Nach Notat zu Bett - Heinz Strunks Intimschatulle
Worum geht's?
Heinz Strunks Intimschatulle - so lautet der Titel einer Tagebuch-Kolumne, die der Hamburger Autor monatlich für das Satireblatt "Titanic" liefert. Inhaltlich nimmt Heinz Strunk uns mit in eine Welt, in der Ziegler Quitte exquisit geschlürft wird, der Literat sich täglich am Schreibtisch quält, im "Diverso" Rehrücken gegessen und im "Café 2 Talk" Meyer-Schulaus Geld-oder-Leben-Fragen gelauscht wird, etwa ob man sich für mehrere tausend Euro monatelang die Nasenlöcher mit Leberwurst dichtzementieren ließe.
Wer hat's geschrieben?
Der Mann bedarf kaum einer Vorstellung: Heinz Strunk, Fleischgemüse-Mann. Träger des Goldenen Handschuhs. Ausgezeichnet mit dem Wilhelm-Raabe-Preis.
Wer soll's lesen?
Strunk-Fans natürlich, und alle anderen auch. Das Tagebuch-Konzept macht süchtig, die Telegramme des täglichen Wahnsinns kommen als hochverdichtete Brillanz-Miniaturen, darin alles, was man an Strunk liebt: Den Witz, die absurden Pointen, die Gischt seiner Bewusstseinsstromschnellen, die alles sind, alles können, alles bieten - Gags, Geist, geile Gerichte. Und Getränke.
Das beste Zitat
Es gibt hier tatsächlich nur beste Zitate: "26.8.: Ohr-Ekzem recht schlimm und geschwollen. Trotzdem am Schreibtisch 'eingelocht'. Arbeit mehr schlecht als recht, aber immerhin. Mittags leichtes Erdbeben, das ich als solches nicht erkannt habe. Mit Spock ins Café 2 Talk, wo Meyer-Schulau bereits wartet. Sein heutiger Fragenkatalog: 1) Wie gefällt Ihnen der Bandname 'Polizeibeamte regeln den Verkehr'? 2) Meinen Sie, ein im weitesten Sinn 'aufregendes Leben' zu führen? 3) Auf was könnten Sie am ehesten verzichten? Alkohol, Glücksspiel oder Sex? Abendspaziergang mit dem Hund in Blankenese. Abends Sauerkrauteintopf, Bierbrot. Lecture Paul Auster/J. M. Coetzee."
Wertung: 5/5. Text von Ingo Scheel
Nach Notat zu Bett: Heinz Strunks Intimschatulle, Rohwolt Verlag, 256 Seiten, gebunden, 20 Euro
Heinz Strunk, Nach Notat zu Bett*
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1 Kommentar
Man sollte es dem Erzähler gleich tun und direkt nach Auster & Coetzee greifen. Die können über mehr schreiben als sich selbst.