Das Maifeld Derby öffnet traditionell als eines der ersten Festivals der Saison seine Tore. Und dieses Jahr gibt es dort sogar etwas zu feiern.

Mannheim (huz) - Das familiäre Indie-Festival steigt heuer zum fünften Mal. Doch streng genommen schickten die Mayfeld Derby-Veranstalter um Get Well Soon-Bassist Timo Kumpf mit The National, St. Vincent und Bilderbuch schon letztes Jahr ein dem Jubiläum würdiges Lineup ins Rennen. Am letztjährigen Programm wolle man sich deshalb nicht messen lassen, ging Organisator Kumpf schon im Vorfeld auf Understatement-Kurs: "The National zu kriegen, das war im Endeffekt einfach ein bisschen Glück."

Dieses Jahr finden sich also etwas kleinere Namen auf dem Derby-Plakat – wobei das für das Maifeld Derby nicht bedeutet, wieder nur mit Wasser kochen zu müssen. Mogwai reichen am Samstag exquisite, ungefilterte Post-Rock-Bratensauce und Moloko-Sängerin Róisín Murphy kredenzt zum Abschluss des Maifeld Derbys einen elektronischen Früchtemix zwischen sommerlicher Leichtigkeit und vollmundiger Tiefe. Der Festival-Freitag beginnt für uns jedoch zunächst sehr zurückgelehnt vor der kleinsten Bühne des Festivals, dem Parcours d'amour.

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Für eine besondere Show haben sich Get Well Soon dort mit dem Schriftsteller Arnold Stadler zusammengetan. Letzterer liest aus seinem Buch "Der Tod und ich, wir zwei" und merkt charmant an, dass er in diesem Umfeld wohl auch auf Chinesisch lesen könne, dann spielt die Band wieder einen Song. Eine beeindruckende Flut von Sinneseindrücken, die mich schließlich mental entwaffnet und in den Sitz drückt, während Kollege Langemann hingegen entrüstet aufspringt und ihm den "Flow eines Würfels" attestiert.

Doch das lässt das Festivalpublikum um uns herum kalt: es genießt kollektiv. Bemerkenswert, dass man fast keine Smartphones während der Konzerte sieht. Selbst dann, als Gisbert zu Knyphausen auf Schmusekurs geht: Wenig Dokumentations-Terror und Selfie-Schmocks. Dafür sind wir ja da. Sorry Southside, sorry Rock am Ring, aber bei uns macht sich der Eindruck breit, dass es hier vielleicht tatsächlich noch um die Musik geht.

Später füllt Junip-Frontmann José González den Headliner-Slot und erfüllt das große Zelt, das die Hauptbühne fasst, mit seinem wonnigen Folk-Pop. Langemann macht mich betroffen, wie er neben mir, den guten pfälzischen Äppelwoi in der Hand, wehmütig auf die herzlich tanzknutschenden ersten zehn Reihen blickt: "Ich bin dann mal kurz weg." Bei Love A finden wir uns schließlich wieder und wir sonnen uns im warmen Fiepen der Gitarren.

Am Samstag läuft uns Joe Haege (31Knots/Tu Fawning) über den Weg, der inzwischen mit Sizarr-Tonmann Fritz Brückner die Band White Wine bildet. Eine Legende der Portlander Subkultur in Mannheim? Irgendwie spiegelt das den Charakter des Derbys ganz gut wider: große Namen mischen sich vor oder nach ihren Shows unter die gut 4000 Besucher und freuen sich an der Herzlichkeit, die hier vorherrscht.

So trifft man vor dem Festival-Imbiss, den die Metzgerei von Timo Kumpfs Eltern betreibt, am Sonntagabend noch Wanda. Zwanzig Minuten vorher tobte der Mob vor der Fackelbühne, als sie das Maifeld Derby mit tosenden "Amore"-Rufen zurückließen und eine der besten Shows des Festivals lieferten. Jetzt steht Gitarrist Manuel zufrieden vor uns, und wir sind uns einig: "So viel Liebe kriegst du nur auf einem kleinen Festival wie dem Maifeld Derby."

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