Nach dem unfreiwilligen Schmatzer mit der "I Kissed A Girl"-Sängerin kritisiert Benjamin Glaze nun den medienwirksam inszenierten Vorfall.
New York (mrk) - Der 19-jährige Benjamin Glaze aus Oklahoma hatte sich seinen ersten Kuss eigentlich ganz romantisch vorgestellt - nun avancierte er allerdings unfreiwillig zum Schlagzeilenfutter. Grund ist Knutsch-Partnerin und "American Idol"-Jurymitglied Katy Perry, die den Teilnehmer mit einem unvermittelten Schmatzer völlig überrumpelte.
Nun beklagt sich Glaze über die Aktion und sagt im Interview mit der New York Times: "Ich habe mich etwas unwohl gewühlt. Ich wollte den Kuss für meine erste Freundin aufheben."
Was war passiert?
Bevor der Sänger in dem TV-Format seinen Liedbeitrag vorstellen konnte, fragte ihn die Jury mit der Anspielung auf Perrys Hit "I Kissed A Girl", ob er selbst schon mal ein Mädchen geküsst habe. Der 19-Jährige verneinte dies mit der Begründung, noch nie in einer Beziehung gewesen zu sein.
Daraufhin fackelte Katy Perry nicht lange und forderte den jungen Mann auf, sich dem Jurypult zu nähern. Während ihre Kollegen Lionel Richie und Luke Bryan ihre Handys für Beweisvideos zückten, hielt die 33-Jährige dem sichtlich verwirrten Glaze zunächst die Wange hin, drückte ihm dann jedoch ohne Vorwarnung einen Kuss auf den Mund.
Zwar machte der junge Sänger anschließend gute Miene zum bösen Spiel, beklagt nun allerdings allerdings Perrys Überfall, der zudem für seine mittelmäßige Songdarbietung verantwortlich sei. Fürs Weiterkommen reichte diese nicht.
Nachspiel in den sozialen Medien
Nach Ausstrahlung der besagten "American Idol"-Episode, die bereits im Oktober aufgezeichnet wurde, twitterte Perry einen Cartoonausschnitt, in dem sich Mickey und Minnie Mouse küssen, und führte mit ihrem Post den Hashtag #benjaminglaze ein.
#benjaminglaze #americanidol pic.twitter.com/0XbA18LmRr
— KATY PERRY (@katyperry) 12. März 2018
Nach überwiegend kritischen Beiträgen in den sozialen Medien stellte der Kandidat jüngst auf Instagram klar: "Ich denke nicht, dass mich Katy Perry sexuell belästigt hat." Tauscht man in Gedanken die Geschlechterrollen, sähe das vielleicht anders aus. Was wäre gewesen, wenn ein männliches Jury-Mitglied wie z.B. Dieter Bohlen einer deutlich jüngeren Kandidatin derart offensiv einen Kuss aufgedrängt hätte?
In Zeiten, in denen die Gender-Debatte auch vor der Nationalhymne nicht Halt macht, der Grammy-Boss mehr Anstrengung von weiblichen Künstlern verlangt und unter #metoo zahlreiche Opfer sexueller Übergriffe ihr Schweigen brechen, stellt man sich das lieber nicht vor.
6 Kommentare mit 30 Antworten
"Mein Baby war beim Frisör..."
den spontanen showbiz-kuss einer ca 30 jährigen zu einem ca 20 jährigen mit dem in jeder hinsicht grenzüberschreitenden verhalten des fast 70 jährigen bohlen und echten opfern secueller gewalt gleich zu setzen, zeigt, dass die debatte nicht immer auf einem progressiven weg ist.
Abgesehen von Bohlen finde ich die Frage, wie die amerikanische Gesellschaft reagiert hätte, wenn Perry männlich und Glaze weiblich gewesen wären, durchaus spannend. Auch wenn ich eh vermute, die Antwort zu kennen. Und abgesehen davon - welche Debatte?
ich glaube, dass das derzeit in mode befindliche austauschen der begriffe zwar oft legitim ist, aber nicht immer zu einem aussagekräftigen ergebnis führt.
"welche debatte?": na, die metoo-debatte. die hat einerseits ihre entlarvenden stärken in fällen, die viktimisierende strukturen anhand von einzelfällen a la weinstein oder wedel aufdecken - und dort anscheinend in beiden fällen zu ermittlungen der staatsanwaltschaften führten. hier sehe ich eine großen schritt nach vorn, der opfern hilft, den auch mitunter selbst auferlegten bannkreis des schweigens zu brechens; das sich "entopfern" quasi.
gleichzeitig jedoch hat die debatte extrem viele meta-ebenen geöffnet, die in bezug auf ihr empörungspotential alles in einen großen öffentlichen aufplusterungstopf wirft, in dem sachlichkeit durch eine rein emotionalisierte haltung ersetzt werden, die auf alles moralpanisch reagiert wie helen lovejoy ohne tatsächlich ethisch fortschrittlich zu sein..
und an diesem punkt ist es eben dann auch wieder ein bärendienst für die opfer echter sexueller und traumatisierender übergriffe, wenn stories wie die obige - die unter kids und jungs und überhaupt eher anekdoten- und trophäenpotential haben - im sozialmedial gleichen becken kreisen wie jemand, der von wedelIweinstein/cosby etc mutmaßlich genötigt, missbraucht und vergewaltigt wurde.
ebenso hat derartiges gerade in amerika momentan zwei seiten. dort war man im bereich "sexualität und individuum und gesellschaft" ja auch schon mal deutlich weiter als im derzeitig grassierenden neopuritanismus. denn losgelöst von obigem sachverhalt gibt es da mittlerweile eine ganze generation jugendlicher, die massiv von einem weltbild gegängelt werden, dass sexualität nur im christlich-ehelichen kontext akzeptiert und medial ein höchst konseratives "kein sex vor der ehe"-manipulation verkauft.
wer mit sowas aufwächst, ist natürlich eventuell auch verstört von ner harmlosen aktion wie jener obigen, ohne dass die subjektive verstörung irgendeinen relevanten aussagewert bzgl tatsächlicher nötigung hätte, sondern nur etwas über die rückschrittliche prüderie des derzeitigen klimas aussagt.
Alter... Nachdem ich mal so die Hälfte der Wörter gegoogelt habe, jupp, ich bin da voll bei dir, aber Alter...
So n Text, Abhandlung, Erörterung, was auch immer, kannst du einfach mal so ausm stehgreif niederschreiben? Heftig....
dafür kann ich aber auch nix anderes.
@Anwalt:
Ich will da eigentlich gar nicht zu sehr gegenpreschen, weil ich das grundsätzlich ähnlich sehe wie du. Nur kann man tatsächlich schon dafür argumentieren, dass es vielleicht sogar Sinn macht, diese beiden Sachen in den selben Topf zu werfen.
Dass Geschichten a la Weinstein ungleich schlimmer sind, wird ja keiner bestreiten. Nur das Vergewaltigung und sexuelle Nötigung schlimm und verurteilenswert sind, das wussten wir alle ja schon vorher. Entsprechend muss man sich vielleicht auch fragen, was jetzt bei dieser Teilmenge der jetzt erst zutage kommenden und endlich öffentlich debattierten Fälle anders ist oder was genau dahinter steckt, dass so etwas an erster Stelle passieren konnte. Die metoo Debatte beschränkt sich ja nicht nur auf diese einzelnen prominenten Fälle, sondern vielmehr scheint es sich ja um einen SYSTEMATISCHEN Missstand zu handeln, der in den verschiedensten Berufsgruppen, Lebensituationen weit verbreitet ist. Es macht also, noch einmal, Sinn diese ganzen Fälle vielleicht als Symptome eines größeren Ganzen zu betrachten.
Und was sich da in vielen Fällen als einheitlicher Kern herausschält ist einerseits der Missbrauch von Machtstrukturen und andererseits auch die oft genug nicht ernst genommene Frage des "consent". Oder anders die Tatsache, das Machtstrukturen eine gewisse Zwangwirkung auf jemanden auswirken können, die oft gegen den eigentlichen Willens des Individuums geht und von der Person am oberen Ende der Machtstruktur willentlich oder unwillentlich ausgenutzt werden. Im Falle einer gewaltsamen Vergewaltigung in einer dunklen Straßenecke ist der Sachstand ganz offensichtlich, weil es sich hier um tatsächlichen physischen Zwang handelt. In vielen Fällen, die jetzt ans Tageslicht kommen, ist das aber nicht ausschließlich so. Das sind die Zwangsfaktoren oft viel subtiler und weniger offensichtlich. Das geht dann sogar soweit, dass sich viele der Opfer in Sachen Weinstein zum Beispiel lange selber Vorwürfe gemacht haben, weil sie ja schließlich selber eingewilligt haben und sie niemand physisch dazu gezwungen hat und da vielleicht jetzt erst das Bewusstsein für diese Zwangsfaktoren aufkommt und die Situation plötzlich in ein ganz anderes Licht stellt.
Worum es also bei dieser metoo-Debatte geht ist vielleicht nicht nur das Aufdecken von uns bisher unbekannten Einzelfällen die wir alle ganz schlimm finden, sondern vielmehr vielleicht auch um einen kollektiven Bewusstseinswandel, wie wir solche Machtstrukturen wahrnehmen und damit umgehen, gerade damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert und gerade damit sich etwas zum Besseren ändert. Das Nötigung und Zwang schlimm sind, wissen wir alle, nur haben wir solche Sachen vielleicht vorher nicht immer als solche wahrgenommen und vielleicht ist es uns deshalb auch einfacher gefallen, dies auszunutzen. Und in der Hinsicht geht die metoo-Debatte nicht nur die Weinsteins dieser Welt an, sondern uns alle. Vielleicht müssen wir alle irgendwo reevaluieren, welches Verhalten anderen gegenüber okay ist. Und vielleicht gehört dazu auch die Bewusstwerdung, dass das Beispiel in diesem Artikel zwar nicht einmal ansatzweise so schlimm ist wie Weinstein und co, das der unterliegende Sachverhalt aber ein ganz ähnlicher ist. Dass sich eine Person, weil sie in einer höheren Machtposition sitzt, weil sie ein großer Star ist, sich anmaßen kann jemanden ungefragt zu küssen, unabhängig davon ob die Person das möchte, weil wegen Schowbiz und so. In diesem Fall hat sich die Frau Perry scheinbar auch wenig geschert, ob der Junge das möchte, ist einfach davon AUSGEGANGEN, das wäre okay, obwohl sonst ein ungefragter Kuss oft überhaupt nicht akzeptabel ist. Aber sie kann's sich scheinbar ja erlauben. Und natürlich war das jetzt nur ein sehr kleiner, unwichtiger Vorfall. Wobei für den Jungen vielleicht nichtmal, weil's ihm scheonbar so unwohl war, dass er danach die Performance vergeigt hat. Aber das kann ja deswegen trotzdem nicht heißen, dass hier genau die selben Strukturen vorliegen, die wir jetzt gerade im Zuge der metoo-Debatte als problematisch erkannt haben und dass wir vielleicht auch aufpassen uns dieser in den kleinen und unwichtigen Fällen bewusst zu werden, damit wir sie später im Großen nicht übersehen.
Uiuiui, ist dann dich etwas länger geworden als gedacht. Ich hoffe, das ist soweit verständlich und die Argumentationsstruktur nachvollziehbar.
Und ohne da jetzt zu hart ins Gericht gehen zu wollen, lieber Anwalt (pun intended), klingt das für mich schon ein bisschen so, als würde ein bisschen mehr Sensibilisierung diesbezüglich dir auch nicht schaden.
Du sprichst vom "selbst auferlegten Bannkreis des Schweigens". "Selbst auferlegt" ist da aber in den allerwenigsten Fällen etwas. Diese Frauen schweigen ja nicht, weil sie irrtümlicherweiche glauben, sie würden ihren Job verlieren und es würde sie ja sowieso niemand Ernst nehmen, sondern weil es nun einmal oft TATSÄCHLICH so ist. Beispiele gab es in den letzten Monaten ja beileibe genug. Peter Jackson zB der sagt, er habe bestimmte Schauspielerinnen für Herr der Ringe nicht in Betracht gezogen, weil Weinstein sie als wankelmütige Diven dargestellt hat. Etliche männluche Schauspieler, die allesamt zugegeben haben, die eine oder andere Story mitbekommen zu haben oder denen sich Schauspielerinnen direkt offenbart haben, die es schlussendlich aber dennoch nicht ernst genommen oder es ignoriert haben. Der Druck zu schweigen geht in diesen Fällen ja nicht von den Opfern selbst aus oder ist reines Hirngespinst, sondern er existiert tatsächlich und ist in dem gesellschaftlich vorherrschenden Klima direkt begründet.
Ebenso kannst du den Vorfall hier natürlich als harmlosen Showbiz-Kuss ansehen. Und das ist ja auch legitim. Deswegen war es aber immernoch nur ein harmloser Showbizkuss FÜR DICH. Der Junge in dem Artikel hier hat es ja ganz offensichtlich sehr anders gesehen und du hast auch nicht die Autorität objektiv festzumachen, was für jemanden schlimm zu sein hat und was nicht. Andere Leute bewerten andere Sachen anders, für manchen ist XY sehr bedeutend, für jemand anderen nicht. Und das lässt sich auch nicht so viel dran rütteln, so etwas is oft zutiefst subjektiv begründet und da gibt es keine Deutungshoheit. Für den Junge war es vielleicht tatsächlich ein zutiefst unangenehmer und ungewollter Übergriff und du trägst mit deiner Haltung in diesem Fall auch nicht dazu bei, dass Leute lernen, anderer Leute Grenzen zu respektieren.
jepp, schöner text.
meines erachtens gehört das, was du sagst tatsächlich eher kumulativ zu meinem kommentar dazu. da sehe ich keinen widerspruch.
entscheidend ist jedoch nicht, das "ob", sondern das "wie", wenn es funktionieren soll. und hier bleibe ich dabei: differenzierung der verschiedenen ebenen tut not. und definition auch.
du sagst im kern "um einen kollektiven Bewusstseinswandel, wie wir solche Machtstrukturen wahrnehmen und damit umgehen, gerade damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert "
das ist genau der punkt. macht und hierarchisierung in verbindung mit dem zwangselement.
aber genau deshalb muss man ja viel sorgfältiger trennen als man es bislang zumindest medial und vor allem socialmedial tat.
solche beispiele wie dieser sachverhalt sind doch das salz in der menschlichen und showbizsuppe. da geht es weder um macht, noch um nötigung, sondern um etwas, dass 1000 anderen jungs gefallen hätte und sie stolz gemacht hätt . küsschen vom popstar - wow!
wir wolen doch auch nicht an den nierentisch der 50er zurück und so tun als hätte es die sexuelle befreiung nicht gegeben.
gleichwohl gibt es in der medialen diskussion wieder etliche bedenkenträger, die so einen sachverhalt mit realen missständen a la metoo/weinstein/cosby verbinden. diese gedankliche verbindung scheint mir ein zeichen dafür, dass hier vieles überdreht wird, übersteigert moralpanisch wahrgenommen, was das differnezieren zwischen errungener zwanglosigkeit und realem übergriff eher erschwert - rechtlich wie sozial.
ein weiteres zeicvhen ist - achte mal darauf, wie ideologisch diskussionen oft ablaufen - dass die empörungswilligen und die aufklärungswilligen oft nicht dieselen sind. die empörungswilligen nämlich nehmen jede wortmeldung für bare münze - ebal ob bewiesen oder nicht - und fahren nahezu ausnahmslos eine "in dubio contra reum"-position ein. motto: wer seine unschuld nicht beweist, ist schuldig. so eine einstellung ist leider näher bei torquemada als bei grundgesetzt und persönlichkeitsrechten und ethik.
desweiteren unterscheiden sich die empörungswilligen v d echten aufklärern dadurch, dass sie bewusst keine unterschiede machen zwischen den stufen flapsigkeit, belästigung, sexuelle belästigung, sexuelle nötigung, missbrauch und vergewaltigung. da ist jeder sachverhalt in deren augen gleichwertig. derartiges ist ähnlich unsinnig als würde man eine ohrfeige mit ner messerstecherei gleichsetzen, weil beides dasselbe grunddelikt ist (körperverletzung).
fazit: neben vielen guten ansätzen geht hier momentan so vieles durcheinander, dass ich dein so schön ausformuliertes ziel gefährdet sehe.
"aber genau deshalb muss man ja viel sorgfältiger trennen als man es bislang zumindest medial und vor allem socialmedial tat."
Erst einmal dazu. Ich glaube etwas "sorgfältig trennen" und "socialmedial" ist irgendwo ein Widerspruch. Eine socialmediale Antwort zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie von einer Vielzahl von verschiedenen Stimmen mit verschiede en Lebenswelten, die eine Meldung in ganz verschiedenen Kontexten wahrnehmen geäußert wird. Sie ist also zwangsläufig diffus, widersprüchlich und meistens schreien die extremsten Stimmen am lautesten. Das kann man jetzt kritisieren, ist aber letztendlich so erfolgsversprechend wie der Versuch eine Flutwelle in ein kleines Abflussrohr zu lenken.
Ich finde es auch nicht unbedingt fair, das als Fehlentwicklung oder im Sinne von "früher war der Diskurs noch besser" einzuordnen. Social Media haben wir noch nicht so lange und früher haben die Leute wahrscheinlich als Kollektiv genauso diffus und überzogen reagiert, nur dann halt jeder für sich Zuhause vorm Fernseher.
Alleine Beschweren bringt da wahrscheinlich herzlich wenig, vielmehr müssen wir vielleicht überlegen, wie wir mit dieser neuen Form von Diskurs umgehen, wir wir ihn wahrnehmen, ob wir jeder Einzelstimme gerecht werden können oder ob das eh alles hoffnungslos ist.
Das ist aber eine Diskussion die ich persönlich an dieser Stelle und allgemein nicht unbedingt haben möchte, nicht einmal sicher bin, ob sie lösbar ist und von daher blende ich so etwas, hier und woanders, eher aus und versuche mit einzelnen Individuen zu diskitieren, einzelne Punkte zu schärfen anstatt mich darüber zu beschweren, dass die Flutwelle jedes Mal aufs Neue ungestüm ist und in alle möglichen Richtungen geht.
Von daher Entschuldigung, wenn ich da nicht weiter drauf eingehe.
Alter...
"entscheidend ist jedoch nicht, das "ob", sondern das "wie", wenn es funktionieren soll. und hier bleibe ich dabei: differenzierung der verschiedenen ebenen tut not. und definition auch."
Kein genereller Widerspruch. Mein Punkt war vielmehr das sowohl Differenzierung als auch Gleichsetzung ihren Sinn und Zweck habe. So wie ich das sehe existieren der Fall Weinstein und Perry auf einem Kontinuum. Beide sind Ausdruck des konsequenzfreien Überschreitens der persönlichen Grenze eines anderen, begünstigt oder emöglicht durch eine vorliegende Machtstruktur. Eines ist viel schlimmer, perfider, systematischer, schädlicher, aber vollständig "in Ordnung" ist so etwas nie. Weinstein gehört in den Knast für seine Aktionen, von Katy Perry kann man beim besten Willen nicht mehr als ein "tut mir Leid, das war mir so nicht bewusst" verlangen.
Deswegen gehe ich aber auch nicht unbedingt konform mit:
"Diese gedankliche verbindung scheint mir ein zeichen dafür, dass hier vieles überdreht wird, übersteigert moralpanisch wahrgenommen, was das differnezieren zwischen errungener zwanglosigkeit und realem übergriff eher erschwert "
Nach deiner Argumentation macht es schwerer sinnvoll zu differenzieren. Nach meiner erleichtert es, das verbindene Element zu sehen und sich der inhärenten Problematik einer vollzogenen Grenzüberschreitung bewusst zu werden. Beides ist letztlich korrekt, abhängig davon, wie man es wahrnimmt und verarbeitet. Womit wir wieder bei meinem Argument zur Problematik von social media sind. Für manche wird die eine Reaktion (Differenzierung) helfen Dinge klarer zu sehen, für andere ist es vielleicht der Gleichschluss. Pauschalaussagen bzgl social media Reaktionen sind zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, weil sich eine social media Reaktion nicht pauschalisieren lässt.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Und ich bin jetzt auch still. :-x
"Ich glaube etwas "sorgfältig trennen" und "socialmedial" ist irgendwo ein Widerspruch."
&
"Alleine Beschweren bringt da wahrscheinlich herzlich wenig, vielmehr müssen wir vielleicht überlegen, wie wir mit dieser neuen Form von Diskurs umgehen"
&
"So wie ich das sehe existieren der Fall Weinstein und Perry auf einem Kontinuum. Beide sind Ausdruck des konsequenzfreien Überschreitens der persönlichen Grenze eines anderen, begünstigt oder emöglicht durch eine vorliegende Machtstruktur."
nein das ist kein widerspruch. man könnte trennen, so man sich bewusst wäre, hier eben auch selbst vrerantwortng für jede äußerung zu haben. wer glaubt, vorverurteilung sei ok, nur weil man es per fb/twitter so leicht machen kann, ist doch entweder ein selbstgefälliger arsch oder amerikanischer präsident.
ich beschwere mich auch nicht. ich analysiere und nehme die gegenhaltung ein und fordere, nicht einfach den gesamten humanismus nach überwindung von inquisition über bord zu werfen, nur weil man es formal per knopfdruck kann. markplatzgewäsch bleibt marktplatzpranger, egal ob um 1500 oder heute.
so nah ich auch eigentlich bei dir bin - den letzten zitierten absatz finde ich furchtbar. es gibt keinerlei machtstruktur zwischen perrry und dem jungen mann. er hat bock auf den rockstartraum, bekommt sogar ein gimmick gratis drauf als souvenir und hätte jede möglichkeit gehabt, das ab zu wehren. ich kann aber keinerlei zeichen der abneigung erkennen, nur etwas überraschung. eine entschuldigung von perry würde bedeuten, noch den letzten rest wildheit aus dem showbiz zu pressen und es zu ner betschwesternummer zu degradieren. viel zu hoher luschenpreis.
und zuletzt noch weshalb mich die in etlichen fällen erfolgte vorverurteilung in der socialmediadiskussion "metoo" auf die palme bringt:
Jegliche Unsicherheit – von der rechtlichen bis zur sozialen – bedeutet notwendigerweise auch immer Unfreiheit. Der gut gemeinte Ansatz klappt insofern leider nur, sofern man voraussetzt, dass jegliche anklagende Wortmeldung bereits die Verifikation als Opfer verkörpert. Man musss kein Jurist oder Philosoph sein, zu erkennen, dass letzteres kriminologisch natürlich großer Unsinn ist.
Es gibt eben nicht nur die eindeutigen Fälle wie mutmaßlich Cosby, Wedel oder Weinstein. Wäre alles so einfach deutbar, bräuchten wir weder Polizei, noch Gerichte oder forensische Untersuchungen etc. Stattdessen genügte die simple Glaubensfrage, entlehnt aus einer Zeit, in der man die Erde für eine Scheibe hielt.
Was hätte meetoos Dynamik wohl mit Kachelmann gemacht?
Was mit Connor Oberst?
Was mit anderen deren Unschuld sich erst späterhin – nach erfolgter Schädigung – herausstellen könnte?
Was passiert gerade im unsäglichen Fall übelster Vorverurteilung a la Woody Allen?
Letzterer ist ein trauriges Paradebeispiel, wie unangenehm gut Rufmord als Mechanismus funktionieren kann und Manipulation der öffentlichen Meinung, sobald nur ein paar Krokotränen im TV auftauchen. Wer hört dort noch auf die juristische Faktenlage?
Mhh, ich glaube du missverstehst mich da an vielen Stellen ziemlich und soviel wollte ich dazu auch gar nicht mehr sagen, aber nun gut:
"nein das ist kein widerspruch. man könnte trennen, so man sich bewusst wäre, hier eben auch selbst vrerantwortng für jede äußerung zu haben"
Du missverstehst meine Aussage. Was ich meine ist, dass DU in dem Beispiel als Beobachter der sozialen Medien die kollektive Socialmediaresponse zwangsläufig nicht differenziert betrachten kannst, weil es halt eine amorphe Ansammlung von Kommentaren ist.
"wer glaubt, vorverurteilung sei ok, nur weil man es per fb/twitter so leicht machen kann, ist doch entweder ein selbstgefälliger arsch oder amerikanischer präsident."
Und genau deswegen mag ich Kommentare über social media nicht. Du bringst jetzt Saxhen in die Diskussion, von denen ich keine Ahnung habe, wovon du redest (machst du aber aich ohne social media oft). Wer vorverurtet jetzt wen? In diesem Fall gibt es doch gar nichts vorzuverurteilen. Die Sachlage ist klar, der Vorfall auf Kamera aufgezeichnet, eine Schuldigkeitsfrage stellt sich nicht, nur wie wir es beurteilen und ob überhaupt negativ. Ich verstehe nicht, was das mit der Diskussion zu tun und hab das Gefühl, du nimmst Diskussionen viel zu oft als Anlaufpunkt irgendwelche verallgemeinerten Argumente, mit verallgemeinerten Gegenstandpunkten aufzuziehen. Wenn dir irgendetwas an der social media Resonanz nicht passt, nenne bitte konkrete Beispiele oder aber gehe nicht davon aus, dass dir jeder folgen kann. So lässt sich kein konkretes Argument aufziehen.
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Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
"so nah ich auch eigentlich bei dir bin - den letzten zitierten absatz finde ich furchtbar. es gibt keinerlei machtstruktur zwischen perrry und dem jungen mann"
Dann finde ihn halt furchtbar. Wahr ist er deswegen trotzdem. Der Junge ist Bewerber bei einer Talentshow, sie Jurorin die über Weiterkommen oder Nichtweiterkommen entscheidet. Er ist unbekannt und sie weltweit bekannter Star mit riesiger Fanbase. Das ist also keine Machtstruktur für dich?
Ist für meine Argumentation aber auch völlig egal. Ich kanns auch auf eine Überschreiten persönlicher Grenzen reduzieren, ohne Machtstruktur. Der Begriff Kontinuum ist vielleicht doof, mein eigentlicher Punkt nur, das man beide Aktionen als kategorisch ähnlich betrachten KANN und das eine wertvolle Einsicht sein kann.
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"er hat bock auf den rockstartraum, bekommt sogar ein gimmick gratis drauf als souvenir und hätte jede möglichkeit gehabt, das ab zu wehren. ich kann aber keinerlei zeichen der abneigung erkennen, nur etwas überraschung."
Das ist doch jetzt nur noch ein Witz, oder? Er hat Bock auf den Rockstartraum und auch ALLEM WAS DAZU GEHÖRT, reine Unterstellung deinerseits. Jede Möglichkeit das abzuwehren. Faktisch falsch, schau dir das Video. Zeichen der Abneigung, tatsächlich nicht direkt, kann aber auch der Drucksituation geschuldet sein, offen geäußerte Zweifel und Zeichen der Nervosität dafür definitiv. Und auch im Nachhinein hat er sich negativ geäußert.
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" eine entschuldigung von perry würde bedeuten, noch den letzten rest wildheit aus dem showbiz zu pressen und es zu ner betschwesternummer zu degradieren. viel zu hoher luschenpreis."
So ein Schwachsinn. Dass sie sich entschuldigt, heißt ja nicht, dass sie es nie wieder machen darf. In diesen einem Fall hat ihr "wild" sein halt dazu gefühlt, dass sich jemand anders zutiefst unwohl fühlt. Passiert halt. War nicht so gewollt. Kann man dann auch kurz ausdrücken, dass das nicht beabsichtigt war und dann weiter machen im Programm. Halte ich für normalmenschliches Verhalten und sehe ganz ehrlich das Problem nicht.
Für den gänzlichen Rest deines Kommentars sehe ich den Zusammenhang zu meiner Argumentation nicht. Ich weiß nicht ob das jetzt noch ein Extra deinerseits ist oder ob du mich signifikant missverstehst.
ja, ist was dran, was du schreibst.
ok, ich dich jetzt tatsächlich weit deutlicher. und ja, ich gebe zu, den "rockstartraum" etwas provokant überzeichnet zu haben. natürlic isses richtig, wie du es sagst. mir geht es um die ebene dahinter, die den obigen vorfall medial mit metoo verknüpft. da ist die obige aktion einfach näher auf der skala bei stinknormalen showbizaktionen als bei cosby und co.
die vergleiche kachelmann, oberst, allen etc habe ich gebracht, um den zusammenhang "metoo" dahingehend zu erweitern, dass das instrument eben genauso gefährlich ist wie es produktiv sein kann, sobald a) alles in einen topf wirft oder b) die eingeübte empörungswelle auf sachverhalte ausdehnt, deren wahrheitsgehalt gar nicht geklärt ist oder sich hinterher als unwahr herausstellt.
alter, top diskussion. macvht immer spaß mit dir. und man wird ja auch nicht doofer davon. jedenfalls finde ich deine sichtweisen immer sehr getragen vom willen, dass ales gerecht und für alle zumutbar zugehen sollte. das finde ich grundsympathisch.
Okay gut, alles klar. Ist mir jetzt auch etwas deutlicher und kann ich so nachvollziehen.
Das einzige, was ich zum Abschluss noch anfügen will, ist dass es glaube ich sehr darauf ankommt was man genau unter der "metoo-Debatte" versteht bzw. verstehen wir da vielleicht auch etwas anderes darunter.
Mein Hauptpunkt, den ich versucht habe rüberzubringen war halt wie gesagt, dass es vielleicht Sinn macht das tatsächlich als ein allgemeineren Bewusstseinswandel wahrzunehmen, in der Hinsicht wie wir Machtstrukturen und Grenzüberschreitungen wahrnehmen, bzw dass wir überhaupt lernen, sie wahrzunehmen. Teil der Debatte sind ja nicht nur die Weinsteins dieser Welt, sondern zum Beispiel auch ein Terry Crews, den irgendein Medienboss in den Schritt greift, oder die Frage inwiefern sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz überhaupt als unakzeptabel wahrgenommen wird oder inwieweit und in welchen Fällen sexuell anzügliche Kommentare der Mitarbeiterin im Büro gegenüber tatsächlich okay sind oder nicht. Inwieweit viele Dinge, die wir lange als "normal" betrachtet haben, tatsächlich okay sind oder das vielleicht eher Ausdruck schamlos ausgenutzter und irgendwann normalisierter Machtstrukturen ist. Das hat für mich also eine viel größere Bandbreite, beziehungsweise habe ich immer wahrgenommen, dass die metoo-Debatte eine solche Bandbreite hat. Und da unterscheidet sich der Firmenchef, der meint er könne es sich erlauben, seiner Sekretärin in den Arsch zu kneifen jetzt tatsächlich nicht mehr soweit von einem Popstar, der meint es wäre automatisch okay wenn er/sie einen "Normalo" küsst, weil hey, ich bin ja ein Star, wer könnte da schon was gegen haben? Und in der Hinsicht macht die Verbindung zur metoo-Debatte dann vielleicht auch Sinn.
Das widerspricht sich ja aber in keinster Weise mit deinem Punkt, dass wir nicht zur Mobjustiz übergehen sollten und das als Anlass nutzen sollten, selbst den kleinsten Vorfall empört in den Boden zu schreien. Und dass dieser Fall halt viel eher in die Kategorie "kleines Missgeschick" passt als dass er irgendwie auch nur ansatzweise das Kaliber der moralisch zutiefst verwerflichen Aktionen eines Weinstein hätte.
schöner schlussakkord.
gleiche situation, nur vertauschte geschlechter, und der metoo# wald hätte wieder gebrannt.
ansonsten aber natürlich lächerliche diskussion.
Knutschen ohne sich dabei anzustrengen. Hallo, einem geschenkten Gaul, steckt man die Zunge ins Maul, oder so.
Die konservativen Missgeburten und ihre lächerlichen Ansichten. Wollte den ersten Kuss für meine erste Freundin aufheben. Wie krank muss man in der verklemmten Birne sein, dass man so was banales für so weltbewegend hält. Aber schön brav warten, bis man die Nudel wo reinsteckt, was nicht nach Apfel und Kuchen schmeckt, denn vor der Heirat darf man als konservativer Blödmann nicht einmal selbst den Handwagen bewegen, sonst fällt der Sack ab oder die Eier fangen zu faulen an. Every sperm is sacred ...
Naja, jemanden, der bestimmte Aspekte seines Lebens anders sieht/bewertet als du gleich als krank in der Birne zu bezeichnen, zeugt auch nicht gerade von sonderlich großer geistiger Reichweite.
@Applemac reloaded:
Och, für so jemanden wie Jesus hat so eine Banalität auch ziemlich ungemütliche Folgen gehabt. Für viele Menschen hat ein Kuß einen recht hohen Stellenwert; ich hab' auch schon Leute kennengelernt, die zwar ordentlich Kerben an der Bettkante hatten, sich aber ihre Küsse stets für "die Richtigen" aufgespart haben.
Da mag man zwar ein bißchen an die streng christlichen Internats-Mädels denken, die auf Vogelkunde an der Hintertür oder auf den Spatz in der Hand bestanden haben oder nur den Mund zu voll nehmen wollten, weil als Jungfrau in die Ehe gehen und so, aber ... okay. Ist halt so Sitte, muß man respektieren.
Gruß
Skywise
Noch zu belanglos, um sich dafür einen vollständigen Satz
Das ist ein sehr guter
belangflos ist nur der sachverhalt, nicht die überhöhenden reaktionen darauf. die finde ich eher beunruhigend.
wieso beunruhigend?
ist doch heutzutage normal, dass jede nichtigkeit bis zum geht nicht mehr hochgekocht wird.
interessiert nächste woche keine sau mehr.
Lachhaft - dieser Wirbel wegen so eines Bussis