laut.de-Kritik
Missy goes Old School-Hip Hop.
Review von Stefan JohannesbergMissy Elliott stellt mit ihrem vierten Album sich selbst und die Hip Hop-Szene "Under Construction". Die Flugzeugtragödien ihrer Freundinnen Left Eye und Aaliyah ("Since Aaliyah passed away, life became more valuable.") sowie der gewalttätige Beef-Boom in der Rapszene veranlassten sie zum Innehalten. Anstatt ihren innovativen Style immer weiter auszubauen, kehrt die 31-Jährige nun zu den Hip Hop-Wurzeln zurück und besinnt sich auf die Werte des gegenseitigen Respekts und des fairen Battles.
Zusammen mit Timbaland kreuzt sie ihre modernen Next Level-Clubbeats mit einer positiven Old School-Attitüde: Tim Mosley entdeckt die Soul-Samples, und Missy droppt Reminiszenzen an Veteranen wie Run DMC, Rakim, Public Enemy oder MC Lyte ("Back In The Day", "Play That Beat"). Um den "Alles geht"-Spirit der frühen Neunziger Jahre aufleben zu lassen, schrecken die Beiden selbst vor einer Coverversion des Method Mans Klassikers "Bring The Pain" nicht zurück. Zum Glück reinigte Timbaland nur die Tonspur vom Staub der Zeit, und ließ das gute Stück ansonsten unbehelligt.
Missy Elliott spielt auf allen Songs geschickt wie immer mit ihrem variablen Flow und festigt so ihre herausragende Stellung als weiblicher Busta Rhymes. Leider fehlt der guten Missy für das komplexe "Under Construction"-Thema ähnlich wie ihrem männlichen Pendant die lyrische Tiefe, um einen im Innersten zu berühren oder zum Nachdenken zu bewegen. Ihre Stimme ist Musik pur, reicht jedoch höchstens aus, um flache Inhalte über Pussys, Sex, Geld oder Aaliyah zu transportieren. Da nützen selbst die stilechten Sneaker-Fotos nichts.
Auch Produzent Timbaland möchte man raten: Synthie-Schuster bleib bei deinen Leisten, denn nach einem guten Auftakt mit "Go To The Floor" und "Bring The Pain" genügen nur noch die bouncende Single "Work It" und das mit einem Monsterbass ausgestattete "Slide" höchsten Ansprüchen. Der Rest (besonders "Nothing Out There For Me") klingt soundtechnisch überraschend konservativ, langweilig und austauschbar. Da war Hip Hop "Back In The Day" doch wesentlich interessanter. Die Musik der Missy Elliott bleibt vorerst "Under Construction".
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