Riffs dort Nadelstiche setzt, wo es Missstände in der Gesellschaft gibt. Da hofft man doch, dass es genauso energetisch weitergeht, aber: denkste. Schon "Rabenherz", das um das Loslassen kreist, kommt als gefällige und pathetische Schunkelnummer daher, die man schnell wieder vergessen hat. Fehlt nur noch ein gemeinsamer Höllentrack mit Nino De Angelo.

Auch textlich braucht man über weite Strecken kein großartiges Ideenfeuerwerk zu erwarten. "Engelsgesicht" handelt davon, dass man sich von Schönheit manchmal ganz schön blenden lassen kann. "Freigeist" stellt einen typischen "Mit dem Kopf durch die Wand"-Song dar, in dem es darum geht, sich "nicht verbiegen" zu lassen. Dazu klingen beide Tracks wie eine eher schlechte denn rechte Oomph!-Kopie. Die Thematik in "Menschenhasser" war der Band anscheinend so wichtig, dass sie sie in "Ich Hasse (Epilog)" noch weiter auswalzt. Auch sonst geht es recht einzelkämpferisch zur Sache, denn: "Es gibt Freunde und viel mehr Feinde und selbst die Freunde brechen ihr Wort", wie es in "Auf Dem Weg Zur Sonne" heißt.

In "Der König Der Dummen" laufen Megaherz jedoch zu stampfenden Rhythmen zu absoluter Höchstform auf, wenn es Verschwörungstheoretikern und Aluhutträgern an den Kragen geht. Im Grunde gehört jede einzelne Zeile des Songs in Stein gemeißelt. Auch der morbide Text im anschließenden "Amnesie", das zwar auch wieder als Oomph!-Kopie daherkommt, sich aber eher an der elektronischen Phase der Niedersachsen orientiert, stellt sich als durchaus überzeugend heraus.

Ansonsten gibt sich die Band so harmlos wie lange nicht mehr. "Kannst Du Den Himmel Sehn?" streift hymnische Die Toten Hosen-Gefilde. In "Alles Arschlöcher" knöpfen sich Megaherz die aktuelle Diskussionskultur und den zunehmenden Egoismus in unserer Gesellschaft vor, wärmen aber auch nur das Rammstein-Erfolgsrezept auf und würzen dieses noch mit einem Schuss Deutschrock, um anschlussfähig an den aktuellen deutschsprachigen Gitarren-Mainstream zu sein.

Eigentlich könnte man gleich den Mantel des Schweigens über dieses Werk ausbreiten, wenn 'Lex', 'Maxx' und Co. mit "Der König Der Dummen" nicht für eine gute Haltungsnote gesorgt hätten. Dafür haben sie sich eine Punkteaufwertung in Form eines zusätzlichen Sterns redlich verdient.

Trackliste

  1. 1. In Teufels Namen
  2. 2. Rabenherz
  3. 3. Engelsgesicht
  4. 4. Freigeist
  5. 5. Kannst Du Den Himmel Sehn?
  6. 6. Der König Der Dummen
  7. 7. Amnesie
  8. 8. Alles Arschlöcher
  9. 9. Menschenhasser
  10. 10. Ich Hasse (Epilog)
  11. 11. Auf Dem Weg Zur Sonne

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