laut.de-Kritik

Der Soundtrack zum ersten schwarzen James Bond.

Review von

Hartnäckig hält sich Idris Elba als erster schwarzer James Bond im Gespräch. Gerade erst entflammte eine erneute Diskussion um die Möglichkeit eines schwarzes Doppelnullagenten, eingeleitet durch die Bemerkung von Bond-Girl Naomie Harris. "Ich würde Idris meine Stimme geben müssen, weil ich gerade die Arbeit mit ihm abgeschlossen habe, und er ein großartiger Kerl ist."

Nun, Daniel Craig hat bereits für zwei weitere Filme unterschrieben, und die Chance auf einen schwarzen Spion ihrer Majestät liegt noch in weiter Ferne. Wenn es aber mal so weit sein sollte - die Menahan Street Band liefert bereits jetzt den Soundtrack. Zeitgleich beweisen die Musiker, wie unsinnig die Diskussion über die Hautfarbe ist.

Wie Sharon Jones treffend beim ersten Zusammentreffen mit den Dap Kings, die einen großen Teil der MSB bilden, bemerkte: "Ich dachte: Was wissen diese kleinen weißen Jungs schon über Funk? Bis ich sie zum ersten Mal spielen gehört habe. Damn!". Ein Ausspruch der jederzeit auch auf "The Crossing" zutrifft. Es geht um Leistung und Herzblut, nicht um schnöde Kolorierung. Wer das anders sieht, hat im Jahr 2012 nichts verloren.

Auf ihrem zweiten Longplayer gehen die Multiinstrumentalisten, die sich neben Teilen der Dap Kings noch aus den Lagern der Budos Band, Antibalas und El Michels Affair rekrutieren, den Weg ihres Debüts "Make The Road By Walking" weiter. Nur verlangsamen sie ihr Schritttempo. "The Crossing" positioniert sich als der düstere und gebrochene Bruder seines Vorgängers. "Und nicht die warmen Schühchen vergessen, denn es ist saukalt da draußen!"

Soul trifft auf Funk und vermischt sich mit einem Hauch von Afrobeat. Ein abgehangener Hip Hop-Beat, schwere schreiende Bläser, durchdringender Bass. Neben klassischen Stax-Einflüssen finden sich Elemente aus den frühen Wu-Tang-Produktionen unter der Fuchtel von RZA wieder, die aus jedem einzelnen Stück einen kleinen Soundtrack machen. So holpert nicht nur der Blaxploitation-Bond durch "Lights Out" und "Keep Coming Back", auch andere Genres werden bedient.

Heimelig bildet eine Wah-Wah Gitarre in "Everday A Dream" den Flokati, auf dem sich die Bläsermelodien in Easy Listening-Manier vor dem kuscheligen Kamin rekeln. Ein einsamer Tumbleweed namens "Seven Is The Wind" mischt Ennio Morrricone mit Curtis Mayfield. Die endlose und staubige Einsamkeit eines Westerns, auf fünf Minuten konzentriert.

7. November 2012, 7:06 Uhr. Die Reprise von "Ivory And Blue" verhallt. Der Film ist aus, und die Menahan Street Band packt die Instrumente ein. Wir haben die Kreuzung passiert. Mitt Romney schießt uns nicht zurück ins Mittelalter. Bibo ist begnadigt worden. Für einen kurzen Moment scheint wieder alles möglich. Vielleicht erreichen wir doch noch das Ziel, dass nur der Mensch zählt. Nicht seine Hautfarbe, seine Herkunft oder seine Sexualität. Die weißen Jungs hier machen schwarze Musik. Mit ganzem Herzen. Live And Let Live.

Trackliste

  1. 1. The Crossing
  2. 2. Lights Out
  3. 3. Keep Coming Back
  4. 4. Three Faces
  5. 5. Sleight Of Hand
  6. 6. Everyday A Dream
  7. 7. Seven Is The Wind
  8. 8. Bullet For The Bagman
  9. 9. Driftwood
  10. 10. Ivory And Blue
  11. 11. Ivory And Blue Reprise

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