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My Bloody Valentine

Die Dubliner Band gilt als eine der unbestrittenen Helden des Indies. Sie zeigen Anfang der Neunziger wie man trotz Noise-Experimente dem Pop nicht entsagen muss. Mastermind Kevin Shields – immer dicht an der Grenze von Genie und Wahnsinn – veröffentlicht mit seiner Band zwei Alben und mehrere EPs, die die Indierock-Welt damals gewaltig erschüttern. Heute gilt vor allem My Bloody Valentines zweites Album "Loveless" als Klassiker des Noise-Pops bzw. Shoegazing.

My Bloody Valentine: Shoegaze-Pioniere veröffentlichen neues Album Aktuelle News
My Bloody Valentine Shoegaze-Pioniere veröffentlichen neues Album
Die irisch/englischen Urgesteine melden sich mit ihrem neuen Werk "Mbv" zurück. Es ist ihr erstes Album nach gut 21 Jahren.

Im verregneten irischen Dublin gründen Kevin Shields (Gitarre/Gesang) und sein Kindergartenkumpel Colm O’Ciosoig (Schlagzeug) im Jahr 1984 die Band. Neben dem Gründungs-Duo engagieren die beden den Sänger Dave Conway und die Keyboarderin Tina. Schnell klaut man sich einen Bandnamen von einem kanadischen B-Horror-Film und zieht mit der kompletten Band nach Berlin, um dort den Rock-Olymp zu erobern. Bis auf die Veröffentlichung der EP "This Is Your Bloody Valentine" ein Jahr später geht dieser Plan aber ziemlich in die Hose. Enttäuscht kehrt die Band Deutschland den Rücken und siedelt nach London über.

Nach dem Einstieg von Basser Debbie Googe arbeitet die Band weiter an verschiedenen EPs und Singles, die sich nun zwar gerne etwas an Jesus And Mary Chain anlehnen, aber trotzdem keinen nennbaren Erfolg verbuchen können. Erst als My Bloody Valentine mit der EP "Sunny Sundae Smile" versuchen, ihrem Noise auch mal zarte und luftige Melodien unterzujubeln, werden die ersten Ohren auf die Band aufmerksam. Auf den folgenden EPs "Strawberry Wine" und "Exctasy" (beide 1987) verfeinern Shields und Co. diese Herangehensweise und ernten dafür heftigen Zuspruch von Seiten der Kritik.

1988 schafft es die Band endlich ein Album zu veröffentlichen. Für "Isn't Anything" wird Dave Conway durch Bilinda Butcher ersetzt, deren Flüster-Gesang weitaus besser zu den seichen Pop-Melodien der Band passt. Überhaupt ist der Gesang ein interessanter Teil bei My Bloody Valentine. Die Band sieht die Stimme eher als weiteres gleichberechtigtes Instrument, denn als Werkzeug für Melodieführung. Dementsprechend werden die Vocals immer nur so laut aufgenommen wie die anderen Instrumente auch, was dazu führt, dass man die Texte nur mit Mühe erahnen kann. Trotzdem liegen die Kritiker "Isn’t Anything" und seinem späherischen Krach zu Füßen. Und so langsam wird auch eine etwas breitere (vor allem englische) Öffentlichkeit mit dem Namen My Bloody Valentine vertraut.

Während die ersten Nachahmer des typischen My Bloody Valentine-Sounds schon längst aus den Kinderbettchen erwacht sind und im Hype Plattenverträge einstecken, verkriechen sich Shields und seine Mitstreiter ins Studio um an einem würdigem Nachfolger zu arbeiten. Das entpuppt sich aber zu einem größeren Problem als gedacht. Shields verbissener Perfektionismus, wenn es darum geht, Songs aufzunehmen, ist bekannt. Doch erlangt dieser bei den Aufnahmen zu My Bloody Valentines zweitem Album neue Ausmaße.

Seine Detailbessenheit ist für die englische Musikpresse natürlich ein gefundenes Fressen und so wird ausgiebig über Shields Suche nach dem perfekten Sound berichtet, während ein Album immer noch auf sich warten lässt. Immerhin schafft es die Band die EPs "Glider" (für viele Fans einer ihrer besten Outputs) und "Tremolo" zu veröffentlichen.

Kurz bevor sich das Jahr 1991 dem Ende zuneigt, erscheint endlich "Loveless". Und trotz der langen Wartezeit zahlt sich Shields verbissener Kampf um die Stimmigkeit von jedem einzelnen Ton aus. Bis heute ist diese Platte das große Vermächtnis der Band und schillert nach wie vor in den unerreichbaren Höhen des Noise-Pops. Mit uneingeschränkt fantastischen Kritiken im Rücken wird die Platte zum Hit und neben der tanzbaren Madchester-Szene um die Happy Mondays und deren verpillten Freunden, stehen My Bloody Valentines mit ähnlich veranlangten Bands wie Ride oder Slowdive an der Spitze der englischen Musik-Szene. Trotzdem schafft es "Loveless" nicht, die immensen Produktionskosten wieder einzuspielen und das damalige Label Creation (das später mit Bands wie Oasis den Britpop einläuten wird) droppt Shields und Co. aus ihrem Rooster.

My Bloody Valentine - M B V
My Bloody Valentine M B V
Mein Gott, es ist voller Sterne!
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Bei Island Records finden My Bloody Valentine ein neues Zuhause und versprechen dem Label auch ein neues Album. 1992 geht man ins Studio, um es aufzunehmen – daraus wird erst einmal gar nichts. Shields' wahnsinniger Perfektionismus lässt ihn angeblich zwei komplette Alben produzieren und wieder zerstören, da er mit dem Ergebnis nicht zufrieden sei. Cooge und Jugendfreund O'Ciosoig, der später Snowpony gründet, kehren ihm den Rücken zu und lassen die Band auf Shields und Butcher schrumpfen. Bis auf ein paar wenige Beiträge zu einigen Compilations verharrt die Band im Dornröschen-Schlaf.

Kevin Shields vergnügt sich währenddessen als Produzent und Live-Musiker von Primal Scream, bevor er 2004 das erste Mal wieder von sich hören lässt. Zum Soundtrack von Sophia Coppolas Film "Lost in Translation" steuert er zwei brandneue Solo-Stücke bei. Erst im Herbst 2007 scheint es für die Fans wieder Anlass zur Hoffnung zu geben. Im Interview mit einem US-TV-Sender bestätigt Shields Gerüchte, dass die Band an einem neuen Album arbeite, das noch im selben Jahr erscheinen soll. Außerdem will er noch Material aus den Jahren 93/94 veröffentlichen sowie eine weitere Scheibe, an der bereits seit 1996 gearbeitet wird.

Für Juni 2008 spielen My Bloody Valentine einige Live-Termine in England - die Shows in London, Manchester und Glasgow sind bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Es folgen Auftritte auf renommierten Festivals (Roskilde, Benicassim, All Tomorrow's Parties) und eine kleine Tour durch die USA. Danach wird es wieder recht ruhig um My Bloody Valentine, bis Shields die Fertigstellung des lange angekündigten Albums "M B V" ankündigt, das 2013 erscheint. Mit ihren typisch verbogenen Gitarrenschleifen und dem bedächtigen Schlagzeug machen sie eine nachgewachsene Generation auf sich aufmerksam, die Älteren verfallen in einen seligen Dämmerzustand, und lassen angesichts der neuen Songs die 90er noch mal Revue passieren. Danach wird es wieder still um die Iren.

Acht Jahre später macht das Quartett auch seinen Frieden mit Streaming und stellt den kompletten Backkatalog digital zur Verfügung. Im Mai 2021 folgt die Re-Issue-Reihe auf CD und Vinyl. "Isn't Anything" und "Loveless" wurden für die Deluxe-LPs analog gemastert und für die Standard-LPs aus neuen, hochauflösenden, unkomprimierten digitalen Quellen. Gleichzeitig unterschreibt die Band einen neuen Deal bei Domino Recordings und kündigt zwei neue Alben an, die noch 2021 erscheinen sollen.

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Alben

My Bloody Valentine - M B V: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2013 M B V

Kritik von Sven Kabelitz

Mein Gott, es ist voller Sterne! (0 Kommentare)

My Bloody Valentine - Loveless: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

1991 Loveless

Kritik von Sven Kabelitz

Zwischen Lärm und schwärmerischer Eleganz, zugleich fragil und brutal. (0 Kommentare)

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