Die Ärzte - "Die Bestie In Menschengestalt"
"Beste Band der Welt sucht Plattenfirma", heißt es 1992 auf einer ganzseitigen Anzeige im Musik-Branchenblatt "Musikmarkt". Die Industrie Schlange stehen lassen für ein Album, von dem diese vor der Vertragsunterschrift keinen einzigen Ton zu hören bekommt: Selten ließen sich Labels so bereitwillig an der Nase durch die Manege ziehen. Der Bandname Die Ärzte hatte auch vier Jahre nach der Trennung trotz aberwitzig erfolgloser Soloprojekte von Farin und Bela noch immer einen guten Klang. Metronome setzt sich durch und bringt im Folgejahr das Comeback-Album unters Volk - mit aberwitzigem Erfolg. (Drei Jahre später ist das Label trotzdem pleite.)
Fröhlichen Surfpunk-Pop à la "Westerland" sucht man jedoch vergeblich: Die Berliner mit Hagen-Dauerersatz Rodrigo Gonzalez klingen heavy wie nie und nehmen ihre Vergangenheit selbst aufs Korn ("Claudia ... ist tot"), ohne den Anschein zu erwecken, erwachsen geworden zu sein, so reimen sie etwa Sandalen auf Van Halen. Die Studio-Euphorie gerät öfter aus der Spur, etwa in Songs wie "Mit dem Schwert nach Polen, warum René?", "Hey Huh (in Scheiben)" oder der maximal eine Minute lang witzigen Schlager-Persiflage "Wenn es Abend wird".
Dafür liefert die "Bestie" mit der Fanta-Vier-Verarsche "FaFaFa", klassischem Urlaub-Pop ("Schopenhauer", "Quark"), dem Tango-Spaß "Die Allerschürfste", dem Live-Klassiker "Friedenspanzer" und der Leuchtturm-Ballade "Mach die Augen zu" genügend Gründe, warum Die Ärzte zurückkommen mussten. Ach ja, und warum Die Ärzte bis heute zu den wichtigsten Rockbands des Landes gehören, lässt sich in "Schrei nach Liebe" nachhören.
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1 Kommentar
Meine absolutes Lieblings-Ärzte-Album! Nicht (nur) wegen Schrei nach Liebe, sondern u.A. auch wegen der "aus der Spur" geratenen Studio-Euphorie. Hier passt einfach alles. Ist vielleicht auch ein bisschen Nostalgie, weil die Scheibe damals meinen ersten eigenen CD-Player "entjungfern" dürfte...