Pet Shop Boys - "Very"
Bon Jovi, U2, Guns N' Roses, Nirvana: Für alles, das sechs Saiten hat, ist 1993 ein gutes Jahr. Die Pet Shop Boys haben also ein Problem. Aber nur von außen betrachtet. Sie haben ja viel mehr schwarze und weiße Tasten.
Neil Tennant und Chris Lowe trieb schon in den 80ern der Wunsch an, Dinge anders zu machen als der Rest. "Very" liefert den schonungslosen Beweis: Ein Super-Pop-Album mit uferlosem Bekenntnis zu Kitsch und Theatralik. Junge Rocker reißen sich Löcher in ihre Hosen? Schön, Edel-Popper wie die Pet Shop Boys verpacken stattdessen ihre CD in eine grell orangefarbene Plastikbox mit Noppen und covern den Village People-Song "Go West". Go figure!
Vor allem die cartoonartigen, mit Residentsscher Surrealität auftrumpfenden Outfits ihrer Videoclips und Single-Cover setzen einen visuellen Kontrapunkt zur Bodenhaftung des Grunge-Zeitalters. "Very" ist Hyperpop, bevor es das Genre dieses Namens gibt, nur dass diese Songs eben mit beiden Beinen im Mainstream stehen. Der nervöse Eurodance in "Yesterday, When I Was Mad", die Pop-Perfektion "I Wouldn't Normally Do This Kind Of Thing" oder die von Aids handelnde Streicher-Ballade "Dreaming Of The Queen" mit der nachhallenden Zeile "There are no more lovers left alive, no one has survived".
"Very" bricht mit der introvertierten Ausrichtung von "Behaviour" und erteilt noch 2023 Anschauungsunterricht, wie makelloser, und dabei tiefgründiger Dance-Pop funktioniert. Das Album heißt "Very", so Neil Tennant, "because it's very up, it's very Hi-NRG, it's very romantic, it's very sad, it's very pop, it's very danceable and some of it is very funny." Very successful außerdem: Es ist bis heute ihr einziges Nummer-eins-Album in Großbritannien.
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