Lenas und Stefan Raabs Versuch einer Titelverteidigung ist gescheitert. Den Sieg holten Ell und Nikki nach Aserbaidschan.
Düsseldorf (dani) - 9,1 Millionen Einwohner teilen sich 86.600 Quadratkilometer zwischen Kaukasus und dem Kaspischen Meer. Knapp 2,1 davon leben in der Hauptstadt Baku - die der Austragungsort des nächsten Eurovision Songcontest sein wird: Das Duo Ell und Nikki gewann am Samstagabend in Düsseldorf. 221 Punkte sammelte ihr Siegertitel "Running Scared" und beförderte Aserbaidschan vor Italien und Schweden auf den ersten Platz. Für Lena, "Taken By A Stranger" und ihr Spermienballett war lediglich Rang zehn drin.
Grandprix-Soße der klassischen Sorte
Der gewohnt bissige Audio-Kommentar des großartigen Peter Urban verlieh der langatmigen Veranstaltung einen Hauch von Würze. Anke Engelke und Stefan Raab agierten dagegen nicht viel weniger hölzern und sparwitzig als die ohnehin stets stocksteife Kollegin Judith Rakers. Immerhin: Ablauf, Technik und - diesmal - auch der Sound der Veranstaltung funktionierten anstandslos. Improvisationstalent war nirgends gefragt.
Wiederholung der Wiederholung
Bis zur in diesem Jahr verblüffend un-nachvollziehbaren Punktevergabe langweilte der Eurovision Songcontest aber kolossal. Mit den Beiträgen der fix gesetzten "Big Four", allen voran Lenas "Taken By A Stranger", wurde der Grandprix-Fan im Vorfeld ohnehin bereits bis zum Erbrechen zugeballert. Nachdem sogar die zwischen den Auftritten eingespielten "elektronischen Postkarten" dieselben blieben, verkam das "große Finale" vollends zu einer öden Wiederholung zu allem Überfluss in mehreren Schnelldurchläufen.
Pausenclown Jan Delay
Erst Pausenclown Jan Delay brachte einen Hauch von frischen Wind ins ausgezuzzelte Geschehen - und das, obwohl seine Originalität (seiner schleichenden Lindenbergisierung zum Trotz) kein Stück an das Pausenprogramm der Halbfinal-Shows, die Trommlertruppe Cold Steel und die zu klassischen Klängen breakenden Flying Steps, heran reichte.
Wieso Schweden? Wieso??
Spannung kam bei der Punkteverteilung auf. Obwohl gleich die erste Höchstwertung - aus Russland nämlich - nach Aserbaidschan ging, zeichnete sich - anders als in den Vorjahren - lange kein Gewinner ab. Völlig unverständlicherweise lag zwischenzeitlich der schauderhafte schwedische Beitrag von Eric Saade leicht vorne. Von einem Erdrutsch-Sieg, wie in Lordi, Alexander Rybak oder - im letzten Jahr - Lena hingelegt hatten: keine Spur. Die Spitzenreiter wechselten ständig.
Prognosen für die Tonne
Einzig klare Tendenz: Die Prognosen von Google, den britischen Buchmachern und ... ähem, ja ... laut.de konnte man grußlos in die Tonne treten. Lena läpperte sich letzten Endes zwar auf Platz zehn, fand aber praktisch nicht statt. Die hoch gehandelten Iren Jedward kackten auf Platz acht ab. Immerhin nicht ganz so schlimm wie der ebenfalls hoch gehandelte Finne Paradise Oskar mit seinem Friedensliedchen (Platz 21) oder die laut.de-Favoritin Getter Jaani aus Estland (vorletzter Platz).
Auf gute Nachbarschaft!
Nachbarn schanzten sich in gewohnter Manier gegenseitig die Punkte zu. Insbesondere bei den Staaten des ehemaligen Jugoslawien fragte man sich schon das eine oder andere Mal, wie es eigentlich zu einem jahrelang wütenden Bürgerkrieg kommen konnte, wo man sich gegenseitig offenbar doch gar so lieb hat. Der Witzelpreis des Abends geht an den slowenischen Punkte-Verleser, der Anke Engelke entgegen-freestylte: "Wadde hadde idde da? The results from Slo-we-ni-a." Danke für einen der raren Lacher. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen - in Baku.
Doch kein Wettbewerb ohne End-Resultat. Bitteschön:
74 Kommentare
Na das ist mal wieder typisch. Monatelang bombt ihr uns mit sinnlosen Meldungen über Lena und den ESC zu und jetzt wo es vorbei ist gebt ihr selber zu, dass es nur Müll ist.
Aber die grösste Witzelei fand ich aber dass irgendein Punktevergeber am Schluss (ich glaube es war Irland) gemeint hatte, dass Düsseldorf die Hauptstadt des Karnevals sei FAIL!
Die Punktervergabe war echt erbärmlich, bei manchen Beiträgen wundert es mich wirklich das sie so weit vorne waren und bei manchen warum sie soweit hinten sind. Österreich, Estland und Ungarn zB haben Top abgeliefert und sind auf den hintern Plätzen gelandet.
Um Musik gehts da ja schon lange nicht mehr leider.
Allerdings muss ich sagen das Frau Engelke den Abend gerettet hat für mich, ihre Strophe bei Satelite am Anang war herrlich!
Man kann über sämtliche Artisten in der Top 10 nur den Kopf schütteln, aber über den zweiten Platz für Italien hab ich mich wirklich gefreut. War für mich das Highlight des Abends. Dass so eine originelle Jazz-Nummer von einer austauschbaren Pop-Schnulze geschlagen wird, ist aber wirklich peinlich.
Na klar kann ich sagen, dass beim Musikantenstadl das musikalische Niveau eher primitiv ist. Primitiv im musikalischen Sinne. Und so war es auch größtenteils beim ESC, oder willst du das abstreiten? Desweiteren habe ich nicht behauptet, dass beim ESC überhaupt keine Musiker auftraten. Italien sei nur ein Beispiel. Wo du aber gerade Lena erwähnst; die ist für mich keine Musikern, denn die kann ja gar nichts außer sich an Songs zu versuchen, bei denen ihr dünnes Stimmchen überfordert ist.
@ Sancho: Pfff . Haste dir Gonjasufi schon mal gegeben? Echt empfehlenswert. Aber ansonsten haste Recht. Braucht echt kein Schwein^^.
@Bodenseenebel (« @laut.de (« Insbesondere bei den Staaten des ehemaligen Jugoslawien fragte man sich schon das eine oder andere Mal, wie es eigentlich zu einem jahrelang wütenden Bürgerkrieg kommen konnte, wo man sich gegenseitig offenbar doch gar so lieb hat. »):
Versteh ich auch nicht. Lieber Nachbarstaat, du hast meine Brüder und Schwestern getötet, hier hast du zwölf Punkte.
Wenn es danach geht, möchte ich nächstes Jahr doch bitte auch 12 aus Israel. Wir haben uns da schließlich auch mal echt Mühe gegeben. »):
was für ein drecks kommentar.
und übrigens wurden die halbfinals diesmal beide im fernsehen übertragen, die wird also schon die mehrheit der final schauer auch gesehen haben.