laut.de-Kritik

Auch mit Biden als Präsident immer noch wütend.

Review von

Al Jourgensen kündigte vor Kurzem an, Ministry wieder einmal auflösen zu wollen. Gegenüber der Loudwire Night verriet der US-Amerikaner: "Wir haben noch eine neue Scheibe in Planung. Und wir rekrutieren einen alten Kumpel aus den Anfangstagen. Paul Barker wird wieder in die Band einsteigen und wir werden zusammen ein Album aufnehmen und das wird unser letztes sein." Bevor es zu den Aufnahmen zum eventuellen letzten Longplayer geht, betourt die Formation mit "Hopiumforthemasses", das nun auf den Markt kommt, die USA.

Dass der Ministry-Fronter immer noch sein Herz am richtigen Fleck hat, beweisen die Lyrics, wenn er wieder gegen das rechte politische Spektrum seines Landes und das, was gesellschaftlich alles falsch läuft, wütet. Genug Missstände, gegen die es sich lohnt anzuschreien, gibt es also immer noch, auch wenn in den USA zur Zeit ein Demokrat an der Macht ist. Musikalisch bieten Onkel Al und Co. zwar so gut wie nichts grundlegend Innovatives, gehen aber den auf "Moral Hygiene" eingeschlagenen Weg zu wieder mehr Abwechslung konsequent weiter. Wo Minsitry draufsteht, ist schließlich Ministry drin.

Dabei macht der stampfende Opener "B.D.E.", der größtenteils zur platten Sampleorgie vorkommt, zunächst nicht unbedingt die beste Figur. Aber schon das anschließende, mit Hilfe von Corrosion Of Conformitys Pepper Keenan entstandene Riffmonster "Goddam White Trash" beweist, dass in der Band immer noch eine Menge Energie steckt. In die selbe Kerbe schlägt auch "Just Stop Oil", das ein paar postpunkige Einflüsse in den Riffs erkennen lässt. Mehr auf Midtempogrooves und protestartige Gesänge setzen die US-Amerikaner zusammen mit Jello Biafra, der schon auf dem Vorgänger als Gast zu hören war, in "Aryan Embarrassment".

"TV Song 1/6 Edition" steht ganz in der thrashigen Tradition der TV Songs zuvor. Der Track besteht also lediglich aus einer Aneinanderreihung politischer Samples und schneller Riffs mit gelegentlichen Gesangseinsprengseln, also nichts, was man als Erstes anschaltet, wenn man wieder Lust auf einen Ministry-Track bekommt. Auch dem mit Dampfhammerrhythmen ausgestatteten "New Religion" fehlt etwas melodisch Zwingendes. Dafür schnellen beim Mitgrölrefrain von "It's Not Pretty" die Fäuste nach oben.

Dass Ministry tatsächlich noch überraschen können, beweisen danach die Soul-Chöre und Schweineorgelgrooves in "Cult Of Suffering", für das sich die US-Amerikaner Unterstützung in Form von Gogol Bordellos Eugene Hütz geholt haben. Zum Abschluss bekommt man noch eine Coverversion von Fad Gadgets "Ricky's Hand" geboten, die zwar die wavigen Düsterwurzeln der Formation offenbart, dem Original aber nichts Nennenswertes hinzufügt.

Letzten Endes hat "Hopiumforthemasses" zwar so einiges Verzichtbares, aber auch so einiges Cooles. Bleibt zu hoffen, dass die Band die guten Ansätze dieser Platte auf ihr nächstes Album hinüber rettet. Dann könnte es mit dem erhofften Paukenschlag, auf dem man spätestens seit der 2007er-Scheibe "The Last Sucker" so sehr wartet, wieder was werden.

Trackliste

  1. 1. B.D.E.
  2. 2. Goddam White Trash
  3. 3. Just Stop Oil
  4. 4. Aryan Embarrassment
  5. 5. TV Song 1/6 Edition
  6. 6. New Religion
  7. 7. It's Not Pretty
  8. 8. Cult Of Suffering
  9. 9. Ricky's Hand

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