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Neu! - "Neu! 2"

Ihr Name ist aber sowas von Programm: Mit ihrem wahrhaftig neuen Sound inspirierten Neu! noch Jahre später Bands wie Sonic Youth, Tortoise oder Stereolab. Mit ihrem ebenfalls "Neu!" betitelten Debüt hatten die Krautrock-Pioniere im Jahr zuvor eine erste Duftmarke gesetzt. Klar, dass das selbstgesetzte Ziel nun vorsah, an diesen ersten Achtungserfolg anzuknüpfen.

Das allerdings erwies sich als gar nicht so einfach, zumal die beiden Stripppenzieher Klaus Dinger und Michael Rother mit gewaltigen kreativen Differenzen klarkommen mussten: Während sich Rother mehr Melodien wünschte (und damit wohl auf leichtere Zugänglichkeit spekulierte), zog es Dinger in die entgegengesetzte Richtung. Sein Mantra: Mehr Krach, mehr Chaos.

Er hatte die besseren Karten: Zu den künstlerischen Unstimmigkeiten gesellten sich nämlich auch noch knappe Zeit und ein noch knapperes Budget. Auf der zweiten Seite des Albums führte entsprechend neben Produzentenlegende Conny Plank die nackte Not Regie: Weil die Mittel fehlten, um neue Songs aufzunehmen, drehten Rother und Dinger ihre beiden schon im Vorjahr entstandenen Singles "Super" und "Neuschnee" durch den Wolf, ließen sie statt auf 33,3 mit 16 oder 78 Umdrehungen laufen. Dazwischen versteckt sich noch "Cassetto", ein Track, gestrickt aus dem leiernden Sound einer Kassette. Äh ... ja.

Solches kam - man kann es sich vorstellen - unterschiedlich gut an. Während die einen (was es ja auch war) billiges Füllmaterial hinter den Versionen witterten, glaubten andere, hier auf (was es ebenfalls war) die Essenz von Krautrock gestoßen zu sein. So oder so: ein unmissverständliches "Fuck you!", gerichtet gleichermaßen an die Musikindustrie und die Erwartungshaltung von Fans wie Kritik. Man munkelt, David Bowie sei schwer beeindruckt gewesen.

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