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Der LOONA-Rückblick, Pt. 2: "Stan Loona!"

Das Predebüt-Projekt ging also wie eine seltsame Investition ins Land. Wie wir später herausfinden sollten, hat es Unmengen an Geld verschlungen. Auch, um die Mädchen für thematisch scheinbar wichtige Story-Beats an bestimmten Orten auf der ganzen Welt zu filmen und um mehr Musik unter die Leute zu bringen, als Blackpink in den ersten vier Jahren ihrer Karriere getan hätten, bevor das offizielle Debüt auch nur erscheinen kann. Das Feedback war gut, aber nicht hervorragend. In nackten Zahlen standen LOONA immer noch klein da, dafür hat sich eine sehr rabiate Fanbase entwickelt, als es endlich zum offiziellen Debüt kam:

"Hi High" markiert darauf den Moment, in dem alle geöffneten Fäden zusammenlaufen dürfen. Es sollte schwer sein, nach all den musikalischen Vorschüssen einen Sound zu finden, der alle eindeutig zufrieden stellt. Aber rückblickend hat der hochenergetische Bubblegum-Song einen soliden Job gemacht, einen ersten Eindruck zu geben, wozu die Zwölferformation fähig sein könnte. Die Nummer an sich ist ziemlich großartig, die Energie, die Synergie und das Tempo machten Eindruck, und es markierte den Startpunkt einer hochgradig unterhaltsamen Fan-Dynamik. Was bisher nur als das "Loonaverse" angedeutet wurde, bekam langsam konkretere Formen und Ideen.

Wir befinden uns an dem Punkt, als dezidierte Orbit-Communites absolut hohl auf die kleinen visuellen Motive und Referenzen drehten, stundenlange Theorie-Videos über die Converse-Schuhe oder das In-Den-Himmel-Rennen schrieben. Kreativkopf Jaden Jeong machte einen irre guten Job, für diese Theorien Glut im Ofen zu lassen. Auch, wenn nichts ausbuchstabiert war, fühlte es sich 2018 fast greifbar an, irgendwelche Zeitreise-Parallelwelt-Plots in den LOONA-Videos zu ahnen. In der Konsequenz gab es nicht nur ein paar starke Popsongs, sondern eine ganze detektivisch-philosophische Community anderer Kids, die auch die tiefen Mysterien der LOONA-Lore ergründen wollten.

Subjektiv würde ich sagen, dass all das mit dem Release von "Butterfly" einen Peak erreichte. Nicht nur, weil die ätherische Future House-Ballade zu den vermutlich schöneren Songs der dritten K-Pop-Generation zählt. Sondern auch, weil sich hier all die aufgestellten Loonaverse-Ideen tatsächlich zusammensetzten, um eine Botschaft von Solidarität und Inklusivität zu senden. In der Zeit wuchs der Satz "Stan Loona" zu einem marodierenden Meme heran. Man sah es überall auf Social Media, mit Filzstift an die Toilettenwand gemalt, auf Plakaten in Fernsehkameras gehalten.

Die Community fühlte sich wie ein Teil einer vorwärts denkenden, neuen K-Pop-Welle, die nicht nur Pop als künstlerisch verdammt interessantes Genre nutzte, sondern diese Ideen dann noch für gute und kluge Dinge verwendeten. An sich war das nicht falsch: Mit dem Release von "Butterfly" wäre es keine Übertreibung gewesen, LOONA als eine der interessantesten K-Pop-Gruppen der Szene zu bezeichnen. Anfang 2019 spielten sie auf der in Los Angeles abgehaltenen K-Con, und wenn man es nicht besser wüsste, müsste man annehmen, dass diese Gruppe lange in der höchsten Größenordnung der Szene mitspielte.

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