laut.de-Kritik
Sonnenblumenfeld? Pusteblume.
Review von Lena Bayer"Wie Es Ist" fragte Nand erst Anfang des Jahres. Die Antwort darauf kannte er zwar selbst nicht, lieferte aber eines der aufregendsten Alben seit dem Wiederaufleben der Neuen Deutschen Welle. Jetzt legt er mit Album Nummer vier zügig nach.
"Durch Die Blume" beinhaltet 13 Songs, die Nand seinen Fans an einem Freitag, den 13., schenkt. Fast die Hälfte davon veröffentlichte der Franke allerdings schon im Voraus. Mit dabei sind die beiden Featuregäste Laloba und 9inebro. Letztere ist eine Hälfte des Duos Lugatti & 9ine und sorgt im gemeinsamen Song "Meer & Weitsicht" für eine überraschend harmonische Note. Zuvor kommt aber das graziöse "Intro".
Es ist nicht das erste Mal, dass sein Fokus auf der Natur liegt. 2020 machte "Ich Hab Blumen" den Anfang, wenig später folgte die Single "Sonnenblumenfeld": "Ich steh' im Sonnenblumenfeld / Mit 'ner honigsüß orange verfärbt / vertreib' ich mir die Welt". Diesmal steht Nand in seinem Lieblingshemd im Weizenfeld, als er gedankenverloren fragt: "Wann war ich das letzte Mal am Leben?" ("Hey Girl"). "Ich lebe wenn die Wildblumen blühen" ("Meer & Weitsicht").
Stärker als zuvor thematisiert er nun den Wunsch an eine andere Zeit. Zurück in die Kindheit, sich das Leben romantisieren: Regenbögen fangen, Klingelstreiche und Wegrennen, Momo lesen. Auch "Kaffee und Kuchen, das muss schonmal sein". Diese wirken bei Nand im Gegensatz zu Freunden des Wortspiels wie einem Mayberg bemerkenswert unironisch.
Synthie-Sounds kombiniert Nand weiterhin mit schnelleren Techno-Beats, Electronica mit Indie. Doch diesmal wird er auch etwas poppiger ("Hey Girl" oder "Nie Mehr Weg"). Die wiederkehrende Dominanz der Trompete behielt er bei, sie zieht sich beinahe durch das komplette Album. Gut so.
Gegen Ende wird der Beat schneller, die Stimmung düster und es geht eine Etage tiefer: "Aufwachen, schmerzen, manchmal will ich weg sein / Wirst du es dann merken / Planlos und ziellos nachts durch den U-Bahnhof". Ehrlich und direkt liefert der Würzburger damit einen der stärksten Momente des Albums: "Unaufhaltbar, es ist so dunkel, ich kotze" ("U-Bahnhof").
Es braucht auch diesmal wieder einige Durchläufe, um die Vielschichtigkeit seiner Themen und Melodien zu durchblicken. Zeit gestohlen wurde trotz der grauen Männer nicht ("Update"). Am Ende fehlt es "Durch Die Blume" im Vergleich zum Vorgänger dennoch an Highlights. Vielleicht ein Resultat seiner geschwindigkeitslastigen Veröffentlichungspolitik. Für einen kleinen TikTok-Hype um den Paul Seul-Remix von "Dachlatte" hat's gereicht.
5 Kommentare mit 2 Antworten
Meiner Meinung nach ist "Durch Die Blume" das wesentlich melodischere, strukturiertere und "leichtere" Album gegenüber dem Vorgänger. Sehr schöner Vibe der hier vermittelt wird. Mehr Trompete und schöne Retro-Synts. Nur die letzen beiden Tracks fallen irgendwie aus dem ganzen Vibe etwas raus. Ansonsten gelungene Platte.
welches album
Albung!
Für Sympathisanten der weichgespülten Jammerlappen LGoony, Edwin Rosen, vielleicht auch Apache, ETR, Tightill (ich wittere da Protest!), also Luschen wie mich (und dich?)!
Starkes Album, noch besser als das Album im Frühjahr. Jeder einzelne Song macht Spaß
Strukturiert, mit der Trompete als Begleitung +die unterschiedlichen Beats. Ich finde die 2 letzten Tracks versprechen auch wieder dass das düstere in ihm nicht komplett verloren gegangen ist, da alle anderen Tracks doch sehr leicht sind
Musik macht Spaß, die herumgetragene Postironie ist aushaltbar. Wirklich schade, dass der nicht singen kann.
Für mich singt der Super