laut.de-Kritik
Fürchtet euch wie mit 13 vor Stephen Kings "Es".
Review von Michael SchuhDreckige Rockmusik ist gut zum Abreagieren. Die harten Riffs werden aufgedreht bis das Boxenfell auf's Äußerste strapaziert ist und gewöhnlich schüttelt man sein Haar dazu. Schädelkreisende Drohgebärden gegen den imaginären Feind; so muss das sein. Dreht man Mumble & Pegs drittes Album auf, meint man zunächst richtig zu liegen. "Fuck all of you, Mumble & Peg hates you as much as we hate me", brüllt der Sänger. Gib's ihm! Hau ihn um, die Sau! Im weiteren Verlauf der Listening Session weicht Aggression jedoch einer gezielten Untergangsstimmung, die den Kopf schwer werden lässt, ein Kissen suchend, um einfach mal wieder richtig loszuheulen.
Nicht dass wir es hier mit der Sorte neuer Brit-Melancholie zu tun hätten, die Poptones-Chef Alan McGee so trefflich mit "Bettnässer Musik" tituliert. Mumble & Peg kommen aus der Noise-Ecke an Amerikas Westküste und präsentieren ein Album, das Einflüsse aus Rock, Blues und Country gelten lässt, um einen komplexen und schwer verdaulichen Gesamteindruck zu hinterlassen.
Dem straighten Opener folgt ein verqueres Rockmonstrum, dessen eingängiger Refrain erahnen lässt, wie selbstverständlich die Band scheinbar unvereinbare Strukturen zusammenführen kann. "Less Actively" erinnert gesanglich an den frühen Bowie, leise Keyboards und verzerrte Gitarren liefern sich einen verzweifelten Dialog. Bei der herzerweichenden Banjo-Ballade "Third Person" darf dann zum ersten Mal das Kissen befeuchtet werden, bis man bei "Mountain", dem Rockhammer der Scheibe, automatisch wieder beherzt durch's Zimmer juckt.
Die gesangliche Leistung Erik Carters kann nicht oft genug hervorgehoben werden. Ob hell und klar, verraucht oder schrill brüllend, dieser Mann hat das Mike Patton-Diplom mit Auszeichnung im Schrank. Liegt einem bei "Nine" noch ein heiterer McCartney im Ohr, beginnt ab Track acht der Abstieg in Mumble & Pegs dunkle Seele. Nun heißt es: Rollläden runterlassen und sich fürchten wie mit 13 vor Stephen Kings "Es". Das verschrobene "Mirrorface" samt ausufernder 70er Rock-Orgie bildet für mich den Höhepunkt. Enden tut das in seiner schweren Intensität fesselnde Werk mit einer Coverversion Nick Drakes als Hidden Track. Der britische Folksänger galt zu Lebzeiten übrigens auch eher als versierter Melancholiker denn als rauher Riffklotzer.
1 Kommentar
Doofer Name für 'ne geile Band mit geiler Scheibe. Leider inzwischen (2007) abzuheften unter: Untergegangene Schmankerl für (Wieder-)Entdecker und Gourmets, die sich gerne was in den Schrank stellen, das nicht alle haben. Paßt gut in die "Meine kleine Perlensammlung"-Ecke zwischen Vent, Creep, Tad, Jud und Day Housten. Was zum haben wollen... Die Musik? - Ach ja: siehe oben Nuff said.