laut.de-Kritik

Dieser Astronautenfolk entpuppt sich als absolut geerdet.

Review von

Die Moonband hat es nicht zum Mond geschafft. Ihr Raumschiff hängt zertrümmert im Fels, die drei Männer und zwei Damen umfassende Crew um die Songschreiber und Sänger Chris Houston und Eugen Mondbasis ist gestrandet inmitten einer romantisch-bedrohlichen Erdenlandschaft, in der die Entwicklungen der modernen Gesellschaft ihren Nutzen verloren haben. Also besinnt man sich mit dem Griff in die Retrokiste auf Altbewährtes und setzt auf Ursprünglichkeit.

So suggeriert es das Coverartwork des Longplayer-Debüts dieses bayerischen Quintetts, das entsprechend dieser Erzählung das Lagerfeuer entfacht und einem weitgehend akustisch instrumentierten Kompositionen zwischen Folk, Americana und Alternative Country frönt. Dabei handelt es sich um >"Songs we like to listen to while traveling through open space", erläutert der Klappentext des Digipacks, das zudem das "Moon Book" beinhaltet, das mit den Lyrics und den dazu gehörigen Akkorden aufwartet.

Da wird die häufig gezupfte Wandergitarre von der Mandoline oder dem Banjo unterstützt, während der angenehm wummernde Kontrabass seine Kreise zieht und dezente Percussions, die säuselnde Lap Steel und ein Glockenspiel die Songs abrunden. Unprätenziöse Arrangements prägen die Stücke dieser Band, ihre Stärke liegt aber vor allem in der Mehrstimmigkeit vieler Lieder, denen Katerina Kirková mit ihrer einnehmenden Zweitstimme ihren Stempel aufdrückt. Bei aller melodischen Unaufgeregtheit versteht es der Fünfer immer wieder gekonnt, sich der Beliebigkeit zu entziehen und mit subtilen melodischen Wendungen den Hörer bei Laune zu halten.

Atmosphärisch pendeln die Songs zwischen Melancholie, Gemütlichkeit und ersehntem Aufbruch und kommen im harmonischen Trab daher, schwingen sich daneben mal zu sanften Galopp auf ("Tom Waits", "Top Of The Tree" "Cross The River", "Boogeyman") oder setzen auf getragene Entschleunigung (Devil's Got A Piece Of Us", The Gardener"). Gegen Ende des Albums präsentiert die Band mit in Hall gesetzten Stimmen zur Mundharmonika ("Right Before Your Eyes") und schlichtem wie emotionalem Countryfolk ("The Hiker") zur Akustischen schließlich die musikalischen Höhepunkte.

Mit "Open Space" ist den Folkastronauten aus München ein ansprechendes und kohärentes Album geglückt, das nach Authentizität strebt und die musikalische Zurückhaltung zum Konzept erhebt. Mit ihren beschaulichen Inszenierungen schwimmt die Moonband auf der derzeit angesagten Neo-Folk-Welle mit, ohne sich aber mit zwingendem Enthusiasmus in den Vordergrund zu spielen.

Trackliste

  1. 1. Devil's Got A Piece Of Us
  2. 2. Tom Waits
  3. 3. The Internist
  4. 4. Top Of A Tree
  5. 5. Roll On Blues
  6. 6. In The Garden
  7. 7. We Don't Care
  8. 8. Days To Live
  9. 9. Cross The River
  10. 10. Boogeyman
  11. 11. Right Before Your Eyes
  12. 12. No Direction Home
  13. 13. The Hiker

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