laut.de-Kritik
Viel hat sich im Mobyversum nicht getan ...
Review von Alexander CordasSeit 1999 hat sich im Mobyversum recht wenig verschoben. Die Ingredienzen seiner Musik sind immer noch diejenigen, die dazu führten, dass sich "Play" über 10 Millionen Mal verkaufte. "Hotel" macht da keinen Unterschied. Sanfte Beats, eine locker dahin geworfene Piano-Melodie, Keyboard-Akkorde und ab und an eine Gitarre. Fertig ist der verträumte Popsong.
Man könnte meinen, dass einem das bei der dritten Auflage in Albumlänge derbe auf die Eier geht. Aber Pustekuchen. Nach wie vor hat Moby das Talent, Melodien aus dem Ärmel zu schütteln, die spätestens nach dem zweiten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf wollen. Da hilft kein sich winden und protestieren, der kleine New Yorker hat uns wieder mal am Sack. Im Intro schmalzt er uns seine (jetzt aber mal wirklich) altbekannten und altbackenen breitwandigen Keyboard-Flächen um die Ohren. Nein, Moby, nicht schon wieder. Doch, genau das!
Aber schon die poppelnde Uptempo-Nummer "Raining Again" überzeugt auf der ganzen Linie. Piano-Klänge im Stakkato-Rhythmus (ähnlich dem Intro aus "Honey"), eine peitschende Snare und eine bluesig quengelnde Klampfe ist alles, was Moby benötigt, um wieder einmal die Ärsche dieser Welt zum Wackeln zu bringen. Weshalb dann ausgerechnet das dröge "Lift Me Up" als Single herhalten muss, erschließt sich nach diesem schönen Beginn noch weit weniger. "Beautiful" bietet außer Allerweltslyrik nicht viel Spannendes. Moby übernimmt mehr denn je den Job am Mikro. Das muss nicht wirklich sein, liegen seine Stärken doch auf anderen Gebieten. Auf dem des aerobischen Vorturnens zum Beispiel.
So kommen neben den Durchschnittsnummern "Beautiful" und "Where You End" noch typische mobyeske Schmachtfetzen zum Einsatz. Wie gehabt: Synthie-Teppich, Piano-Sprengsel, softe Beats und fertig ist "Dream About Me". Perfekt geeignet fürs Flechten von Kränzen aus Gänseblümchen. Dass das Stricken von komplizierten Songstrukturen nicht nötig ist, beweist der Ex-Technohead bei "Very". Gemäß dem Motto seines letzten Voodoo Child-Albums, "simple forward dance music", pumpert der Track wie eine angenehme Neuauflage von "I Feel Love" durch den Äther. "I Like It" kommt ungewöhnlich daher. Schwül, angesext und lasziv, Moby erkundet neue Facetten an sich. Da ist wohl doch die eine oder andere Drecksauparty in einem Hotelzimmer abgegangen. Das ist fast schon ein Bums-Rhythmus inklusive Whirpool-Geblubber im Hintergrund.
Nach dieser Nummer hätte Moby aber am besten den Schlussstrich gezogen. Was jetzt noch kommt, ist Schönklangbastelei nach Schlaftablettenart. Mit dabei, wer hätte es gedacht: Kollege Keyboard. Und genau hier überschreitet Richard Hall die Grenze des Zumutbaren. Düüüüüüüüüd ..... Daaaaaaaaaaad und wieder von vorne. Im "Hotel"-Dunkeln ist's gut Munkeln, aber nur bedingt. Einige wirklich schöne Pop-Nummern wechseln sich mit Material ab, dass im besten Fall noch als Filmmusik für den zweiten Felix-Film taugt. Das kam alles schon einmal besser rüber.
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