laut.de-Kritik
Verliebte Mädchen-Herzen im Sixties-Tanzschuppen.
Review von Artur SchulzDas Tamburin rasselt, Motown-Beats schlagen im Takt, im Hintergrund schwillt die Orgel: das Indie-Zuhause der Mobylettes ist auf Sixties-Fundamenten gebaut. Beim Hören der Songs blitzen im Kopf Assoziationen an die Shangri-Las ("Nein Nein Nein"), Burt Bacharach ("Adieu") und Phil Spector ("Wäre Ich Du") auf. In Sachen Einschätzung der Band kursieren interessante Thesen. Eine davon lautet: "Knapp hinter den Rattles, und knapp vor Blumfeld".
Dem schließt man sich gerne an, wenn der Titeltrack im Player mit hoher Takt-Zahl schön vor sich hin wummert. Nicht nur die beiden oben genannten Bands dürften für diesen Song in der Rasterfahndung auffällig werden. "Immer Schlimmer" klingt nämlich auch wie ein lange verschollener Nr. 1-Hit der Supremes.
"Bleib Nicht Stehen" platziert die Mobylettes auf der ganz großen Bühne der Fifties-Highschool-Teen-Beats.
Strahlend steht Diana Diamond im Licht, und hält dennoch festen Blick auf Schatten-Momente noch kommender Beziehungen: "Hattest du nicht schon immer / das Beste von allem / glaube mir / ich bringe kein Glück / wenn Leute wie du / auf die Füße fallen / brechen Leute wie ich / ihnen das Genick". Nur Ein Wort" kombiniert gekonnt Ronettes-Reminiszenzen mit ausgeschlafenen Soul-Moves.
Alle Welt macht auf Sixties. Sind die Mobylettes also nur oberflächliche Epigonen? Eher die wahren Trendsetter. Ihr erster Longplayer "Girl Talk" erschien nämlich bereits 1995. "Immer Schlimmer!" ist die erste Scheibe seit 1998 - wenn die lange Pause dem Ideensammeln diente, hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Mit der gesammelten Erfahrung klingen die Songs frisch, originell und unangestrengt. Klein gestalten sich nur die Produktions-Möglichkeiten der Band - umso größer fallen die Song-Ergebnisse aus.
Der große Rocko Schamoni bekannte einst: "Wenn Gott Emma Peel wäre, dann wären die Mobylettes die Hausband des Himmels." Wer mag da widersprechen? Die Sonne geht auf, und die Erde geht unter. Irgendwo dazwischen irrlichtern die Mobylettes, und spielen auf zum Tanz für alle Herzschmerz-Geplagten mit kräftigem Beat-Zucken in den Beinen.
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