laut.de-Kritik
Schnell leben, alt sterben mit Gomma Records.
Review von Matthias MantheElektronische Tanzmusik hat Entsorgungsfunktion. Wir gehen in den Club, um den Alltag abzustreifen, abzuschalten, körperlichen Ausgleich zu schaffen. Wir gehen nicht in den Club, um Introspektion zu betreiben oder über das Wohl der Welt zu philosophieren. Vielleicht hat das niemand besser begriffen als Mathias Modica.
Mit Gomma Records hat der Münchener ein Label gegründet, das sich mit WhoMadeWho, Tomboy und der persönlichen Spielwiese Munk der Erleichterung verschreibt. Knochentrocken proklamiert er, der besagte Munk gerade auf eine vierköpfige Band hochgezüchtet hat, vorneweg das Partymotto: Live Fast! Die Old!
Italiens Actress Asia Argento geht da gerne mit und leiht drei elektrofunky Bauchgeburten ihre Stimme. The Rapture schicken jemanden für den Bass-Posten, Ed-Banger-Boss Busy P bringt Knarz ein, und das Küchenradio besorgt Italo-Disco-Hintergrundleuchten.
Klar, dass das Hipster wie die Mücken zur Straßenlaterne lockt. Auch DFA-Head James Murphy steht ganz oben in Munks Buddy-Liste.
Der dualistische Plattentitel trifft nämlich voll ins Schwarze. Dicke, verschleppte Synthie-Bässe und Vintage-Drum-Machines laden zum Kopfnicken, geraten aber keinerzeit in marktschreierische Hektik, sondern bleiben locker-fluffig unterstated. Dank an den Humor des Künstlers, der schon mal drei Minuten lang Milch und Limonade disst.
"Ich wollte einen Gegenpool zu den sauberen digitalen Computer-Sounds setzen. Schmutzig und langsam sollten die Songs sein und trotzdem irgendwie futuristisch klingen." Minimal 2006, New Rave 2007, Disco Electro 2008? Die Gegenwart gehört jedenfalls dem Munk-Sound.
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