laut.de-Kritik

Seifenblasen-Sound zwischen Indie und Elektro.

Review von

Mit "Amniotic" veröffentlicht der gebürtige Hamburger und Wahlberliner Steffen Linck sein Debütalbum, das Singer-/Songwriter-Ansätze mit elektronischen Beats vereint. Wie der Name andeutet, soll es im wahrsten Sinne des Wortes organisch zugehen: Das Amnion ist als innere Eihaut Teil der Fruchtblase verschiedenster Organismen.

Dabei setzt der bekennende Hutträger auf behagliches, loungiges Flair, das ausufernde Melodien nicht scheut und eine Einordnung in die Register der elektronischen Musik leicht macht: Ehemals Bar 25, Kater Blau, viel Glitzer, viel Deko (aus Holz!), alles bunt, große Emotionen. Das beginnt schon beim Titeltrack: Aufreizend gemächlich entwickelt sich der Siebenminüter, begleitet von warmen Synths, weichen Claps und schließlich auch von Lincks klarer Stimme, die den Hörer regelrecht einlullt.

"Black Day" beschleunigt dann deutlich, Dave Harringtons Darkside-Gitarrenlines inklusive. Das Schema aber bleibt bestehen: Monolinks Musik dient als Fixpunkt für Connaisseure und VIVA-Konsumenten gleichermaßen, ist sie doch einerseits stimmig komponiert, verlässt aber nie die Gefilde träumerischen Elektro-Pops für Sonnenuntergänge.

In "Sirens" Fall gilt für die Lyrics vor allem Zweiteres: "I wanna be one with you and dance the way you do. I wanna come closer and go wild." Damit nicht genug, erinnert der Song mit einer gehörigen Portion Dreistigkeit an die Elektro-Indie-Blaupause "Howling", deren erste Spuren aus dem Jahre 2012 datieren.

Richtiggehend generisch wirkt "Rearrange My Mind" im Anschluss. Die vor sich hinbummelnde Bassline, der Schunkelrhythmus und inszenierte Drops mit gehörigem Rauschen schöpfen Monolinks Potenzial in keinster Weise aus.

"Frozen" zeichnet sich durch seinen Seltenheitswert aus, bleibt es doch das einzige Instrumental des gesamten Albums. Anfangs noch angenehm klingend, offenbart es den zentralen Schwachpunkt an der Schnittstelle zwischen Indie und Elektronik: Ohne Lyrics und die ewige Gitarre geraten die Beats schnell zu seicht, da helfen auch keine Klavierspuren, die sich nach der Gitarre als Lincks beliebteste Klangerzeuger präsentieren.

Anschließend kommt eine Spur Esotherik ins Spiel, Monolink bittet nämlich "Father Ocean" zu einem klärenden Gespräch und schüttet ihm sein Herz aus. "Swallow" erinnert erneut frappierend an Ry X und lässt den Rezipienten allmählich gewahr werden, dass es über die gesamte Spielzeit einen Mangel an Abwechslung und Reibungspunkten gibt, die im Ohr bleiben.

Glücklicherweise widerlegt "Take Me Home" mit einer Verschärfung des Tempos, verzerrten Vocals und groovigen Gitarren diesen Eindruck zumindest teilweise. Auch "Return To Oz" weiß mit simplen, aber eingängigen Loops weitestgehend zu überzeugen. Gerade wenn Steffen Linck seine träumerische Blase verlässt, klingt seine Musik am stärksten.

So liegt ein Album vor, das freigeistige Ballonhosen- und Fußkettenträger ansprechen dürfte, dem über eine Stunde und zehn Minuten aber der Wiedererkennungswert abhanden kommt. Gewöhnungsbedürftig gehen auch die oftmals arg überkandidelten Lyrics ins Ohr: Lines wie "I crawled onto an island made of plastic where every life's condemned to be undone." aus dem Closer "Burning Sun" sind tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme.

Trackliste

  1. 1. Amniotic
  2. 2. Black Day
  3. 3. Sirens
  4. 4. Rearrange My Mind
  5. 5. Frozen
  6. 6. Father Ocean
  7. 7. Swallow
  8. 8. Take Me Home
  9. 9. Riverman
  10. 10. Return To Oz
  11. 11. Burning Sun

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