laut.de-Kritik

Die Römer tanzen der Szene weiter auf der Nase herum.

Review von

Die römische Comedy-Metalband Nanowar Of Steel tanzt der Metalszene auch mit ihrem fünften Studioalbum "Dislike To False Metal" auf der Nase herum. Neben Pirate und Power Metal versucht sie sich sogar an einer Disco-Parodie. Talent haben die Jungs allemal, nur sollten sie es für längerfristig angenehmer zu konsumierenden Metal einsetzen. Doch das Quintett lässt sich nicht beirren und macht weiter Mucke auf Kosten derer, die sich und ihren Musikgeschmack zu ernst nehmen.

Auch wenn das Bandkonzept nach 20 Jahren durchaus ausgelutscht ist, schmunzelt man unwillkürlich, wenn auf das hämmernde Schlagzeug in "Chupacabra Cadabra" nicht Judas Priests "Painkiller", sondern ein mexikanischer Einschlag folgt. Die Nummer hätten sie aber auch in weniger als zehn Minuten abhandeln können.

"Pasadena 1994" erzählt - geschrieben als Kriegshymne - vom verlorenen WM-Finale der Italiener gegen Brasilien. Inkludiert sind außer den eigentlichen Instrumenten Stadiongeräusche wie Trillerpfeife, Fanjubeln und die italienische Kommentarspur. Nanowar Of Steel lassen es sich nicht nehmen und engagieren Sabaton-Frontmann Joakim Brodén für den von seiner Band inspirierten Song. Zusammen mit dessen Gesang ergibt die bunte Mischung unerwarteterweise einen Ohrwurm. Nur das Gitarrensolo hätte sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient, stattdessen wird es vom Kommentator übertönt. Sie selbst sagen über den Track: "Dieser Song ist wahrscheinlich der erste ernsthafte Song von Nanowar Of Steel. Er ist eine Hommage an den tragischen 17. Juli 1994, ein Tag, an den sich unsere Nation noch heute mit Tränen und Traurigkeit erinnert." Fast 30 Jahre später haben die Italiener offensichtlich immer noch so sehr daran zu kauen, dass sie es in dieser Form verarbeiten müssen.

Trauern sie in "Pasadena 1994" einem verpassten WM-Sieg hinterher, frönen sie auf "Sober" dem Genuss von Mineralwasser, Saft und anderen alkoholfreien Getränken. Sie beweisen damit dass sie nicht nur auf ihre Gesundheit achten, sondern auch das Genre des Pirate Metal perfekt adaptieren.

Auch Fans des Symphonic Metals bieten sie etwas: Mit Eleines Sängerin Madeleine Liljestam stampfen sie etwas in diesem Genre aus dem Boden und versehen es mit amüsanten Texten. "Winter snow dancing in the darkness / White flakes whirl like will-o-the-wisps / There you are, shrugging in the moonlight / Magic dust in a reverie" passt zunächst lyrisch perfekt zum angestrebten Sound, bis sich in den nächsten Zeilen herausstellt, dass es um schuppiges Haar geht – jetzt passt es zu Nanowar Of Steel.

Ihrer Lieblingsband Rhapsody of Fire widmen sie den Closer "The Power Of Imodium". Mehr Beachtung schenkt man automatisch "Disco Metal", das nicht nur im Musikvideo einen Stilmix zeigt. Während im Clip eine Halloweenparty in einer Disco stattfindet, befindet man sich beim Hören in einem partytauglichen Song mit härterem Einschlag. Bereits etabliertes Clubmaterial wie "The Rhythm of The Night", "Scatman" oder "What Is Love" findet auch seinen Weg in das überdrehte Lied. Danach braucht man erst mal eine Pause.

Man muss zugeben, dass es sicher einen Heidenspaß macht, sich die Texte auszudenken und aus Klassikern von anderen Bands etwas Neues zu erschaffen. In einer Welt, die jeden Tag an Unbeschwertheit verliert, bietet "Dislike To False Metal" ein Gegenstück zum ernsten Alltag. Wer allerdings das Album von vorne nach hinten durchhören kann, ohne zu pausieren, hat meinen tiefsten Respekt. Auf Dauer wird es zur Herausforderung, sich durch den Genremix zu kämpfen.

Trackliste

  1. 1. Sober
  2. 2. Winterstorm In The Night
  3. 3. Disco Metal
  4. 4. Muscle Memories
  5. 5. Chupacabra Cadabra
  6. 6. Pasadena 1994
  7. 7. Metal Boomer Battalion
  8. 8. Dimmu Boogie
  9. 9. Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love
  10. 10. The Power Of Imodium

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