laut.de-Kritik

Davon kann Robbie Williams nur träumen.

Review von

"Oh, Oh, I want some more" dröhnt es seit diversen Monaten aus den Boxen des Rund- und Eckfunks. Gezimmert von einem Quartett aus Provo, Utah - getanzt und skandiert weltweit.

Von Profession aus steht man einem Chartbreaker zuerst mal skeptisch gegenüber. Trotzdem beschleicht einen Neugier, was diese Band tatsächlich - sprich auf Albumlänge - kann. Und vor allem: Geht so viel Ohrwurm eigentlich in Ordnung?

Fest steht, dass die vier Mormonen in den Achtzigern wirklich gut hingehört haben, als dieses Ding namens New Wave groß wurde und U2 ihre ersten Soundscapes bastelten. und mit "Habits" versucht sich die Combo an der Königsdisziplin der Popmusik – dem dreieinhalb Minuten-Song.

Paradebeispiele dafür gibts an allen Ecken und Enden auf diesem lupenreinen Feelgood-Album, das ohne Scheuklappen oder Zaubertricks auch nichts anderes sein möchte. Mit der "Just Dance"-Parole geht die Band aber auch dort hin, wos weh tut. Der überladene Dance von "Your Surrender" oder die erhoffte Depeche Mode-Coolness in "Girls And Boys In School" zeigen, dass nicht alles in den Achtzigern top war.

Ganz anders, nämlich konsequenter und drückender, präsentieren sich die Singles "Animal" und "1983". Beide liegt fast haargenau dieselbe Songstruktur zugrunde, trotzdem schafft Sänger Tyler Glenn, die Hooklines einprägsam im Langzeitgedächtnis zu verankern. In den ansteigenden Melodieverläufen stecken spürbar mehrere Liter Herzblut - und wahrscheinlich auch ein angerissenes Stimmband, dass Höhen erreicht, von denen Robbie Williams nur träumen kann.

Der treibende instrumentale Unterbau hätte mit etwas mehr Kanten locker als Bloc Party durchgehen können. Nun wird darauf geachtet, den griffigen Melodien nicht im Weg zu stehen. Vom recht zügigen "Sins Of My Youth", über das schnipsende, Panic! At The Disco-hafte "In The Next Room" bis zum relaxt schleppenden "Farther Down" werden die Breaks minimiert, der Songaufbau simpel und direkt gestaltet. Aber immer schön gefällig.

Dass Popmusik - gepaart mit einem charismatischen, Hooks um sich werfenden Frontmann - so funktioniert, weiß eine Band, die live Justin Bieber covert, schon längst. So sind die Habits der Neon Trees leicht bekömmliche Kost für sonnige Morgen und die wochenendliche Dosis an Retrorock für alle Glitzerbejackten.

Trackliste

  1. 1. Sins Of My Youth
  2. 2. Love And Affection
  3. 3. Animal
  4. 4. Your Surrender
  5. 5. 1983
  6. 6. Girls And Boys In School
  7. 7. In The Next Room
  8. 8. Our War
  9. 9. Helpless
  10. 10. Farther Down

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