Eurovision Song Contest: Naidoo fährt nach Stockholm

Zu verquer für die Popakademie, aber für den ESC noch gut genug: Xavier Naidoo vertritt Deutschland, ein Song wird noch gesucht.

Stockholm (kol) - Die ARD hat ihre Entscheidung getroffen. Anstatt den Kandidaten für den Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm in einer Show zu ermitteln, nagelt sie kurzerhand Xavier Naidoo als Vertreter für Deutschland fest. Nach der diesjährigen Nullnummer von Sängerin Ann Sophie will die Rundfunkanstalt das Ruder mit der Nominierung des Mannheimers anscheinend herumreißen.

Mit welchem Song der Hobby-Verschwörungstheoretiker antritt, steht indes noch nicht fest. Am 18. Februar 2016 soll die Frage in der Show "Unser Song für Xavier" geklärt werden. Naidoo und die ARD haben bereits einige Songschreiber und Produzenten angefragt, die bis dahin Vorschläge einreichen können.

Petition gegen Naidoo

Dass die ARD auf einen Künstlerwettbewerb verzichtet und Naidoo als gesetzten Act für Stockholm bestimmt, stößt schon früh auf Gegenwehr. Im Netz findet sich bereits eine Petition gegen den Auftritt Naidoos. In der Begründung heißt es, der Sänger könne Deutschland nicht vertreten, weil er mit der rechtsokkulten Reichsbürger-Bewegung sympathisiere. Für seine kruden Verschwörungstheorien und den Auftritt vor den besagten Rechten im vergangenen Jahr heimste der Mannheimer erst kürzlich den Goldenen Aluhut ein.

Deutschland sei "ein besetztes Land", "nicht souverän", "nicht frei", schwadronierte Xavier Naidoo vor nicht allzu langer Zeit. Dass der NDR ausgerechnet ihn zum ESC schickt, ohne irgendjemanden (am Ende sogar die Fan-Gemeinde, verrückte Idee!) zu fragen, passt zwar zu dieser Einschätzung. Warum aber ausgerechnet Xaver Naidoo ein Land vertreten soll, das seiner Überzeugung nach nicht einmal existiert, wüssten wir schon gern.

Naidoo sieht seinen Auftritt beim ESC natürlich anders: "Ich werde in diesen drei Minuten, die ich habe, zeigen, dass wir in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen." Er wolle "das Ding nach Hause holen". Den Plan hatte schon Kool Savas vor einigen Monaten. Naidoos ehemaliger Xavas-Partner twitterte nach der Niederlage von Ann Sophie, dass er bereit sei, "das Ding in Fahrt zu bringen". Das wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen.