Ölkrise und Watergate in den Schlagzeilen, auf den Plattentellern drehen sich derweil Neuheiten von Aerosmith bis Zappa.
Konstanz (laut) - Mobiltelefonie. Trikotwerbung. Live übertragene Konzerte. AC/DC. Zuweilen beschleicht einen der Eindruck, manches existiere seit Menschengedenken. Auch einige Alben, so dünkt es uns zumindest, scheint es immer schon gegeben zu haben. Etliche dieser Sorte feiern in diesem Jahr aber tatsächlich - erst? schon? - ihren 50. Geburtstag. Wir haben den Jahrgang 1973 gesichtet und handverlesen:
Oh, ja, da sind durchaus Perlen dabei, Klassiker und etliche vielleicht nicht mehr ganz so präsente Schätze. Die Nachrichten im Jahr 1973 dominierten natürlich trotzdem zwei andere große Themen: die Watergate-Affäre und die Ölkrise. Ebenfalls für Schlagzeilen sorgten der Militärputsch in Chile oder der Jom-Kippur-Krieg. Unerfreuliche Meldungen haben wir aktuell aber ja genug, gucken wir also lieber, was sich im Jahr 1973 kulturell so alles getan hat.
Huch!
In London etwa feierte ein Musical namens "The Rocky Horror Show" Premiere, dessen Langlebigkeit und Kult-Charakter sich damals wohl niemand hätte erträumen können. Auch Hilly Kristal hatte wohl eher keine Vorstellung davon, dass sich der Schuppen, den er anno '73 auf der Bowery in Manhatten eröffnete - er nannte ihn "Country, Bluegrass, Blues and Other Music For Uplifting Gormandizers", kurz "CBGB" - zur Keimzelle des US-Punks entwickeln sollte.
Von Hip Hop sprach seinerzeit natürlich noch niemand, die Zukunft des Genres (und das Verhältnis, in dem der deutsche Ableger zu seiner US-amerikanischen Mutter stehen sollte) zeichnete sich hier aber bereits ab: Während in Brooklyn ein gewisser Nasir Jones und im sonnigen Florida Faith Evans das Licht der Welt erblickten, bekam good ol' Germany Bürger Lars Dietrich, Max Herre, Björn Beton und den Wolf. Jesses. Azad und Trettmann, beide ebenfalls Jahrgang '73, haben noch immer ganz schön zu tun, um DAS wieder auszugleichen.
Könnt ihr uns hören?
Den eingangs erwähnten ersten Anruf über ein tragbares Telefon tätigte Martin Cooper. Er rief am 3. April 1973 über den von ihm entwickelten Prototypen perfiderweise ausgerechnet seine Konkurrenz in den Bell Labs an, um seinen Erfolg zu vermelden. Im gleichen Jahr lief Eintracht Braunschweig mit Reklame für einen verantwortungsvoll zu konsumierenden Kräuterbitter auf der Brust in kommerziellen Neuland auf, und Elvis' "Aloha from Hawaii", moderne Technologie machte es möglich, war gleichzeitig in mehreren Ländern zu vernehmen.
Apropos Technologie: Den Bandnamen für ihre soeben frisch gegründete Band malten die Brüder Angus und Malcolm Young übrigens von der Nähmaschine ihrer Schwester ab, if you don't know, now you know. Ein halbes Jahrhundert liegt all das inzwischen zurück. Eine halbe Ewigkeit.
So klingt 1973
Natürlich ist es uns auch diesmal wieder elend schwergefallen, die Kandidat*innen für diese Liste auszusieben. Gut, dass wir im Radio viel mehr Platz haben. laut.fm/bestof1973 bietet also einen noch viel weiteren Blick über die musikalische Landschaft des Jahres. Bereit für einen Spaziergang, fünfzig Jahre die Memory Lane hinunter? Dann los:
20 Kommentare mit 2 Antworten, davon 17 auf Unterseiten
Vielen Dank! Jetzt fühle ich mich endlich nicht mehr alt sondern uralt...
das wird noch schlimmer, warts nur ab.
krasses Jahr!
Da fehlt mit (Pronounced ’lĕh-’nérd ’skin-’nérd) Von Lynyrd Skynyrd, ein Meilenstein!
Das ist tatsächlich ein fast unentschuldbarer Fehler von Laut.de. So etwas darf eigentlich nicht passieren.