laut.de-Kritik

So still und doch so schön.

Review von

Das Debütalbum "So Still" des Engländers Mozez unter R'n'B einzuordnen, wäre zu kurz gegriffen. Die Sparte Pop bietet sich auch nicht unbedingt an. Trotzdem ist der bedächtige Sound des auf Jamaika geborenen Osmond Wright irgendwo dazwischen angesiedelt.

Desinteresse gegenüber Genregrenzen bewies Mozez nicht nur bei seiner Arbeit mit Zero 7 und Nightmares On Wax, sondern auch bei der Nennung seiner musikalischen Vorbilder: Zwischen Marvin Gaye und Frank Sinatra klafft definitiv eine gehörige Lücke. Bei erstem Unverständnis bringt die Musik von Mozez jedoch schnell Licht ins Dunkel, vereint sie doch die stimmliche Klasse von Gaye und die popmusikalische Qualität von Sinatra. Und gerade Letztere nimmt man natürlich immer gerne mit offenen Armen auf.

Doch auch von Broadway-Musik ist Mozez im Grunde weit entfernt. Keine pompösen Arrangements, nichts, was nur im Entferntesten auf die Nerven gehen könnte. Keine Show, keine Inszenierung irgendeines Selbst. Ungeschminkter Gesang, gebettet auf zurückhaltenden Kompositionen. So beherzt und so ruhig, das man sich fragt, ob man dieses Album überhaupt laut hören kann. So still und doch so schön.

Wer so etwas langweilig nennt, hat wohl nicht richtig zugehört. Musik muss sich nicht anbiedern, muss niemand in den Hintern kriechen oder in die Fresse hauen. Zumindest wenn ein Sympath wie Mozez am Werk ist. Und wenn ihm namhafte Musiker wie Guy Sigsworth, George Evelyn von Nightmares On Wax und Zero 7 unter die Arme greifen. Sigsworth, der schon Hits für Madonna, Seal und Björk schrieb, zeigt sein musikalisches Gespür auf "Feel Free" und "Venus Rise". Dort lässt er sanfte Sound-Schnipsel in die Atmosphäre gleiten, die Mozez mit seiner Stimme betörend zusammenhält. Das Instrument des Trompeten-Virtuosen John Hassell sorgt für Gänsehaut.

Nightmares On Wax machen auf "Fuzz" keine Ausnahme von der bedächtigen Stimmung. An Gospel-Gesänge erinnernd, baut sich der Track immer wieder auf, um dann ganz ohne polternden Höhepunkt wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Zero 7 schließlich, die unter anderem mit Mozez' Unterstützung ihr Albums "Simple Things" millionenfach verkauft haben, verbinden gezupfte Gitarren und Streicher zu einer dichten Decke für seinen poetisch-angehauchten Gesang: "Things you couldn't say you say when | Drifting clouds reveal a lovely day." Schön? Schön!

Trackliste

  1. 1. Feel Free
  2. 2. Baby Blue
  3. 3. Troubled Mind
  4. 4. So Still
  5. 5. Spinning Top
  6. 6. Somehow Wow
  7. 7. Getting Better
  8. 8. Take The Sun
  9. 9. Fuzz (feat. Nightmares On Wax)
  10. 10. Venus Rise
  11. 11. Beautiful Day (feat. Henry Binns From Zero 7)
  12. 12. Stay Beautiful
  13. 13. If I Fall
  14. 14. Eternity

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