laut.de-Kritik

Aggressive Absichtserklärung.

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Der Name Metal Church bezieht sich mitnichten auf eine heilige Stahlkonstruktion exorbitanten Ausmaßes, sondern hat seinen Ursprung dort, wo Jugendbwegungen nun mal starten: In den Rückzugsorten der träumenden Nachwuchsgeneration, von denen aus sie in die Welt zogen, um mit ihren Klang-Kathedralen für Aufsehen zu sorgen.

So geschehen auch mit dieser Metal-Kapelle, die in Seattle eine Heimat gefunden hat. Von dort aus fungierte die Gruppe um Gründungsmitglied Kurdt Vanderhoof als Bindeglied zwischen beinharten Bay Area-Thrashern wie Slayer, Metallica und Megadeth und feingliedrigen US Metal-Abgesandten wie Queensryche und Savatage.

Nachzuhören auf den exzellenten Frühwerken "Metal Church" und "The Dark", die neben mitreißenden Kompositionen mit Frontmann David Wayne aufwarten, der in der stetigen Pendelei zwischen Genie und Wahnsinn dem Letzteren den Vorzug gibt. Sein Nachfolger Mike Howe entpuppte sich als stimmgewaltige und konstante Besetzung, auch wenn zwischenzeitlich eine Reunion mit Wayne geprobt wurde und "The Weight Of The World" mit Ronny Munroe erschienen ist.

Howe sorgte nach 2015 für ein Hoch auf den Alben "XI" und "Damned If I Do". Umso größer war 2021 die Bestürzung, als sich der bodenständige Familienvater allem Anschein nach das Leben genommen hat. Vanderhoof stand wie so häufig vor der Frage "Quo Vadis Metal Church?". Die Antworte lautet "Weiter, immer weiter", und Mark Lopes (Ross The Boss) liefert überzeugende Argumente für einen dritten Frühling.

Dessen Timbre klingt aggressiv und fordernd, ähnlich den Stimmband-Verrenkungen von David Wayne. Vanderhoof entscheidet sich also dem Hardrock-kompatiblen Howe kein Pendant folgen zu lassen, sondern mit einem kratzigen Hals an die beiden Frühwerke anzuknüpfen, die neben den Howe Beiträgen ("Hanging In The Balance") den Klassiker- respektive Kultstatus der Band begründen.

"Congregation Of Annihilation", so der griffige und Metal-affine Albumtitel, zieht die Regler im eröffnenden Tripple gekonnt auf elf und haut entsprechend auf die Zwölf. Der Opener "Another Judgement Day" kommt roh, ungeschliffen und druckvoll aus den Boxen. Der darauffolgende Titeltrack wurzelt tief im Thrash der Achtziger, während "Pick A God And Prey" mit einem Jeff Watters-Gedächtnis Stechschritt-Riff zum Halali bläst.

In "Children Of The Lie" ist die Fingerfertigkeit eines Dave Mustaines allgegenwertig, bevor die Band am Ende in Richtung "Seventh Son Of A Seventh Son" oder den Bandeigenen Standard "Gods Of War" abdreht und einige Synthies in das Klangbild einflicht. Gemeinsam mit den beiden anschließenden "Me The Nothing" und "Making Monsters" bilden die drei Tracks das Herzstück der Platte und bieten alles, was das Metalherz begehrt: eine kraftvolle Reibeisen-Stimme, Powerchords en masse, griffige Hooks sowie Breaks und Stimmungswechsel.

Diese Zutaten machen bereits "Beyond The Black" oder "Watch The Children Pray" zu unwiderstehlichen akustischen Leckerbissen und funktionieren noch heute, vorausgesetzt man hat neben Hemd und Krawatte noch die Metal-Kutte im Schrank hängen. Die abschließenden drei Songs greifen wiederum die Härte und Direktheit des Album-Anfangs auf und kommen gar eine Spur garstiger daher, was auch an Titelnamen wie "Say A Prayer With 7 Bullets" oder "All That We Destroy" liegt.

Dass Metal Church auf Balladen oder allzu verfängliche Melodien verzichten, mag für das ein oder andere Ohr zu eintönig klingen. Dies ist der aggressiven Absichtserklärung des Bandchefs geschuldet und mit Blick auf die Authentizität des Materials zu verschmerzen.

Trackliste

  1. 1. Another Judgement Day
  2. 2. Congregation Of Annihilation
  3. 3. Pick A God And Prey
  4. 4. Children Of The Lie
  5. 5. Me The Nothing
  6. 6. Making Monsters
  7. 7. Say A Prayer With 7 Bullets
  8. 8. These Violent Thrills
  9. 9. All That We Destroy

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