Unglaublich! Pete hat es am Samstag wirklich nach Köln geschafft. Das Warten der Fans hat sich mehr als gelohnt: Die Babyshambles boten großes Kino für Augen und Ohren.
Köln (vbu) - Um eines vorweg zu nehmen: Was die Babyshambles am Samstag mit drei Tagen Verspätung auf der Bühne des Kölner E-Werks boten, war großartig. Vom Unterhaltungsaspekt wie musikalisch. Weniger chaotisch als erwartet. Dafür in Frauenkleidern, die erstaunlich gut zu Dohertys Gesten passten.
Die Band erschien fast pünktlich und lieferte von der erste Minute an eine einzige Show. Doherty sprach vornehmlich deutsch mit dem Publikum, seine englischen Ansagen waren kaum bis nicht zu verstehen, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Das Publikum im brodelnden E-Werk bestand nicht aus Schaulustigen sondern zum Großteil aus Fans der Musik der Libertines und der Babyshambles.
Einige Songs waren allerdings auch dem gut informierten Publikum neu - in der Zugabe spielte Doherty sogar ein Stück, das anscheinend nicht einmal die Band kannte. Nachdem sie sich erst fragende Blicke zugeworfen hatten, setzten dann allerdings auch Drummer Adam Ficek und Bassist Drew Mcconnell ein. Sehr verdutzt schaute Ersatz-Gitarrist Jim (Patrick Walden, die normale Besetzung an der Gitarre, tauchte mal wieder nicht auf), als Doherty ihm erst etwas erklärte, dann - mitten im Song - seine Gitarre übergab. Solche Momente hätte man öfter erwartet.
Doch die Band spielte sich durch ein energiegeladenes Set aus Babyshambles-Stücken und Libertines-Klassikern (u.a. "Can't Stand Me Now" und "What Katie Did"). Zwischendurch streute sie "Hit The Road, Jack" und "She's Lost Control" von Joy Division ein. Das Publikum war begeistert, die Band hatte sichtlich Spaß an Musik, Verkleidung, Hüte-Tausch mit dem Publikum und einem Fan, der wie ein Verrückter vor der Security floh - im Zickzack über die Bühne.
Der Tiefpunkt kam in der (Umzieh-)Pause. Die Band ließ sich 20 Minuten lang bitten, bis sie die Bühne wieder betrat. Derweil zeigte sich allerdings ein Trauerspiel, das für einen üblen Nachgeschmack gesorgt hätte, hätten die Babyshambles in der Zugabe nicht noch mal alles gegeben: Der Tourmanager/Mann für Alles und der Ersatz-Gitarrist kamen auf die Bühne und baten die Fans um Geld. Die Tour komme sie sehr, sehr teuer. Guter Witz, denkt man zunächst.
Doch dann - das Warten will kein Ende nehmen - erscheint der Tourmanager noch einmal on Stage. Es fehlten noch zwanzig Euro für die Rückflug-Tickets. Ohne die gebe es keine Zugabe, behauptet er und wedelt mit einer riesigen Warmhalte-Schale aus dem Catering. Jetzt fliegen Münzen. Nicht unbedingt, um den Babyshambles zu helfen. Doch mehr als etwas Kleingeld und vereinzelte "Riot"-Rufe geht beim Kölner Publikum nicht.
Als Doherty - zunächst alleine und in Alltagsklamotten - wieder die Bühne erklimmt, ist alles wieder gut. Sich selbst auf der Gitarre begleitend spielt er "The Man Who Would be King". Zum Abschluss gibt es den Song, auf den alle gewartet haben: Nach "Fuck Forever" ist für das E-Werk Schluss. Die Band hätte gerne noch weiter gespielt, doch Saft und Licht sind abgedreht. Statt dessen kommt verhalten beklopptes Alternative-Gegniedel aus den Boxen. Pete & Co. lassen sich davon nicht beeindrucken, spielen im Dunkeln und ohne Ton weiter. What A Shambles? What A Waster!
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