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Monster Magnet

Anfang der Neunziger erscheint eine kleine aber feine EP bei Glitterhouse Records unter dem Arbeitstitel "Monster Magnet" (zuvor erregt man mit einem Demotape namens "Forget About Life I'm High On Dope" Aufmerksamkeit). Ein Projekt von vier Jungs aus New Jersey, die ihre Inspiration vornehmlich der halluzinogenen Chemie verdanken, was wiederum am deutlichsten der Gitarrenarbeit John McBains zu entnehmen ist. Vor allem dank seinen Syd Barrett getränkten Psychedelia-Ausflügen gilt der erste "wahre" Band-Longplayer "Spine Of God", der im Dezember 1991 erscheint, bis heute für zahlreiche Fans zum besten Werk der Gruppe.

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Des Monsters Roots wuchern zurück bis zum Krautrock (Henriette Krötenschwanz lässt grüßen) und so wirrköpfig klingen auch die lysergsäureverseuchten Lyrics von "Bullgod" und Bandkopf Dave Wyndorf. Da entstehen Gespräche mit Planeten, das muss man sich mal vorstellen. Brachiale Gitarren, die an Flangers und Wah-Wahs hängen, untermalen den akustischen Teil des Trips. Folglich muss man sich auch nicht wundern, dass vor der Benennung in Monster Magnet auch Namen wie Heroin Muel, Nipple Tank, World Of Pills oder Grinning Gibbon im Spiel waren.

1992/93 erklimmen Dave, Basser Joe Calandra und Drummer Jon Kleiman, trotz McBains Ausstieg nach einer Europa- und Nordamerika-Tour mit Soundgarden weiter die "Wirbelsäule Gottes". Das geht solange, bis Polygram in enger Zusammenarbeit mit den Drogenrockern die kommerzielle Seite des Rausches wittert und die Magneten bei A&M unter Vertrag nehmen. McBains Part übernimmt auf dem folgenden Album "Superjudge" der ehemalige Daisycutter-Saitenquäler Ed Mundell. Doch erst der heftigst Black Sabbath huldigende Klassiker "Dopes To Infinity" lässt die Rockgemeinde im Frühjahr 1995 erzittern und wirft mit "Negasonic Teenage Warhead" den vom Label ersehnten Indie-Hit ab.

Von da an verlassen Monster Magnet die heiligen Bühnen der süßlich duftenden Partykeller und Clubs und steigen auf in den Olymp der Konzerthallen. Das Musikbusiness ist eben doch "a satanic drug thing you wouldn't understand" (Motto zu "Spine Of God"-Zeiten). Mit der '98er Hitsingle "Space Lord", dem "Powertrip"-Album und der Drogenabstinenz Wyndorfs kehrt die Band ihrer psychedelischen Vergangenheit den Rücken zu und werkelt recht erfolgreich an straightem Rock. Das unnachahmliche "Suck-It-Baby"-Posing des Herrn Wyndorf sorgt dafür, dass der US-Vierer im chaotischen Rockzirkus weiterhin einzigartig bleibt. Mit Phil Caivano holen sie sich eine zweiten Gitarristen ins Line-Up, damit sich Dave live nur auf seinen Gesang und seine Show konzentrieren kann. Die Erfolgskurve zeigt steil nach oben und Monster Magnet stehen als Opner für Mega-Acts wie Metallica, Aerosmith oder Megadeth auf der Bühne.

Monster Magnet - A Better Dystopia
Monster Magnet A Better Dystopia
Psychedelic-Rock und Proto-Metal aus Wyndorfs Plattensammlung.
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Musikalisch ändert sich im Jahr 2000 mit "God Says No" zwar nicht viel, aber Nu-Metal mit Bands wie Limp Bizkit sind plötzlich der heiße Scheiß, in den die Labels lieber ihr Geld reinpumpen. Dessen ungeachtet steigt der Bullgod Ende des Jahres 2000 aus seiner Gruft, um den Rock'n'Roll-Jüngern im Doppel-Tour-Package mit Queens Of The Stone Age das Fürchten zu lehren. Dave gräbt weiter tief in der Klischeekiste des Rock, lässt Go Go-Girls tanzen und beschwört Feuer und Hölle, was vielleicht gerade im direkten Vergleich mit den damals so zurückhaltend wie knüppelhart rockenden QOTSA-Auftritten leicht gestrig wirkt. Hinzu kommt nun massiver Ärger mit der Plattenfirma Universal, die die Band von der Liste ihrer Cash Cows streicht.

Auf fehlenden Rückhalt seitens des Labels hat Wyndorf verständlicherweise wenig Bock, und so zieht er sich erst mal eine Weile ins Private zurück, sattelt danach Pferd, Planet und Bullgod und fährt geradewegs in den Hafen von SPV ein, die ihn mit offenen Armen empfangen. Vorher erscheint noch die unvermeidliche "Best Of", da man dem alten Label noch ein Album schuldig war. Die lieblose Zusammenstellung altbekannter Hits und einigen B-Seiten und Coverversionen begleitet die Band mit einer einmonatigen Tour durch die Staaten unter dem Titel 'We're Free-Tour'. Das Ausräumen von Problemen scheint Monster Magnet wieder in die Spur zu bringen.

Anfang 2004 steht mit "Monolithic Baby!" ein ebensolches im Laden. Es wird wieder gerockt, und zwar straight nach vorne, Baby. Allerdings ohne Drummer Kleiman und Basser Calandira, die die Band beide schon 2003 verlassen haben. Den Viersaiter bedient nun Jim Baglino (Lord Sterling) und hinter den Drums sitzt der ehemalige Chrome Locust-Taktgeber Michael Wildwood. Noch während der Aufnahmen fliegt Michael aber wieder raus und Bob Pantella (Ex-Raging Slab) bringt den Job zu Ende. In Europa gehen Monster Magnet mit The Quill und Gluecifer auf Tour, ehe sie in den Staaten mit Melissa Auf Der Maur und HIM unterwegs sind.

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Monster Magnet "Damals hat man den Wahnsinn in der Musik gespürt"
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Eine Tournee folgt der anderen, mal als Support, mal als Headliner. Monster Magnet leben nur noch in Bussen, Zügen und Flugzeugen. So etwas hinterlässt seine Spuren. Gitarrist Phil Caivano packt seine Koffer, was die Band zunächst wieder als Quartett zurücklässt. Dieses Privileg besitzt Wyndorf als uneingeschränkter Bandchef nicht. Vor einer geplanten Europatournee mit Witchcraft erfährt man im März 2006 via Pressemeldung, dass der Sänger einen schweren Drogenrückfall erlitten habe und stationär behandelt wird. Wie sich später herausstellt, handelte es sich um eine versehentliche Überdosis Schlaftabletten, von denen er abhängig wurde, um von seinen stressigen Alltag zu bewältigen.

Derweil legt SPV die 1991er EP "Tab" und das Debütalbum "Spine Of God" zum Special Price wieder auf. Neben neuem Coverartwork gibt Dave auch ein paar Linernotes zum Besten. Nachdem er sich wieder erholt hat, erscheint Ende 2007 das siebte Studioalbum "4-Way Diablo". Die Produktion vertraut man wieder Matt Hyde an, der schon "Powertrip" und "God Says No" abgemischt hatte. Dennoch spielen Monster Magnet erstmals keine richtige Tour und beschränken sich auf ein paar Festivaldates. Erst im Folgejahr traut sich Wyndorf wieder an sein altes 'On the road'-Leben heran. "Mastermind" wird das letzte Album mit dem langjährigen Leadgitarristen Ed Mundell, dem nach 18 Jahren die Lust an der Sache abhanden gekommen ist. Garret Sweeny nimmt seinen Platz ein.

Vor dem nächsten Studioalbum "Last Patrol" (2013) huldigen die Psycho-Rocker ihrer eigenen Vergangenheit und gehen auf "Dopes To Infinity"-Club-Tour: "'Dopes To Infinity' ist sicherlich eines unserer stärksten Alben. Dieses wollen wir nun als eine Art Reise durch die Musik komplett live vorstellen. Es handelt sich weniger um eine Rock-Show, sondern um eine völlig abgedrehte musikalische Erfahrung mit den gut aufeinander abgestimmter Sequenzen der bekannten Songs", erklärt Wyndorf im Vorfeld der Tournee 2011.

Muss ihnen eine Menge Spaß gemacht haben, denn im Folgejahr kommt auch "Spine Of God" in den Genuss einer eigenen Tournee, was für spätgeborene MM-Fans nach der "Dopes"-Erfahrung die finale Erfüllung eines Traums darstellt. Im dritten Jahrzehnt ihrer Karriere sind die Psychedelic Rocker um das einzig verbliebene Originalmitglied Dave Wyndorf noch immer voller Tatendrang und gewillt, vor allem die zahlreichen Fans in Europa mit regelmäßigen Tourneen zu beglücken.

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Monster Magnet - Mindfucker: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2018 Mindfucker

Kritik von Manuel Berger

Den Blunt erfindet Wyndorf nicht neu, will er ja gar nicht. (0 Kommentare)

Fotogalerien

Köln, Gloria, 2016 Dave Wyndorf und Co. zelebrieren ihre Klassiker.

Dave Wyndorf und Co. zelebrieren ihre Klassiker., Köln, Gloria, 2016 | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Dave Wyndorf und Co. zelebrieren ihre Klassiker., Köln, Gloria, 2016 | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Dave Wyndorf und Co. zelebrieren ihre Klassiker., Köln, Gloria, 2016 | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Dave Wyndorf und Co. zelebrieren ihre Klassiker., Köln, Gloria, 2016 | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger)

Berlin, 2014 Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour.

Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) Dave Wyndorf und Crew starten ihre Deutschlandtour., Berlin, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler)

Dopes To Infinity 2011 Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall.

Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Dave Wyndorf und Band live in der Kölner Live Music Hall., Dopes To Infinity 2011 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Surftipps

  • Zodiac Lung

    Offizielle Seite, benannt nach einem Song auf "Spine Of God".

    http://www.zodiaclung.com/
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