laut.de-Kritik

Was bleibt sind diese Augen, diese großen Augen ...

Review von

'Zwölf Pophymnen' trällert die Promo-Abteilung zu "Counting Down The Days". Und hängt sich ziemlich weit aus dem Fenster. Ganz im Gegensatz zum Star selbst. Natalie Imbruglia kennt ihre Grenzen: Sie besitzt zwar eine gute, aber keine außergewöhnlich prägnante Stimme. Andere haben höheren Wiedererkennungswert - auch wenn ihr "Torn" unvergessen bleibt.

Sieben Jahre nach diesem Hit legt die Australierin als Co-Autorin mit Brightside-Labelboss Hugh Goldsmith, Produzent Stephen Lispon (u.a. Pet Shop Boys, Simple Minds) eine Akustikgitarren-lastige Pop/Rock-Platte vor, die ziemlich britisch klingt. Midtempo-Stücke und Balladen, meist mit Streicher-Arrangements oder Klavier garniert, geben sich die Klinke in die Hand: gut komponiert und auf Airplay-Niveau plätschert "Counting Down The Days" ohne große Höhepunkte dahin. Natalie klingt nach einem pflegeleichten Gast, der sich auch zeitig wieder verabschiedet.

Das Beste, was die Platte zu bieten hat, dürfte der klasse Refrain von "Satisfied" sein, der mit unpeinlichen Harmonien überzeugt. Die Single "Shiver" gehört ebenfalls zu den besseren Stücken. Der Track, der an Coldplay erinnert, ist aufs Radio geeicht, dürfte im Vergleich zu "Torn" aber eine weit geringere Halbwertszeit haben. "Slow Down" kommt als zartes Stück Liebes-Pop mit leicht melancholischem Unterton daher.

"On The Run" zeigt Natalies stimmliches Potenzial. Eine Frau ihres Formats hat platten Sex als Marketinginstrument nicht nötig. Natürlichkeit heißt die Masche, und folglich versucht sie nicht, eine größere Chanteuse zu sein, als sie tatsächlich ist. Sympathischerweise eifert sie auch nicht Kylie Minogue nach oder versucht auf den Dance/R'n'B-Zug aufzuspringen.

Ob Silverchair-Boss Daniel Johns, der mit seinem neuen Projekt The Dissociatives gerade eine Platte veröffentlichte, auf die aktuellen Songs seiner Ehefrau steht? Schwer zu sagen. Immerhin steuerte er mit besagtem "Satisfied" den besten Track bei. Spielt eigentlich auch keine Rolle, bei solchen Augen hört man schon mal drüber weg.

Trackliste

  1. 1. Starting Today
  2. 2. Shiver
  3. 3. Satisfied
  4. 4. Counting Down The Days
  5. 5. I Won't Be Lost
  6. 6. Slow Down
  7. 7. Sanctuary
  8. 8. Perfectly
  9. 9. On The Run
  10. 10. Come On Home
  11. 11. When You're Sleeping
  12. 12. Honeycomb Child

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