laut.de-Kritik

Nach Hurts schneiden Mirrors den Synthiepop-Kuchen an.

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Wer sich letztes Jahr ein Konzertticket für die alten Herren von OMD rausgelassen hat, dürfte sich so gegen 20 Uhr gefragt haben: Wieso läuft denn jetzt schon das OMD-Intro, gibts etwa keinen Support? Ah, doch. Is ja was anderes. Mirrors nämlich. Einmal zahlen, zweimal abgreifen, dürfte sich also niemand beschwert haben.

Das Quartett aus Brighton war noch nicht wirklich auf der Welt, als Andy McCluskey und Paul Humphreys ihre Elektro-Ziegen auf die Weide führten, so dass der zünftige Stallgeruch auf "Lights And Offerings" schon verwundern darf.

Sänger James New, wer hätts gedacht, verbittet sich jedoch die ganzen Verweise auf alte Helden: "Ich weiß, dass die Leute sagen, wir klingen wie OMD, Depeche Mode und The Human League. Aber unser Sound ist viel dichter und übersättigter. Und die Produktion ist einfach sehr modern."

Da hat er nicht ganz unrecht: Die von Rapture-Intimus Jonathan Kreinik in New York vorgenommene Klangveredelung steht den Songs sehr gut und die genannten Bands passen ebenfalls klar in den Referenzrahmen. Wer sich aber in altbekannter Kraftwerk-Manier in Anzüge steckt und wessen Stimme an einen McCluskey-meets-Marian Gold-Klon erinnert, braucht sich darüber auch nicht zu beschweren.

Das Debüt erscheint auf dem ehemaligen Big Beats-Label Skint und trägt sich ein in die Liste der nachrückenden Synthie Pop-Generation, die das Erbe der 80s-Legenden zu konservieren versucht. Ähnlich wie ihre UK-Kollegen von Hurts schichten die Mirrors Analogsynthies zu meterhohen Keyboardburgen, klingen im direkten Vergleich aber nicht ganz so voluminös und schwülstig.

Das tanzbare "Into The Night" zählt mit dem zackig-verspielten "Searching In The Wilderness" und dem zarten "Hide And Seek" zu den gelungenen Momenten der Platte. An anderen Stellen erreichen Mirrors die Reinheit, das Sehnsüchtige und das Lamento ihrer Vorbilder aber nur selten und wirken seltsam festgefahren. Dürften trotzdem wieder mehr Promo abkriegen als das jüngste, ordentliche Human League-Alterswerk.

Trackliste

  1. 1. Fear Of Drowning
  2. 2. Look At Me
  3. 3. Into The Heart
  4. 4. Write Through The Night
  5. 5. Ways To An End
  6. 6. Hide And Seek
  7. 7. Somewhere Strange
  8. 8. Something On Your Mind
  9. 9. Searching In The Wilderness
  10. 10. Secrets

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1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Sehr schöne Review, vor allem die Metapher mit den Ziegen!
    Wo wir gerade mal wieder bei der nicht enden wollenden 80er-Retro-Welle sind (was mir prinzipiell gar nicht so unrecht ist), wie sieht es denn mit einer Review der neuen Cold Cave aus, die klauen zwar auch ganz schön bei Cure, New Oder und Co. und der Sänger klingt wie Howard Jones, mir gefällt die Platte dennoch ganz gut, weil immer etwas schräg trotz Pathos.