Dave Grohl - "Der Storyteller"
Worum gehts?
Trotz allem: Um die Geschichte, auf die Nirvana-Fans seit 30 Jahren warten. Zwar wäre Dave Grohl der Letzte, der an einer Mythenbildung seiner Ex-Band interessiert ist. Gleichzeitig ist er natürlich Profi genug, um zu wissen, dass ein Buch namens "Der Storyteller" dieses Kapitel nicht auslassen kann. So schnell 1991 der "Nevermind"-Sound die Welt umpflügt, hakt Grohl auch seine Eindrücke aus dem Innersten des Tornados ab und konzentriert sich mehr auf die Zeit davor, als er mit Kurt Cobain in einer verlausten Bruchbude hauste und sich allabendlich von dessen Schildkröte nerven ließ. Vor allem seine Sozialisation als Musiker auf der Bühne mit der ersten Band Scream seziert er ausgiebig. Seine Sicht auf die (Musik-)Welt prägten schließlich diese frühen Jahre.
Umschlossen wird die einmalige Karriere von sattsam bekannten Lebensentwürfen. In den 70er Jahren: Junge wächst in trostlosem Vorort bei alleinerziehender Mutter auf. Heute: glücklicher Familienvater, dessen größte Sorge es ist, den Vater-Tochter-Ball zu verpassen. Dinge, die vielen von uns bekannt vorkommen dürften, nur treffen wir eben nicht Paul McCartney und AC/DC gleichzeitig zum Lunch und werden am Flughafen auch nicht von Little Richards Sohn gefragt, ob wir kurz seinen Vater kennen lernen wollen.
Wer hats geschrieben?
Der nach allgemeiner Auffassung "nicest man in Rock". Ein Terminus, dem Grohl selbst übrigens so oft es geht widerspricht. "Der Storyteller" leistet seinem Sunnyboy-Image dennoch Vorschub, denn letztlich ist der Mann ein unerschütterlicher Optimist, der einfach nur seinen Spaß haben will. Nicht nur, aber eben auch mit anderen Musiker*innen.
Wer solls lesen?
Metal-Fans, die wissen wollen, warum Dave Grohl nicht in Panteras Strip-Club reingekommen ist. Schlagzeuger auf der Suche nach talentierten Vorbildern, die kein In-Ear-Monitoring verwenden. Und alle, die amüsant erzählte Anekdoten schätzen.
Das beste Zitat:
"Nach monatelangem Stillstand mit erdrückend selbstreflexiven Phasen erkannte ich, dass ich aus Seattle raus musste, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Deshalb reiste ich in eine Ecke der Welt, die mich schon immer fasziniert hatte und wo ich mir von der Ruhe der Natur Heilung erhoffte: zum Ring Of Kerry im Südwesten Irlands (...) Als ich eines Tages meinen Mietwagen um die Schlaglöcher einer einsamen Landstraße herumsteuerte, tauchte vor mir ein Anhalter auf. Mit seinen langen, fettigen Haaren und dem viel zu großen Parka war dieser Junge klar als Rock-Fan erkennbar. Ich beschloss, ihn mitzunehmen. Doch als ich näher kam, sah ich etwas, das meine Meinung schlagartig änderte: Er trug ein Kurt-Cobain-T-Shirt."
Wertung: 5/5
Text von Michael Schuh
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