laut.de-Kritik

Die alten Herren zeigen allen Zweiflern den Mittelfinger.

Review von

Im Mai 2005 saß ich mit Nikki Six noch in Köln in einem Hotelzimmer und unterhielt mich mit ihm über die Reunion-Tour und die Best-Of "Carnival Of Sins". Damals versicherte mir der Basser, dass es auf jeden Fall ein neues Mötley Crüe-Album geben werde, nur der Zeitpunkt sei noch nicht benennbar. Nun, etwas über drei Jahre später liegt "Saints Of Los Angeles" in den Regalen.

"Saints Of Los Angeles" ist ein waschechtes Mötley Crüe-Album geworden, das ein Dutzend verdammt gute Hard Rock-Songs beinhaltet und lose auf der Biographie "The Dirt" basiert, die das Interesse an der Band letztendlich ja erst wieder entfacht hat. Nachdem Bands wie Hardcore Superstar oder Crashdiet in den letzten Jahren ein paar exzellente Glam Rock-Scheiben veröffentlicht haben, beweisen die alten Herren nun, dass man auch mit ihnen nach wie vor rechnen muss.

Nach einem einstimmenden Intro rockt "Face Down In The Dirt" gleich mal ordentlich ab und lässt die Party steigen. Mötley Crüe haben ein Album geschrieben, das weder altbacken, noch zu modern klingt. Wäre die Scheibe direkt nach "Dr. Feelgood" gekommen, die Band wäre erfolgstechnisch nie so abgestürzt, wie es leider der Fall war. Ok, da gab es noch andere Gründe, aber der Opener macht solche Gedanken schnell vergessen.

"What's It Gonna Take" geht ein wenig relaxter vor und erhöht den Glam-Faktor deutlich, wobei "Down At The Whiskey" noch einen drauf setzt. Wirklich klasse, wie hier nicht nur textlich eine starke Sentimentalität der alten Zeiten wieder auflebt. Mick Mars mag ja inzwischen ein alter Furz sein, doch der Kerl hat immer noch ein paar tolle Gitarrenlicks und Soli auf dem Kasten, um die ihn manch jüngerer Kollege zweifellos beneidet. Ob auch der erstklassige Titeltrack auf seine Kappe geht, lässt sich mit dem Booklet nicht bestimmen, doch die Nummer geht ohne Umschweife in Ohr und Nacken und wird ab heute in keinem Liveset mehr fehlen.

Respekt auch vor Sänger Vince Neil, der dem Rest der Band in Sachen starker Leistung in nichts nachsteht. Ob er das live reproduzieren kann, muss er erst noch beweisen, doch auf der Scheibe singt der Mann auch in den hohen Lagen ganz famos. Der einzigen Ballade "The Animal In Me" geht das sehr groovebetonte "Motherfucker Of The Year" voraus, das mindestens ebenso laut nach einer Liveumsetzung schreit wie der Titeltrack. Erwähnte Ballade ist dabei erfreulicherweise meilenweit vom jedem Kitsch entfernt und sowohl textlich als auch musikalisch sehr düster ausgefallen.

Das Tolle an "Saints Of Los Angeles" ist, dass man eigentlich jeden Song rauspicken kann und mit Lob nicht sparen muss. Da sind straighte Rocker wie "Welcome To The Machine" oder "Goin' Out Swingin'" die so ganz nebenbei auch gehörig Tempo machen. Daneben stehen Songs wie "Chicks=Trouble" oder "This Ain't A Love Song" (this is a fuck song, don't have to sing along), die man vor allem wegen ihrer direkten Texte zu schätzen weiß und die einem ein Grinsen ins Gesicht zaubern.

"Saints Of Los Angeles" hat Eier und zeigt allen Zweiflern und aufkommenden Möchtegerns deutlich den Mittelfinger. Saints or sinners - all hail the Crüe!

Trackliste

  1. 1. L.A.M.F.
  2. 2. Face Down In The Dirt
  3. 3. What's It Gonna Take
  4. 4. Down At The Whisky
  5. 5. Saints Of Los Angeles [Gang Vocal Version]
  6. 6. MF Of The Year
  7. 7. Animal In Me
  8. 8. Welcome To The Machine
  9. 9. Just Another Psycho
  10. 10. Chicks=Trouble
  11. 11. This Ain't A Love Song
  12. 12. White Trash Circus
  13. 13. Goin' Out Swingin'

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Man muss allerdings noch hinzufügen, dass Mötley Crüe alleine doch gar nicht in der Lage wären so ein Album zu schreiben.
    Da stecken ne Menge Songschreiber hinter die auch namentlich erwähnt wurden...

    Ich will das Album deshalb aber nicht runterziehen. Mötley Crüe darf sowas :)