Der LOONA-Rückblick, Pt. 4: Queendom & "Flip That"
Plötzlich schrieben wir das Jahr 2022. Die Dauer der ersten Verträge des Projektes war halb überschritten und unter der Hand wurde den Leuten langsam klar, dass all diese eingangs gegebenen Versprechen über LOONA sich vermutlich nicht einlösen würden. Es gab dafür keinen essentiellen Wendepunkt oder so etwas, man merkte einfach nur Aktivität für Aktivität, Comeback um Comeback mehr, dass die ursprüngliche Vision der Gruppe schon lange zu den Akten gelegt worden war. Nichts spricht mehr dafür als ihr jüngster Titeltrack "Flip That".
Mit ein bisschen Distanz kann man hierzu sagen, dass es wohl der Versuch eines ahnungslosen Blockberrys sein dürfte, den viel gerühmten, zunehmend mystisch werdenden "LOONA-Sound" zu rekreieren. Auch, wenn der Song in der eigenen Fandom ein bisschen weniger polarisierend ankam als die drei SM-Cuts zuvor, war er doch mehr als je zu vor ein Bekenntnis von Stillstand. All die Elemente aus der "Butterfly"-Ära waren zurück: Referenzen auf Lore, wiederkehrende Shots, Zeit-Motive. Aber sie kamen nicht als Fortschritt, sondern als Gespenst. Selbst die unermüdlichen Theorie-Videos kamen seltener, kürzer und pflichtschuldiger daher. Auch, wenn niemand es so richtig aussprechen wollte: Das Loonaverse war tot. Es würde keine Entwicklung mehr geben, keine fortschreitende Storyline, nichts Interessantes hinter der Oberfläche, das es zu ergründen lohnte. Es hat sich als ein ewiges Deuten in Richtung interessanter Dinge aufgelöst, das man, ehrlich, auch ganz seinlassen könnte.
Auch dieser besagte LOONA-Sound hatte nicht mehr viel mitzuteilen. Inzwischen war sich die Fandom untereinander gefühlt auch gar nicht mehr so richtig einig, worin die Stärken von LOONA eigentlich bestanden. Manche sagten, dass es elegante, ätherische Konzepte seien, andere sprachen ihnen energetischen Girl Crush zu. Die einen sagten, dass LOONA-Sound bedeute, sie könnten einfach jedes Konzept überhaupt machen, andere beharrten darauf, ihr Selling Point sei die millimetergenaue Tanz-Choreographie, auch bei Boygroup-Tänzen. Orbits teilten 2022 eigentlich nur die Sicherheit, LOONA seien aus irgendwelchen Gründen besonders, aber die Erklärungen dafür fransten immer weiter auseinander. Entsprechend uneindeutig geriet deshalb auch ihr Auftritt bei der Reality-Sendung "Queendom 2":
Grundsätzlich: Ich fand LOONA in "Queendom 2" an sich ziemlich gut. Die Reality-Show, deren Vorgänger bereits sechs Girlgroups in verschiedenen Rubriken gegeneinander hat singen lassen, ließ die Karrieren von Gruppen wie (G)I-Dle oder Oh My Girl ziemlich explodieren. Eine entsprechende Chance bot sich also auch LOONA, die einen externen Boost gut brauchen könnten. Auch wenn sie starke Performances wie "Pose" oder das fantastische Hyorin-Cover "Shake It" leisteten und sich schlussendlich nur knapp und mit Pech gegen WJSN geschlagen geben mussten, blieb doch ein Eindruck:
Niemand wusste mehr so genau, was das Konzept von LOONA nun eigentlich war. Mit dem Predebüt lange abgeleistet und dem Weggang von Jaden Cheong sind zahllose Ideenfäden übrig geblieben, die je nach Lust und Laune wahllos durcheinander geworfen wurden. Die Ergebnisse reichten von ziemlich gut bis nie richtig schlecht, aber man merkte, dass die All-over-the-place-ness des Ganzen neuen Fans den Zugang erschwerte, während alte Fans für immer auf eine mytopische Iteration der Gruppe warteten, die wahrscheinlich so nie kommen würde.
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