Drei Jahre nach "Art Angels" meldet sich Grimes mit einem Industrial-Pop-Banger zurück.
Los Angeles (ynk) - "We Appreciate Power": Grimes kehrt mit einem Nine Inch Nails-inspirierten Song zurück, der in Crossover-Ästhetik und Thematik durchaus an das erinnert, was Poppy auf ihrem letzten Projekt "Am I A Girl?" produzierte. Das ist kein Zufall, scheint dieser Song in denselben Sessions wie ihre Kollaboration "Play.Destroy" entstanden zu sein, was auch die Nennung von Songwriter Chris Greatti in den Credits nahelegt, der in der Vergangenheit mit Poppy arbeitete.
Statt mit Babymetal-Vibes auf Groteske zu setzen, sorgt Grimes mit vielschichtigem und detailreichem Songwriting besonders in den Bridges dafür, dass der Song viel sicherer in der eigenen Ästhetik aufgeht. Dazu kommt die gesangliche Chemie, die mit HANA wesentlich runder und stilsicherer funktioniert.
Die vagen, transhumanistischen Themen der Lyrics sind natürlich irgendwo etwas seicht und edgy geraten, aber dieser Flirt mit dem Science Fiction-Camp begleitet Grimes ja bereits seit den Namensgebungen auf ihrem Debütalbum "Geidi Primes" 2009 in Anlehnung an Frank Herberts Roman "Dune".
Trotzdem fällt diese Rückfindung zur transhumanistischen Themenpalette, die ihre Songs eigentlich bis "Skin" auf "Visions" begleitete, nach dem eher persönlichen Album "Art Angels" (2015) interessant aus. Allen "Tod des Autors" mal beiseite, erhalten Lines wie "What will it take to make you capitulate? / When will the state agree to cooperate?/" ein anderes Framing, wenn man gerade Technik-Mogul Elon Musk datet, der ohnehin immer wieder als Aushängeschild der Liaison von Transhumanismus und Raubkapitalismus herhalten muss.
Keine Beurteilung der privaten Entscheidungen und Handlungen von Grimes, viel mehr ist es spannend, dass recht schnell eine Diskussion ausgebrochen ist, ob dieser Song die Ethik von Musk in der einen oder anderen Form kommentiere. Die einen sprechen von einer Parodie, die anderen von regelrechter Propaganda für dessen rücksichtslosen Futurismus. Letzteres kann man vermutlich ausschließen, denn dafür ist die Inszenierung mitsamt Neon Genesis Evangelion-Outfits, überzeichneten Schreien in den Vocals und angedeuteter Waffengewalt im Video deutlich zu überzeichnet. Dass die Kontroverse um Musk eine politisch äußerst aktive Künstlerin wie Grimes kalt lässt, war jedenfalls nicht erwarten.
Zwischen "We Appreciate Power" und "Art Angels" liegen zwar drei Jahre, Grimes war in der Zwischenzeit aber nicht untätig. Sie schrieb Musik für Soundtracks ("Suicide Squad" und "Hilda"), arbeitete an Compilations mit (Das Jubiläumsalbum von Tegan And Sara) sowie mit Aristophanes, LOONA, Janelle Monae, Poppy und Jimmy Urine.
1 Kommentar mit 2 Antworten
"...Elon Musk datet, der ohnehin immer wieder als Aushängeschild der Liaison von Transhumanismus und Raubkapitalismus herhalten muss."
Ist das so? Ich persönlich gebe mir ja eher nicht, was der Kollege auf seinem twitter-Feed so absondert, von daher fehlen mir da vielleicht auch die nötigen Informationen, aber das sind jetzt beides keine Begriffe, die ich auf den ersten Blick mit Musk ganz direkt in Verbindung bringen würde, auch wenn seine Geschäftspraktiken bzw. der Umgang mit Teslas Arbeitskräften sicherlich mehr als nur ein bisschen fragwürdig sind.
Transhumanismus scheint gerade so ein intellektuelles Buzzword zu sein. Der Richard Precht Mehrteiler zum Thema ist wahrscheinlich auch schon im Kasten.
Hat Laut.de ein Mini-U-Boot nach Thailand geschickt, um Menschenleben zu retten? Ich glaube nicht!
Von daher mal schön ruhig bleiben.