Es hatte sich bereits abgezeichnet: Dr. Motte, Erfinder der Love Parade, ist fortan nicht mehr künstlerischer Leiter der Berliner Techno-Sause.
Berlin (joga) - Nur knapp zwei Monate nach dem Antritt der neuen Geschäftsführung ist der Streit um die künftige Ausrichtung der Love Parade eskaliert. Gestern setzten Rainer Schaller und sein Vize Maurice Mauré den Techno-Papst und Mitbegründer der Love Parade, Dr. Motte, vor die Tür. Matthias Roeingh alias Dr. Motte bleibt zwar Mitgesellschafter der Love Parade GmbH, er verliert aber jeden Einfluss auf die künstlerische Gestaltung.
Vordergründig hatte sich der Streit auf die Frage zugespitzt, wer das musikalische Programm der Parade und die DJs auf den Trucks zu bestimmen habe. Die neuen Herren möchten die Parade gerne von ihrer Fixierung auf Techno befreien und für die "gesamte Bandbreite der internationalen Electronic Dance Music" öffnen. Bereits ihr Plan, über das musikalische Programm im Internet abstimmen zu lassen, bedeutete eine faktische Entmachtung des bisherigen künstlerischen Leiters.
Sieht man genauer hin, geht es aber nicht nur um Musik und ein paar beats per minute mehr oder weniger. Vielmehr hat der neue Geschäftsführer Schaller ein verständliches Interesse an einer rein kommerziellen Ausrichtung der Parade. Schließlich investiert der Besitzer der größten Fitnesskette Deutschlands viel Geld, um seine Muckibuden bekannter zu machen.
Dagegen sah Dr. Motte sich und seine Erfindung stets zu Höherem berufen: "Für eine beliebige Electronic Dance Parade stehe ich nicht zur Verfügung", erklärte er heute in einer Pressemitteilung. Das "Hochgefühl der getanzten Lebensfreude" hatte für ihn stets auch eine politische Dimension, die er gern noch ins Esoterische überhöhte. In seinen legendären Reden zum Abschluss der "getanzten Friedensfeier" erklärte er regelmäßig, wie schön es sei, dank "Drum'n'Bass und sequenzieller Musik Kontakt mit unseren Vorfahren aufzunehmen".
Und so beklagen deutsche Techno-Fans in einschlägigen Foren zwar, dass der "Vater" der Parade nun so unsanft aufs Abstellgleis geschoben wurde. Dass damit auch Dr. Mottes Abschlussreden künftig entfallen, scheint dagegen keiner so richtig zu bedauern.
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