Im Interview mit laut.de knallt DJ Shadow ohne Vorwarnung den Hörer auf die Gabel und sagt anschließend alle weiteren Telefon-Interviews ab. Scheinbar fällt es ihm schwer, sich mit Kritik an seiner neuen Platte "The Outsider" auseinanderzusetzen.
Oakland/Dettingen (ahi) - DJ Shadow hat mitten in einem Telefon-Interview mit laut.de ohne Vorwarnung den Hörer aufgelegt und anschließend alle weiteren Phoner abgesagt. Allerdings wirkte er bereits zu Beginn des Gespräches schlecht gelaunt. Zu viele Kritiker hatten seit der Veröffentlichung der ersten Songs seiner aktuellen Platte auf ihm herum gehackt. Dabei ist "The Outsider" genau das Album, das Shadow nach eigener Aussage immer schon machen wollte und das genau seinem Stil entspricht.
Viele Fans allerdings wollen ihr Idol nicht in der HyPhy-Szene der Bay Area verortet sehen, in der es zum guten Ton gehört, die guten alten Gangsta-Ideale hochzuhalten, sexistische Texte zu schreiben und den Konsum von Partydrogen wie Ecstasy und Kokain zu propagieren. HyPhy-Rapper sind quasi die Aggro-Berliner Amerikas. Shadow dagegen wurde bislang eher von Menschen gehört, die das übertriebene Macho-Gehabe und die Gangsta-Attitüde im populären Hip Hop ablehnen.
Diesen Sachverhalt, der DJ Shadow offenbar nicht neu ist, wollten wir mit ihm diskutieren. Doch dazu kam es nicht. Bereits nach wenigen Minuten legte er kommentarlos den Hörer auf. Wir dokumentieren den Verlauf des Gesprächs bis zu seinem abrupten Ende:
Andreas Hierling: Hallo DJ Shadow. Wie läuft deine Tour?
DJ Shadow: Oh, sie läuft gut.
Dein neues Album "The Outsider" wird heftig im Netz diskutiert. Viele Leute, vor allem deine älteren Fans, scheinen das neue Material nicht sonderlich zu mögen. Kommen die Stücke live besser an?
DJ Shadow: Es scheint so. Ja.
Begeistert sich eher das amerikanische oder das europäische Publikum für die neuen Sachen? Oder merkst du da keinen Unterschied?
DJ Shadow (ärgerlich): Äh, das weiß ich nicht. Es sieht so aus, als hätten sich zehn Leute dazu entschieden, die gesamte Journalisten-Gemeinschaft zu beeinflussen, so dass alle denken, niemand würde "The Outsider" mögen. Ich hab keine Ahnung. (lacht) Es ist jedenfalls nicht so, als wäre ich Bob Dylan und würde von der Bühne gebuht, sobald ich einen HyPhy-Track spiele. Ich weiß es nicht, aber es sieht so aus, als würden die neuen Sachen dem Publikum gefallen.
Aber sie mögen die älteren Stücke deutlich mehr?
DJ Shadow: Speziell live?
Ja.
DJ Shadow (ironisch): Äh, ja. Die Leute mögen nur mein altes Material.
Mögen sie denn eher die wenigen ruhigeren Stücke von "The Outsider", oder mehr die härteren HyPhy-Rap-Stücke, die dein neues Album dominieren?
DJ Shadow (ironisch): Niemand mag die neue Platte. Sie alle stehen nur auf "Endtroducing".
Äh, ok ..., denkst du wirklich so?
DJ Shadow: Offensichtlich ...
Aber auch "The Private Press" wurde doch sowohl von den Kritikern als auch den Fans begeistert angenommen und geschätzt.
DJ Shadow: Nein. Ich denke, sie alle wollen nur "Endtroducing".
Ok, klar, "Endtroducing" war ein Meilenstein, aber die Leute mochten "The Private Press" auch sehr gerne. Nur bei "The Outsider" scheinen sie wirklich durchzudrehen, sie fragen sich, was ist schief gegangen mit Dj Shadow, dass er plötzlich HyPhy-Songs produziert.
DJ Shadow (scheinbar wieder ernst): Ja, ja ich weiß. Das ist echt ein Problem ... (wird leiser) Es ist ein Problem. Es ist ein großes Problem ...
Aber du magst die neuen Sachen und arbeitest gerne mit E-40, TurfTalk, KeakDaSneak und den anderen Bay Area-Rappern zusammen. Es ist also wirklich "dein Ding"?
DJ Shadow: Oh Ja. Auf jeden Fall!
Ich glaube, niemand hätte dich mit der Bay Area und diesem ganzen HyPhy-Ding in Verbindung gebracht. Wieso konfrontierst du uns so spät damit?
DJ Shadow: Ich hab keine Ahnung. Ich meine, ich wurde in der Bay Area geboren und groß gezogen. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass ich auch Bay Area-Sound mache. Ich begann meine Karriere gemeinsam mit Paris und Timur, beide Bay Area-Rapper. Es ist also schon seltsam, dass ich jetzt Bay Area-Sound mache ...
Du hattest sonst eher mit Leuten wie Gift of Gab, von Blackalicious, oder den Quannum-MCs zusammen gearbeitet. Hättest du Lust, wieder einmal mit ihnen zu arbeiten, oder sind diese Projekte Vergangenheit
DJ Shadow: Nein. Lateef von den Quannum MCs ist auf meiner neuen Platte und begleitet mich auf Tour.
Er ist mit einem Song auf deiner neuen Platte vertreten, das ist nicht sehr viel. Die HyPhy-Songs dominieren dein neues Album ...
DJ Shadow: Ja, ja, ich weiß ...
... und plötzlich war die Leitung tot. Shadows Management versuchte, die Verbindung wieder herzustellen. DJ Shadow war offenbar aber nicht länger gewillt, sein neues Album zu rechtfertigen. Später erfuhren wir, dass er unmittelbar nach dem Vorfall alle weiteren Telefon-Interviews absagte.
3 Kommentare
oje^^ irgendwie tut er mir leid
er hat doch schon genug geleistet an underground sachen.wenn er wirklich cash machen willm,bleibt ihm wohl nichts anderes übrig
Tja, wenn Dj Shadow seinen "neuen" Stil fährt, dann bleiben Leuten wie mir immerhin noch die vorangegangenen Alben!
Damit ist er für mich eine Legende, was ab jetzt noch kommt interessiert mich dann nicht mehr. So einfach ist das für mich!
Ehrlich: Für meine Begriffe haben auch Leute wie Public Enemy und Konsorten die Grenze zum "Guten" auch laaaang überschritten. Deshalb mache ich grundsätzlich einen Cut ab einem bestimmten Schlüssel-Album - der nachfolgende Rest-Müll wird ignoriert!
A Farewell to a King...Bye Dj Shadow!