laut.de-Kritik
Melodisch, rockig und tanzbar.
Review von Daniela ReichertChaotischer unordentlicher Rock'n'Roll mit Popmelodien, die ähnlich klingen wie The Beatles, The Who, The Smiths, David Bowie, The Libertines und vielleicht sogar Atomic Swing. So beschreibt der Leadsänger Anton Annersand selbst unbescheiden den Sound seiner Band auf deren Homepage.
Die Klappe möglichst weit aufzureißen, scheint schwedischen Bands ja irgendwie zu liegen. Nach Rock'N'Roll klingt die Platte allemal, schon "Weight (Off My Shoulders)" beginnt mit fetzigen Gitarren, leider kommt der Gesang noch nicht so ganz hinterher. Auch wenn die Stimme tatsächlich ein wenig an Pete Doherty erinnert, hört sie sich ein wenig müde an.
Innerhalb der nächsten zwei Songs wacht Anton aber offenbar auf, und bei "Valentines Day" stimmt die Mischung dann. Schnelle, rockige Songs, die ins Ohr gehen. Das einzige Problem, irgendwie erinnert mich der Sound an eine andere Band, ebenfalls aus Schweden: Sugarplum Fairy. Nicht, dass Molotov Jive tatsächlich kopieren, doch leugnen kann man die Ähnlichkeit kaum.
Richtig auffällig dabei: "Mr Mushroom". Die "Uh uh uh"-Gesänge, die Gitarrensolos, klingt alles schon stark nach "She" von Sugarplum Fairy. Dass sie aber auch anders können beweist vor allem "Hold Me Tight (Like A Gun)". Nicht nur die sanften Gitarren- und Klavierklänge berühren tief, auch der Text, der sich um verpasste Chancen und die Enge der Kleinstadt dreht. Für mich das mit Abstand beste Stück des ganzen Albums.
Ebenfalls aus der Reihe fällt "Made In Spain" mit einer Trompetenbegleitung, die einen richtigen Gute Laune-Song aus der eigentlich traurigen Geschichte macht. Schließlich geht es auch hier um Kleinstadtzwänge und den Wunsch, zu entfliehen. Überhaupt scheint Karlstad, die Heimat der Band, sehr langweilig und beengend zu sein, fast alle Songs drehen sich darum, auszubrechen oder gegen etwas zu rebellieren.
Aber Rebellion gehört ja auch zum Rock'n'Roll dazu. Insgesamt ein gelungenes Debüt, melodisch, rockig und tanzbar, live mit Sicherheit ein echter Kracher. Leider nur lässt der Sound noch ein wenig die eigene Note vermissen. Vielleicht sollten die Jungs sich beim nächsten Mal etwas mehr darauf zu konzentrieren, einen eigenen Stil zu finden, statt sich mit der Aufzählung ihrer Einflüsse aufzuhalten.
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