laut.de-Kritik
Charmanter Retro-Pop à la Air und The Bird And The Bee.
Review von Martin LeuteDiese Platte des Londoner Quintetts ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist sie dank der finanziellen Unterstützung der Fans entstanden und basiert damit auf einem von Plattenlabels unabhängigen, zukunftsträchtigen Finanzierungsmodell. Zum anderen ist dem Werk eine üppige Novelle beigefügt, die das Leben der besungenen Figuren detailliert durchleuchtet.
Morton Valence sind in der Londoner Elektropop-Szene keine Unbekannten, machten sie doch 2003 als Florida mit dem Album "Bob And Veronica's Big Move" auf sich aufmerksam, ehe musikalische Differenzen schließlich für deren Aus sorgten.
Umso erfreulicher ist es, dass die Protagonisten Anne Gilpin und Robert Hacker Jessett musikalisch unter neuem Namen nach wie vor aktiv sind und mit dem Albumtitel "Bob And Veronica Ride Again" thematisch an ihr großartiges Frühwerk anknüpfen.
Es handelt sich hier insofern um ein Konzeptalbum, als die Stationen der Beziehung zwischen Veronica und Bob lyrisch inszeniert werden. "They did believe in lust at first sight", verraten die Zeilen auf der Rückseite des Coverartworks. "And unlike love, at least lust seems to last forever."
Musikalisch präsentieren Morton Valence dieses Spiel der Leidenschaften als eine Mischung aus French Pop, Indiepop und Easy Listening, auf deren synthetischer Grundierung Drums, Basslinien, Gitarreneinlagen und Samples Akzente setzen.
Atmosphärisch lehnt sich der dichte, aber gediegene Sound dezent an den Spacepop von The Bird And The Bee oder Air sowie den Retro-Appeal der Ex-Belle And Sebastian-Chanteuse Isobel Campbell an, integriert aber immer wieder satte Klanglandschaften in die Arrangements.
Im Zentrum der Kompositionen steht dabei der verführerische Girl/Boy-Harmoniegesang, mit dem auch Künstler wie Arthur & Yu oder jüngst Pete Yorn & Scarlett Johansson überzeugten.
Stilistisch erweist sich die Band durchaus vielseitig, ohne den harmonischen Fluss des Albums zu stören. Die verträumten, mit Glockenspiel unterlegten "Chandelier" oder "Bob, Veronica And Some Crickets" fügen sich ebenso kohärent ins Gesamtbild ein wie der smarte Indietronic-Stomper "Funny Peculiar" oder mit Western- und Country-Motiven versehene Songs ("Young John", "Hang It On The Wall").
"Bob And Veronica Ride Again" ist eine Platte, die das Auf und Ab des Begehrens stimmungsvoll inszeniert und emotionale Befindlichkeiten wunderbar artikuliert.
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