laut.de-Kritik
Der Deep House-Produzent übt sich in Gelassenheit.
Review von Daniel StraubDer Brite Barry Christie alias Milton Jackson ist noch keine 30 und doch schon ein alter Hase im Geschäft. Seit er mit 19 Jahren seine erste Maxi-Single veröffentlichte, sind Dutzende weitere Releases erschienen. Diese landeten nicht selten im Plattencase von DJ-Legenden wie Carl Cox oder Laurent Garnier.
Manch einer würde allein deswegen schon zwei Zentimeter über dem Fußboden schweben. Milton allerdings nimmt die Sache ganz gelassen. Zumindest wenn man die 13 Tracks seines neuen Albums "Crash" als Urteilsgrundlage heran zieht.
Eine beinahe beängstigende Ruhe und Professionalität lässt Milton Jackson auf "Crash" walten. Dabei sind dies doch eigentlich aufregende Zeiten für Produzenten wie Jackson. Als sich Deep House im vergangenen Jahr plötzlich zum neuen Hype auf den Tanzflächen entwickelt, hüpfen auch Milton Jacksons Produktionen urplötzlich mit dem Zeitgeist im Takt.
Auf "Crash" reihen sich seine neuen Tracks wohl überlegt aneinander und folgen stets dem zuvor entwickelten Albumkonzept. Allein dadurch hebt sich "Crash" deutlich von der großen Menge wahllos aneinander gereihter Tracksansammlungen anderer Produzenten ab.
Freilich erfindet Jackson das Rad auch nicht neu. Aber er stellt sein Album zunächst auf ein solides Fundament, indem er ihm einen einfachen Spannungsbogen zu Grunde legt. Schüchtern und beinahe ein bisschen zu technisch-glatt produziert, eröffnen "Ghosts In My Machines" und "Backwards Disco" den Longplayer.
Erst mit dem deepen Schieber "Rhythm Track" läuft Jacksons Produktionsmaschine richtig an und lässt die ersten Schweißtropfen hervor treten. Dadurch erreichen die Produktionen des Engländers nun eine sympathische Dimension, die zuvor durch die technische Perfektion verdeckt geblieben ist.
Gegen Ende des Longplayers setzt Milton Jackson mit den Tracks "Orbit 3" und "Cycles" zum Abheben an. Vor allen Dingen "Cycles", die heimliche Clubhymne des Albums, begeistert mit schwelgerischer Melodie und progressiv fordernder Bassline: Ein sicherer Winner in beinahe jedem Club.
"Crash" ist sicherlich keines der House-Alben, die es am Ende in die Jahrescharts schaffen werden, aber dennoch ein Kleinod, das mit der ein oder anderen Entdeckung aufwartet.
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