laut.de-Kritik
Nix zum "mal reinhören".
Review von Alexander CordasÜber dieses Album noch irgendwelche inhaltlichen Dinge berichten, wäre nicht nur Eulen nach Athen tragen. Da müsste sich eine ganze Flugshow auf den Weg in die griechische Hauptstadt machen. Meilenstein, Legende, epochales Werk, Ungetüm ... wie man es auch dreht und wendet, im Thrash-Bereich gibt es genau zwei Alben, die eine Zeitenwende markieren. Eines davon ist "Reign In Blood" von Slayer, das andere "Master Of Puppets". Es gibt also einen Metal vor 1986 und einen danach.
Die Geschichte des Albums mit all seinen Facetten, den Reifeprozess, die Geschichten rundherum, all das fließt in das Deluxe-Box des Albums ein, wie es nun hier vor uns liegt. Die Box beinhaltet zwei Vinyl-Scheiben, acht (!!) CDs, eine Kassette (!!!) und zwei DVDs, die sich hier aneinander schmiegen. Dazu gesellt sich ein opulent bebildertes Hardcover-Buch mit tollen Aufnahmen, Abbildungen von Backstagepässen, Konzertkarten sowie Lobpreisungen und Erinnerungen.
Diese Herren tauchen im Bildband auf: Peter Mensch (Manager), Flemming Rasmussen (Produzent), Michael Wagener (Mix), Ozzy Osbourne, Dave Reynolds (Kerrang!), John Marhsall (Guitar Tech/Metal Church), Byron Hontas (Elektrra Records), Stefan Chirazi (So What), Ray Burton (Vater von Cliff), Bobby Schneider (Ex-Tour Manager) Scott Ian (Anthrax), Rock'n'Ray Dill (Old Bridge Militia Foundation), Ross Halfin, Ben Liemer (Circus Magazine), John Bush (Armored Saint), John Jackson (K2 Agency), Zach Harmond (Roadie), King Diamond.
Alleine die Lektüre der Ergüsse der Zeitzeugen dauert, lohnt aber ungemein. Der Einblick in die Bandhistorie aus den verschiedenen Perspektiven bereichert allemal. Ozzys Beitrag ... unbezahlbar.
Zum Remastering bleibt zu sagen: Howie Weinberg hat seinen Job gut erledigt. Wer die Songs im Vergleich hört, bemerkt ein deutlich klareres Klangbild. Die Lautstärke wurde lediglich minimal angehoben, ein Loudness War findet nicht statt. Vielmehr klingen die Gitarren schneidiger, die Drums akzentuierter und vor allem Cliff Burtons Bass tritt deutlicher zutage.
Was die Qualität der begleitenden Konzert-Aufnahmen anbelangt, so sind die Konzertaufnahmen für damalige Bootleg-Verhältnisse völlig normal, hören sich in den Ohren der Digital Natives aber etwas schrottig an. Die Live-Auftritte geben den rohen und hungrigen Spirit der Metallica-Anfangstage aber perfekt wieder.
Bei den ersten Konzerten mit Jason Newsted und auf der Tour zu "... And Justice For All" klingt die Band schon um Einiges professioneller und reifer. Der Kloschüsselsound kommt vor allem bei der Aufnahme des letzten Konzertes mit Cliff Burton in der Solnahallen zu Stockholm zum Tragen. Stilecht auf Kassette gebannt, kann man das Teil nur als musikhistorisches Dokument bezeichnen. Hörbar ist anders.
Die unter dem Titel "Rough Mixes From The Vault" und "Riffs, Demos & Outtakes From Lars' & James' Vaults" firmierenden Versionen der Songs klingen zum Teil wirklich interessant. Wie sich die Songs von groben Skizzen bis hin zum finalen Track entwickelt haben, ist spannend zu beobachten. Speziell "Orion" klingt in der frühen Form sehr gewöhnungsbedürftig. Statt des schneidenden Sounds zu Beginn hört man dort ein Keyboard, das fast an eine Kirchenorgel erinnert. Strange.
Die Interview-CDs beinhalten dagegen fast mehr Klamauk, als einem lieb ist. Wer wissen möchte, wieviel Unsinn die Jungs damals von sich gegeben haben, erhält hier die volle Dröhnung. Ein Kunstdruck, Lyric-Sheets, und diverse Buttons ergänzen das Set.
Wie bei allen Box-Sets stellt sich die Frage nach dem Sinn dieser Veröffentlichung .... NICHT! Das Teil ist ganz sicher nicht für diejenigen gedacht, die "mal reinhören" möchten. Das Album selbst sollte jedem Metal-Head bekannt sein. Die Geschichte hinter und rund um "Master Of Puppets" wird hier einfach in vielen Aspekten beleuchtet. So ergibt das Package auch Sinn. Die Deluxe Box ist speziell für Fans, die sich das Monstrum auch mal gerne unter den Kopf legen, damit der Geist von "Master Of Puppets" im Schlaf in ihre Rübe vordringen möge. Exit light, enter night!
2 Kommentare mit 4 Antworten
Bin kein Metallica-Experte, aber versteh ich das richtig? Alle Metalheads fordern seit Jahrzehnten, dass die Alben bis ...and Justice For All endlich mal vernünftig gemastert werden sollen und auf den "remastered"-Punkt geht die Review null ein?
würde ich auch für ganz wissenswert halten bei ner remastered.
Schließe ich mich an.
Ja ok. Hab ein Absätzchen hinzugefügt. Dachte, dass das beim Preis der Box eher weniger interessiert. Aber ja, Remastering in meinen Ohren gelungen. Sound klingt weniger verwaschen. Kleines bisschen lauter, druckvoller. Beispielhaft: mal den Anfang von "Orion" bei beiden Versionen vergleichen. Schon ein deutlicher Unterschied.
Bemerkenswert, dass alle Furzlang irgendwelche Sondereditionen von ein und demselben Album herauskommen- Mal ist das Remastering verpfuscht, mal die Vinyl-Pressung oder ähnliches. Aber eine verhunzte Edition bleibt trotzdem auf dem Markt.
Nicht dass es Sinn einer Neuauflage wäre altes zu verbessern....nein, die MI bringt alles raus und lässt auch alles draußen. Egal ob es in die Hose ging oder nicht.
Dieses mal ist die Vinyl-Version (die einfache) aber mal ziemlich gelungen.