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Der LOONA-Rückblick, Pt. 3: Im Limbo

Dann begannen Dinge schiefzugehen. Nach dem triumphalen Auftakt 2018 passierte vordergründig ein Jahr lang erst einmal überhaupt nichts. Im Hintergrund schien es zu rumoren, denn (was wir rückblickend wohl hier verorten können) 2019 kam es zum internen Konflikt.

Das Mutterunternehmen Polaris machte Druck auf Blockberry Entertainment, LOONA langsam bitte weg vom kritischen Underdog-Darling hin zum profitablen Musik-Act zu entwickeln, während Jaden Jeong sich eine Girlgroup im Schatten, nur für coole Kids, wünschte. Die Rechnungen für das exorbitante Predebüt türmten sich allerdings, und es fand sich kein Kompromiss. Jaden verließ das Unternehmen und begann mit der Arbeit an eigenen Projekten, die sich bis heute in dem Label Modhaus und den Gruppen Billlie und TripleS manifestierten.

Die Fans dachten sich dabei erst einmal nicht viel, wurden aber schrittweise nölig. Immerhin haben sie die größte Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe fast komplett selbst gemacht, haben immensen Hype aufgebaut, auf dem nun Monat über Monat nicht aufgebaut wurde. Tatsächlich muss man gerade kleineren Gruppen attestieren, dass regelmäßige Comebacks nicht unwichtig sind, wenn man in der schnelllebigen Popindustrie das Momentum nicht verlieren will.

Mit "Butterfly" verpassten LOONA immerhin nur knapp einen ersten Sieg bei einer von Koreas relevanten Musikshows. Nur ein kleiner Schritt weiter, und es wäre wohl einiges möglich gewesen. Stattdessen folgte ein Jahr später die nächste schlechte Neuigkeit: Gruppen-Leiterin Haseul pausierte aufgrund von mentalen Problemen alle Aktivitäten. Ein neuer Song? Fehlanzeige.

Tatsächlich nahm sich in dieser Zeit eine der ganz großen Gestalten der Szene LOONAs an: Lee Soo-Man, Oberhaupt und Visionär von SM Entertainment, dem historisch vielleicht wichtigsten K-Pop-Label, nahm erstmals eine hausexterne Gruppe unter die Fittiche und versorgte die Mondmädchen in einer Zeit ohne kreative Leitung mit Musik. Die Resultate sind die 2020-2021-Comebacks "So What", "Why Not" und "PTT (Paint The Town)". Auch, wenn wir musikalisch noch einmal einen mehr als soliden Run bekommen - "Paint The Town" und "So What" subjektiv vielleicht eher weniger mein Ding, während "Why Not" in meinen Augen zu ihren besten Comebacks gehörte - zeichneten sich doch Schatten ab.

Die Fandom, die früher nämlich immer noch mit dem ach so besonderen LOONA-Sound warb, musste sich mit einer gewöhnlicheren, trendigeren Ästhetik abfinden. LOONA machte jetzt auch Girl Crush, also extravagante und energetische Badass-Konzepte mit viel Rap und vielen Chants, und es funktionierte zumindest kurzfristig nicht schlecht. Die Zahlen wuchsen weiter, LOONA erlangten ihren ersten Sieg bei diesen ach so wichtigen Shows und gingen auch mit ein paar Dance-Covern, unter anderem zu BTS und NCT, viral. Es stand also nicht alles schlecht für die Gruppe, aber ihre Identität begann, sich auszuhöhlen.

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