laut.de-Kritik
Schnöde Mischung aus Broken Beat und Future Soul.
Review von David HilzendegenEinigermaßen irritiert war ich, als ich den ersten flüchtigen Blick auf das Plattencover von "Feel Glorious" warf. Spezializtz-Harris flankiert von Ice T und dem Typen von Fettes Brot? Die nach dem Namen zu schließen gemeinsam Reggae machen? Inmitten eines LSD-geschwängerten Ambientes?
Ganz so abstrus ist es (leider?) nicht. Tatsächlich nennen sich die drei Gestalten Gerd, Delgui und Colonel Red, haben nichts mit den oben Genannten gemein und machen eine relativ schnöde Mischung aus Broken Beat und Future Soul. Hier und da ein bisschen Hip Hop, ein paar Breaks und Electronica-Elemente. Insgesamt nichts Herausragendes.
Aber auch nichts Schlechtes. Vor allem wenn nach dem unnötigen Intro der dröhnende Bass von "Chop That Wood" förmlich aus den Kopfhörern zu wabern scheint, und die Oberkörper synchron zum souligen R'n'B-Schlag von "Crucify" wippen. Dazwischen das übliche Synthie-Geknarze und -Gefiepe unterstrichen von wummenden Bässen und hin und wieder übertönt von Parolengedresche a là in "Our House".
Wahrscheinlich hätte ich keine Probleme, das alles in entsprechender Lautstärke einzeln abzufeiern, zumal alle Tracks wie nebenbei gediegen vor sich hinfunken, und die einprägsamen Hooks für den ein oder anderen Ohrwurm sorgen. Auf Albumlänge vermischen sich die Bassfundamente und Soundkonstruktionen jedoch zu einem schwer unterscheidbaren Brei, der es anstrengend macht, die Scheibe gezielt am Stück genießen zu können.
Wenigstens die Titel am Ende der Platte zeichnen sich durch mehr Prägnanz aus, wenn der Oldschool-Hip Hop Einzug in "What's Your Name" hält und das aufs Minimum reduzierte "Timeless" verträumte Sonntagmorgen-Stimmung verbreitet. Idealerweise transportiert sich eine solche Stimmung auf die Nachfolgetitel, allerdings muss es sich für meinen Geschmack nicht unbedingt in Neo-Soul a là "Destiny" ausdrücken. Der schmalzige Kitsch scheint bei einem solchen Namen schon vorprogrammiert zu sein. Unpassend ist es im Hinblick auf das restliche Album allemal.
Abhilfe schafft da "Soundcheckin'", bei dem das niederländisch/britische-Trio ganz tief in die Broken Beat-Kiste greifen. Endlich ein Titel, der nicht einfach nur auf der Basswolke dahinschwebt, sondern vor sich hin stolpert, in verschiedene Richtungen driftet, um sich letztlich doch wieder zu fangen. Wie ein Soundcheck eben. Wäre der Rest der Platte ebenso unverbunden und lose, hätten wir es hier mit einem großen Debüt zu tun.
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