laut.de-Kritik

Zwischen Krach und Classic-Rock.

Review von

In jeder guten Familie gibt es ihn. Den einen Verwandten, der ein bisschen bekloppt rüberkommt. Dem egal ist, was andere von ihm denken. Der tatsächlich aber einer der geilsten Typen überhaupt ist und den man deswegen furchtbar gerne hat. Das rockmusikalische Gegenstück hierzu sind die Melvins.

Seit den frühen Achtzigern haben Roger "King Buzzo" Osborne und Schlagzeuger Dale Crover nicht ein langweiliges Album aufgenommen. Zugegeben, manche davon sind nach wie vor schwere Kost, aber ist künstlerischer Stillstand nicht der uns allen gemeine Feind? Eben.

Für Longplayer Nummer 26 fahren die Melvins gleich die doppelte Dosis Bass auf. Neben dem namensgebenden Jeff Pinkus (etatmäßig in Diensten der Butthole Surfers) kümmert sich Steven McDonald von Off parallel um die tiefen Töne. Doch wer jetzt von "Pinkus Abortion Technician" die totale Distortion-Megafuzz-Lautsprechersprengung erwartet, liegt komplett daneben.

Denn so entspannt wie auf diesen acht Songs klangen die Melvins wohl noch nie. Tracks wie "Flamboyant Duck" und "Don't Forget To Breathe" sind unvermutet zurückgenommen. Die krachig-brachiale Seite ihres Schaffens zeigen die Musiker mit dem punkigen "Embrace The Rub" oder dem melodischen "Break Bread" zwar immer noch überdeutlich, doch die ganz großen Brecheisen bleiben diesmal im Schrank.

Zusätzlich sind die Coverversionen wie "I Want to Hold Your Hand" (von wem wohl...) oder "Graveyard" (von eben jenen Butthole Surfers) äußerst gelungen, was den Eindruck eines speziell im Melvins-Kontext extrem leicht zugänglichen Album nur unterstreicht. Hätte man auch nicht gedacht, das mal sagen zu können.

Trackliste

  1. 1. Stop Moving to Florida
  2. 2. Embrace the Rub
  3. 3. Don't Forget to Breathe
  4. 4. Flamboyant Duck
  5. 5. Break Bread
  6. 6. I Want to Hold Your Hand
  7. 7. Prenup Butter
  8. 8. Grave Yard

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