Die Metal-Sause in Balingen mit Slayer, Twisted Sister, Testament, Equilibrium, Annihilator, Metal Church, Sacred Reich, Grave, DragonForce u.v.a.
Balingen (edy) - Zum zweiten Mal geht das Bang Your Head!!! nach dem 20-jährigen Jubiläum 2015 mit einem 3-Tages-Billing an den Start. Als man Donnerstagmittag auf den Messeparkplatz in Balingen einschwenkt, bleibt die Zahl der Anwesenden allerdings noch überschaubar. Zwei Tage Urlaub extra überlegt sich mancher angesichts des mäßigen Festivalwetters offernbar doch zweimal.
Zum Glück kann man das Schlauchboot aber zuhause lassen, und wir bekommen bei der Ankunft gerade noch die letzten Songs von Babylon A.D. mit, die den anwesenden Fans gut reinlaufen.
Nächste im Ring sind Battle Beast, deren aktuelles Album "Unholy Savior" schon 2015 erschien: Die Finnen, die im Stile Sabatons und Co. zu Werke gehen, haben mit Sängerin Noora Louhimo einen echten Aktivposten in der Band. Dem Fanjubel nach zu urteilen, steht hier der erste Wachmacher auf der Bühne.
Anschließend ist die Hard Rock All-Star-Combo Dead Daisies an der Reihe: Die Jungs genießen ein wenig Sonne und spielen einen astreinen Gig. Sänger John Corabi gibt rein optisch die jüngerere, haarige Schwester von Steven Tyler, und Basser Marco Mendoza ist mal wieder der Poser vor dem Herrn. Auch Gitarrist Doug Eldritch hat sich gut in die Band eingefunden: Das Rund vor der Bühne füllt sich.
Witze übers Haupthaar
DragonForce ziehen vermutlich ein ähnliches Publikum wie Battle Beast: Und wie bei den Finnen turnt bei den Briten der Keyboarder auch mal mit der Keytar über die Bühne, kämpft er nicht gerade mit technischen Problemen. Die Spielchen der beiden Gitarristen Herman Li und Sam Totman kennt man und die Gerüchte über Playback und Co. ebenfalls. Den Fans scheints egal zu sein, sie feiern die Band - zumindest bis sie der einsetzende Regen vertreibt.
Mit Carcass entern gleich die nächsten Brexiter die Stage: Sie holen nicht nur die Sonne, sondern auch die Fans zurück. Jeff Walker gibt sich bestens gelaunt, macht Witze über die ausfallenden Haare des Publikums und ist trotz Doppelbelastung von Bass und Vocals der maßgebliche Aktivposten der Band. Der Sound wird deutlich lauter, bleibt aber differenziert, so dass man die Gitarrenarbeit von Bill Steer und Ben Ash auch weiter hinten genießen kann. In der Halle ziehen derweil Voodoo X eher die Leute der sanfteren Klänge an.
SLAAAAAYYYYER!
Um halb zehn gehen dann Slayer recht pünktlich auf die Bühne und legen direkt mit "Repentless" los. Tom Araya grinst in die Runde und freut sich sichtlich, dass das Festivalgelände mittlerweile ordentlich gefüllt ist. Und die Fans wissen genau, was sie wollen und auch bekommen: SLAAAAAYYYYER! Während bei Gary Holt inzwischen ein seltsamer Backenbart das Gesicht ziert, bleibt Kerry King das stoische Gitarrenkraftwerk. Von Paul Bostaph bekommt man hinter seiner Schießbude so gut wie nicht zu sehen, geliefert wird natürlich trotzdem in Uhrwerkpräzision. In Sachen Songs konzentriert sich das Quartett auf die gewohnte Best Of-Liste und räumt damit ab.
Equilibrium müssen in der Halle bereits ran, als Slayer noch auf der Bühne stehen, haben aber dennoch eine gut gefüllte Halle vor sich. In den ersten Reihen tummeln sich zahlreiche Mädels, die ihren Helden zujubeln und die Matte schwingen. Die Bayern fühlen sich fast wie daheim und haben die Meute vom Anfang an mit ihrem Pagan Metal im Griff. Als dann auf der Hauptbühne die Lichter aus sind, wird es in der Halle so richtig rappelvoll.
Der Freitag in Balingen
Am Freitag laufen wir aufs Gelände, als uns die Klänge von Helloweens "I Want Out" entgegen schallen, stellen vor der Bühne aber fest, dass es sich um Freedom Call handelt. Fehlendes Alleinstellungsmerkmal haben Manilla Road um Szene-Urgestein Mark Shelton mit Sicherheit nicht. Stilistisch vielleicht eher was für das Schwester-Festival Rock Of Ages finden die Amis mit deutscher Beteiligung auch in Balingen eine überschaubare Anzahl Fans.
Danach dürfen Impellitteri um den gleichnamigen Gitarrenvirtuosen ran und zeigen eine wirklich solide Show. Sänger Rob Rock ist quasi Stammgast auf dem Bang Your Head!!! und performt einmal mehr wie in junger Gott. Der Bassist versprüht zwar den Charme einer Wachsfigur, dafür glänzt der Namensgeber an der Gitarre mit einer unglaublichen Spielfreude.
Aus dem Grinsen kommt auch Sacred Reich-Urvieh Phil Rind nicht mehr raus. Der freut sich über alles und jeden, schafft es sogar eine Massenumarmung vor der Bühne anzuzetteln und bringt nebenbei noch einen erstklassigen Gig auf die Bühne.
Metal Church ziehen direkt nach und zeigen, dass Mike Howe das beste ist, was ihnen passieren konnte. Der zurück gekehrte Sänger ist ständig in Bewegung, lebt sämtliche Texte emotional mit, zeigt sich stimmlich in bestechend guter Form und scheint die Zeit seines Lebens zu haben. Zum Glück konzentriert sich die Band auf die Scheiben mit David Wayne und Mike - und lassen bis auf die beiden einzig guten Songs die aktuelle Scheibe weitgehend außer Acht. Wer mit "Fake Healer" einsteigt und noch "Wastelands" und "Watch The Children Pray" spielt, hat eh schon gewonnen.
Ein genialer Nachmittag
Es geht Schlag auf Schlag weiter - und so erleben Power/Thrash-Fans einen genialen Nachmittag. Jeff Waters und eine einmal mehr runderneuerte Hintermannschaft deprimieren mal wieder sämtliche Gitarristen vor Ort und sprühen durch die Bank geradezu vor Spielfreude. Allerdings sollte sich der Mann doch wieder nach einem Sänger umschauen, denn so wirklich rund klingt die Sache stimmlich nicht immer.
Die vokale Macht gibts direkt im Anschluss von Chuck Billy und Testament. Der Oberindianer und seine Truppe haben eine ansehnlichen Bühnenaufbau dabei und präsentieren sich als souveräner Co-Headliner. Sound- und songtechnisch gibt es nichts auszusetzen. Mit einer Rhythmusgruppe bestehend aus Drummer Gene Hoglan und Basser Steve DiGiorgio kann man ja nix falsch machen. Alex Skolnick und Eric Peterson muss man mit ihren Riffs und Leads außerdem erst mal schlagen. Geiler Gig!
In der Halle haben Grave einen extrem schweren Stand gegen die letzte BYH-Show von Twisted Sister. Ola Lindgren und seine Jungs machen das Beste draus, sagen Fuck Off und brennen ein Death Metal-Feuerwerk runter, dass den Fans in der ersten Reihe die Rübe abschraubt.
Twisted Sister räumen ab
Ein paar Songs können wir das auch genießen, da sich Twisted Sister eh ein wenig mehr Zeit mit ihrem Auftritt lassen. Als der schließlich losgeht, gibt es kein Halten mehr: Vor der Bühne ist es bumsvoll, die Pyros sind angerichtet, und als Mike Portnoy hinter dem Drumkit Platz nimmt, ist die Hölle los.
Mike ersetzt auf der Abschiedstour den verstorbenen A.J. Pero und bekommt natürlich seinen eigenen Spot. Den hat er auch nötig, denn Dee Snider ist wie immer ständig aktiver Mittelpunkt, Basser Mark Mendoza macht seinem Spitznamen 'The Animal' nach wie vor alle Ehre, und auch Eddie Ojeda zeigt für eine alte Dame erstaunlich viel Bewegung.
Lediglich Jay Jay French sieht mit seiner Sonnenbrille und dem eindimensionalen Gesichtsausdruck immer wieder aus wie die Leiche aus "Immer Ärger mit Bernie". Egal, denn die Show der New Yorker ist überragend, und das Publikum frisst ihnen aus der Hand. Als um 23 Uhr zum unwiderruflich letzten Mal der Vorhang für die Sisters fällt, werden natürlich einige Tränen vergossen.
Da für 2017 bereits Vince Neil solo mit einer Greatest Hits-Parade von Mötley Crüe-Songs angemeldet ist, spricht aber auch eigentlich nichts dagegen, Dee Snider wieder solo mit auf die Liste zu packen. Oder Nikki Sixx mit Sixx A:AM ... Wir sehen uns!
5 Kommentare
da kann sich der craze mal tüchtig die lanze zu einfetten !
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