Sänger Morrissey und der britische NME werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Im Rahmen einer Coverstory gab der mittlerweile in Rom lebende Brite dem Wochenblatt ein Interview, das nun erheblichen Wirbel verursacht.
Grund ist eine Aussage des Sängers bezüglich der Immigrationspolitik …
@Jazz-Hörer (« @Cane (« LOL...ich glaube ihr wart alle noch nicht in Duisburg... ...und ich bin auch Ausländer...zumindest halb... »):
Jepp, ich kann aus erster Hand berichten, dass Besuchern aus den Duisburger Partnerstädten in England, Frankreich und China immer als erstes die größte deutsche Moschee in Marxloh vorgeführt wird, zur Verwunderung der Besucher und zum Unmut der Bürger, wertfrei festgestellt. Der riesige, ehemalig industrielle Landschaftspark wird danach dann meist auch unterschlagen. »):
die wahrheit kommt aus deinem Mund. Naja und neben dem Landschaftspark gibt es ja auch noch den größten Binnenhafen Europas (oder sogar der Welt? ) und den schicken Innenhafen. Man sollte allerdings auch mal den Junkie Park am Lehmbruck Museum gesehen haben falls sich jemand für Kunst interessiert
kommst du aus der ecke? (nicht park sonder Duisburg)
@Vapour Trail (« ja zum glück kann nicht jeder popkulturll-hochwertige texte schreiben, sondern verzettelt sich doch meist in einem wust von bla. »):
Nun ja, der Eindruck von Wust war in dem Fall vorausgeplant, aber egal, es geht um mehr als verbale Selbstdarstellung und persönliche Eitelkeiten.
Eine andere Zeitung schreibt zu dem Fall heute:
"Trotz mancher Ungeschicklichkeit wirkt Morrissey im Interview nicht fremdenfeindlich, sondern eher wie ein Nostalgiker, der einer versunkenen Welt nachtrauert – und dabei nicht immer über seine Wortwahl nachdenkt. Ein Prinz Philip der Popmusik gewissermaßen:"
Die Frage, also meine Frage, ist: Wo führen uns diese romantischen, globalisierungskritischen Reflexe eigentlich hin? Die Kaczynski-Brüder sind auf ihre Art auch Romantiker und Nostalgiker und Tusk eher ein Vertreter der neuen Ökonomie und schon dieses eine Beispiel scheint mir genug als Beweis, wie vollkommen unsinnig es ist, eine Nation oder einen Staat oder eine Region zu bewundern und sich seine Symbole übers Bett zu hängen, gleichgültig ob Polen, Deutschland, das Ruhrgebiet oder Großbritannien.
Diese, ich nenn es mal Gegenbewegung, hat man in Polen ja recht schön gesehen. Was helfen einem "romantische, globalisierungskritische Reflexe", wenn man sich dadurch international ins Abseits manövriert. Es ist natürlich ein äußerst delikates Thema, aber ich wage es einmal zu behaupten, dass nationale Identitäten im Zeitalter von weltweit agierenden Unternehmen (und Soldaten ) eine immer geringere Rolle spielen werden. Wobei natürlich erst einmal zu klären wäre, was alles zu so einer Identität gehört...
@Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance.
Er ist überschrieben mit "has the world changed or has he changed?" und enthält zumindest die Passage:
"Morrissey, the son of immigrants who has lived for most of the past decade in LA or Rome, wants others to have the freedom to travel the world like him, but implies he would shut the gate to people coming to live in the UK. At the very least it smacks of a naive hypocrisy, but mostly sounds more like the ravings of a rogue Tory MP."
Ich habe ihn auch (noch) nicht gelesen, aber ... wenn der betreffende Journalist selbst sich davon distanziert und behauptet, das Ganze sei von der Redaktion komplett umgebogen worden ... Ich meine, ich glaube zwar nicht, dass solche Geschichten - sagen wir mal beim Spiegel - soooviel anders laufen, man muss ja nicht direkt lügen... aber mit Vorsicht ist das doch wohl schon zu genießen.
Das Grundproblem und die Grundfragestellung, über die es sich lohnt nachzudenken, ist doch eigentlich auch ohne diesen Artikel gegeben.
Du stellst es immer so dar, als würden morgen sämtliche nationalen Grenzen wegfallen. Ich denke, dass Nationen oder auch Staatenverbünde immer in irgendeiner Form existieren werden. Inwiefern sich ihre Einwohner mit diesen Nationen noch identifizieren können, steht auf einem anderen Blatt.
Letztlich bleibt dann als Identifikation nur noch die gleiche Sprache. Oder vielleicht noch Menschen aus derselben Gegend, sagen wir einem geographisch überschaubaren Gebiet. Mir geht das heute schon so. Ich lebe in Nordrhein-Westfalen und fühle mich einem Holländer von der Mentalität her viel verbundener als einem Schwaben (nur als Beispiel).
@Anonymous (« Die Bundesrepublik ist ein wirklich furchtbarer Platz, was Einwanderung betrifft. Je größer die Einwanderungswelle ist, desto mehr verschwindet die deutsche Identität.
Wenn du nach Deutschland kommst, hast du keine Ahnung, wo du bist. Laufe durch den Hamburger Hauptbahnhof und du kriegst jede Sprache zu hören, außer der deutschen. »):
Was genau soll das sein, deutsche Indentität? Weißwurst oder Grünkohl? Lederhose oder Ostfriesennerz? Hitler oder Rosa Luxemburg? Dieter Bohlen oder Goethe? Kölle Alaaf oder 1. Mai in Kreuzberg?
@Kukuruz (« Die Frage, also meine Frage, ist: Wo führen uns diese romantischen, globalisierungskritischen Reflexe eigentlich hin? Die Kaczynski-Brüder sind auf ihre Art auch Romantiker und Nostalgiker und Tusk eher ein Vertreter der neuen Ökonomie und schon dieses eine Beispiel scheint mir genug als Beweis, wie vollkommen unsinnig es ist, eine Nation oder einen Staat oder eine Region zu bewundern und sich seine Symbole übers Bett zu hängen, gleichgültig ob Polen, Deutschland, das Ruhrgebiet oder Großbritannien. »): du willst den menschen also ihre identität nehmen.
du scheinst es vllt. nicht zu brauchen, aber die masse braucht identitäts- genauso wie statussymbole. gegen was sollten sie es deiner ansicht nach eintauschen?
Identität ist was Tolles. Aber lass mich mal überlegen...
Meine Sprache ist Hochdeutsch. Mein Essen Indisch, Italienisch, Arabisch, Asiatisch, Türkisch und etwas Schwäbisch. Meine Bücher sind zum Großteil Englisch oder Amerikanisch, meist im Original. Die Filme, die ich mir anschaue abenso, genau wie die Fernsehserien. Meine Lieblingsbands kommen im Wesentlichen aus England und den USA, einige aus Skandinavien, ein paar aus Belgien, und ein paar aus Deutschland.
Mein Handy, mein Computer und mein Monitor kommen aus Japan, mein Hifi-Zeugs kommt aus Holland. Meine Schuhe aus England, meine sonstigen Klamotten überwiegend wohl aus irgendwelchen Sewatshops, aber die Firmen sitzen in den USA. Mein Auto? O.k., das wurde überwiegend in Deutschland gebaut. Und das Bier, das ich trinke ist meist auch aus Deutschland. Lieber trinke ich allerdings kubanischen Rum mit einem amerikanischen koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk.
@Kukuruz (« @Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance. »):
Das klingt sehr nach "Antideutschem", aber du hast prinzipiell recht. Der Kulturpessimus der globalisierungskritischen Bewegung ist einer der Gründe, warum ich mich davon auch zunehmen distanziere. Zumal es ja wirklich fraglich ist, ob so ein Identitätsverlust tatsächlich stattfindet. Eine Freundin schreibt gerade ihr Magisterarbeit über den Begriff der Globalisierung in der Ethnologie und kommt zu dem Ergebnis, das regionale Einflüsse zunehmend an Gewicht gwinnen.
@Olsen (« Du stellst es immer so dar, als würden morgen sämtliche nationalen Grenzen wegfallen. Ich denke, dass Nationen oder auch Staatenverbünde immer in irgendeiner Form existieren werden. »):
Also in diesem Dezember fallen schonmal die Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien und Aufregung gibts darüber mehr als sich irgendwie begründen lässt.
Ja, klar wird es auch auf mittlere Sicht Nationen und Staaten geben. Aber verglichen mit dem Zeitraum, in welchem sich die Vorstellung vom klassischen Nationalstaat herausbildete, ist das, was in den letzten 10, 20 Jahren ablief, doch einigermaßen einschneidend, oder?
Davon mal abgesehen: Diese Sicht der Dinge ist doch nun durch das Thema sozusagen extern vorgegeben. Man könne - angeblich - durch Teile einer britischen Stadt laufen, ohne einen Anhaltspunkt dafür zu finden, dass man sich in Grossbritannien befinde. Andere wieder meinen, das gelte eigentlich auch für Hamburg oder Berlin. Also viel Aufregung um nichts?
deine sprache ist doch auch nichts anderes als ein etwas anders entwickelter dialekt von holländisch, schwedisch oder englisch. aber ich hätt schon ma bock auf gediegen kässpätzle und maultaschen und nen feinen cuba libre mit 5 jährigem havana mit dir... aber die limette aus südostasien, bitte
Was dieses Durch-die-Stadt-laufen angeht: Egal, ob die Leute Deutsch oder Armenisch sprechen, wenn ich an jeder Ecke eine Bäckerei (oder einen Backshop) und fünf Versicherungsbüros pro Straße sehe, dann weiß ich, dass ich in Deutschland bin.
@caliban (« @Kukuruz (« @Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance. »):
Das klingt sehr nach "Antideutschem", aber du hast prinzipiell recht. Der Kulturpessimus der globalisierungskritischen Bewegung ist einer der Gründe, warum ich mich davon auch zunehmen distanziere. Zumal es ja wirklich fraglich ist, ob so ein Identitätsverlust tatsächlich stattfindet. Eine Freundin schreibt gerade ihr Magisterarbeit über den Begriff der Globalisierung in der Ethnologie und kommt zu dem Ergebnis, das regionale Einflüsse zunehmend an Gewicht gwinnen. »):
wenn das anti-deutsch sein soll, fehlt aber noch die geschwunkene Israelfahne und ein kleines Lob auf den Irakkrieg;)
Sänger Morrissey und der britische NME werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Im Rahmen einer Coverstory gab der mittlerweile in Rom lebende Brite dem Wochenblatt ein Interview, das nun erheblichen Wirbel verursacht.
Grund ist eine Aussage des Sängers bezüglich der Immigrationspolitik …
ja zum glück kann nicht jeder popkulturll-hochwertige texte schreiben, sondern verzettelt sich doch meist in einem wust von bla.
*gnihihi*
@Jazz-Hörer (« @Cane (« LOL...ich glaube ihr wart alle noch nicht in Duisburg...
...und ich bin auch Ausländer...zumindest halb... »):
Jepp, ich kann aus erster Hand berichten, dass Besuchern aus den Duisburger Partnerstädten in England, Frankreich und China immer als erstes die größte deutsche Moschee in Marxloh vorgeführt wird, zur Verwunderung der Besucher und zum Unmut der Bürger, wertfrei festgestellt. Der riesige, ehemalig industrielle Landschaftspark wird danach dann meist auch unterschlagen. »):
die wahrheit kommt aus deinem Mund. Naja und neben dem Landschaftspark gibt es ja auch noch den größten Binnenhafen Europas (oder sogar der Welt? ) und den schicken Innenhafen. Man sollte allerdings auch mal den Junkie Park am Lehmbruck Museum gesehen haben falls sich jemand für Kunst interessiert
kommst du aus der ecke? (nicht park sonder Duisburg)
@Vapour Trail (« ja zum glück kann nicht jeder popkulturll-hochwertige texte schreiben, sondern verzettelt sich doch meist in einem wust von bla. »):
Nun ja, der Eindruck von Wust war in dem Fall vorausgeplant, aber egal, es geht um mehr als verbale Selbstdarstellung und persönliche Eitelkeiten.
Eine andere Zeitung schreibt zu dem Fall heute:
"Trotz mancher Ungeschicklichkeit wirkt Morrissey im Interview nicht fremdenfeindlich, sondern eher wie ein Nostalgiker, der einer versunkenen Welt nachtrauert – und dabei nicht immer über seine Wortwahl nachdenkt. Ein Prinz Philip der Popmusik gewissermaßen:"
Die Frage, also meine Frage, ist: Wo führen uns diese romantischen, globalisierungskritischen Reflexe eigentlich hin? Die Kaczynski-Brüder sind auf ihre Art auch Romantiker und Nostalgiker und Tusk eher ein Vertreter der neuen Ökonomie und schon dieses eine Beispiel scheint mir genug als Beweis, wie vollkommen unsinnig es ist, eine Nation oder einen Staat oder eine Region zu bewundern und sich seine Symbole übers Bett zu hängen, gleichgültig ob Polen, Deutschland, das Ruhrgebiet oder Großbritannien.
Diese, ich nenn es mal Gegenbewegung, hat man in Polen ja recht schön gesehen. Was helfen einem "romantische, globalisierungskritische Reflexe", wenn man sich dadurch international ins Abseits manövriert.
Es ist natürlich ein äußerst delikates Thema, aber ich wage es einmal zu behaupten, dass nationale Identitäten im Zeitalter von weltweit agierenden Unternehmen (und Soldaten ) eine immer geringere Rolle spielen werden. Wobei natürlich erst einmal zu klären wäre, was alles zu so einer Identität gehört...
@Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance.
Er ist überschrieben mit "has the world changed or has he changed?" und enthält zumindest die Passage:
"Morrissey, the son of immigrants who has lived for most of the past decade in LA or Rome, wants others to have the freedom to travel the world like him, but implies he would shut the gate to people coming to live in the UK. At the very least it smacks of a naive hypocrisy, but mostly sounds more like the ravings of a rogue Tory MP."
Ich habe ihn auch (noch) nicht gelesen, aber ... wenn der betreffende Journalist selbst sich davon distanziert und behauptet, das Ganze sei von der Redaktion komplett umgebogen worden ... Ich meine, ich glaube zwar nicht, dass solche Geschichten - sagen wir mal beim Spiegel - soooviel anders laufen, man muss ja nicht direkt lügen... aber mit Vorsicht ist das doch wohl schon zu genießen.
Das Grundproblem und die Grundfragestellung, über die es sich lohnt nachzudenken, ist doch eigentlich auch ohne diesen Artikel gegeben.
Du stellst es immer so dar, als würden morgen sämtliche nationalen Grenzen wegfallen. Ich denke, dass Nationen oder auch Staatenverbünde immer in irgendeiner Form existieren werden. Inwiefern sich ihre Einwohner mit diesen Nationen noch identifizieren können, steht auf einem anderen Blatt.
Letztlich bleibt dann als Identifikation nur noch die gleiche Sprache. Oder vielleicht noch Menschen aus derselben Gegend, sagen wir einem geographisch überschaubaren Gebiet. Mir geht das heute schon so. Ich lebe in Nordrhein-Westfalen und fühle mich einem Holländer von der Mentalität her viel verbundener als einem Schwaben (nur als Beispiel).
@Anonymous (« Die Bundesrepublik ist ein wirklich furchtbarer Platz, was Einwanderung betrifft. Je größer die Einwanderungswelle ist, desto mehr verschwindet die deutsche Identität.
Wenn du nach Deutschland kommst, hast du keine Ahnung, wo du bist. Laufe durch den Hamburger Hauptbahnhof und du kriegst jede Sprache zu hören, außer der deutschen. »):
Was genau soll das sein, deutsche Indentität? Weißwurst oder Grünkohl? Lederhose oder Ostfriesennerz? Hitler oder Rosa Luxemburg? Dieter Bohlen oder Goethe? Kölle Alaaf oder 1. Mai in Kreuzberg?
@Kukuruz («
Die Frage, also meine Frage, ist: Wo führen uns diese romantischen, globalisierungskritischen Reflexe eigentlich hin? Die Kaczynski-Brüder sind auf ihre Art auch Romantiker und Nostalgiker und Tusk eher ein Vertreter der neuen Ökonomie und schon dieses eine Beispiel scheint mir genug als Beweis, wie vollkommen unsinnig es ist, eine Nation oder einen Staat oder eine Region zu bewundern und sich seine Symbole übers Bett zu hängen, gleichgültig ob Polen, Deutschland, das Ruhrgebiet oder Großbritannien. »):
du willst den menschen also ihre identität nehmen.
du scheinst es vllt. nicht zu brauchen, aber die masse braucht identitäts- genauso wie statussymbole. gegen was sollten sie es deiner ansicht nach eintauschen?
@bzr
Du bist Deutschland. Hat mir mal jemand gesagt. Damit wäre diese Frage ja wohl geklärt.
Identität ist was Tolles. Aber lass mich mal überlegen...
Meine Sprache ist Hochdeutsch. Mein Essen Indisch, Italienisch, Arabisch, Asiatisch, Türkisch und etwas Schwäbisch. Meine Bücher sind zum Großteil Englisch oder Amerikanisch, meist im Original. Die Filme, die ich mir anschaue abenso, genau wie die Fernsehserien. Meine Lieblingsbands kommen im Wesentlichen aus England und den USA, einige aus Skandinavien, ein paar aus Belgien, und ein paar aus Deutschland.
Mein Handy, mein Computer und mein Monitor kommen aus Japan, mein Hifi-Zeugs kommt aus Holland. Meine Schuhe aus England, meine sonstigen Klamotten überwiegend wohl aus irgendwelchen Sewatshops, aber die Firmen sitzen in den USA. Mein Auto? O.k., das wurde überwiegend in Deutschland gebaut. Und das Bier, das ich trinke ist meist auch aus Deutschland. Lieber trinke ich allerdings kubanischen Rum mit einem amerikanischen koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk.
separatist!!
ja nur leider definiert die masse identität eben anders,
@abesøn (« @bzr
Du bist Deutschland. Hat mir mal jemand gesagt. Damit wäre diese Frage ja wohl geklärt. »):
Wenn das wenigstens ala Cäsar rüberkäme... Rom bin ich.
@Kukuruz (« @Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance. »):
Das klingt sehr nach "Antideutschem", aber du hast prinzipiell recht. Der Kulturpessimus der globalisierungskritischen Bewegung ist einer der Gründe, warum ich mich davon auch zunehmen distanziere. Zumal es ja wirklich fraglich ist, ob so ein Identitätsverlust tatsächlich stattfindet. Eine Freundin schreibt gerade ihr Magisterarbeit über den Begriff der Globalisierung in der Ethnologie und kommt zu dem Ergebnis, das regionale Einflüsse zunehmend an Gewicht gwinnen.
@Olsen (« Du stellst es immer so dar, als würden morgen sämtliche nationalen Grenzen wegfallen. Ich denke, dass Nationen oder auch Staatenverbünde immer in irgendeiner Form existieren werden. »):
Also in diesem Dezember fallen schonmal die Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien und Aufregung gibts darüber mehr als sich irgendwie begründen lässt.
Ja, klar wird es auch auf mittlere Sicht Nationen und Staaten geben. Aber verglichen mit dem Zeitraum, in welchem sich die Vorstellung vom klassischen Nationalstaat herausbildete, ist das, was in den letzten 10, 20 Jahren ablief, doch einigermaßen einschneidend, oder?
Davon mal abgesehen: Diese Sicht der Dinge ist doch nun durch das Thema sozusagen extern vorgegeben. Man könne - angeblich - durch Teile einer britischen Stadt laufen, ohne einen Anhaltspunkt dafür zu finden, dass man sich in Grossbritannien befinde. Andere wieder meinen, das gelte eigentlich auch für Hamburg oder Berlin. Also viel Aufregung um nichts?
@BzR (« bla bla bla »):
deine sprache ist doch auch nichts anderes als ein etwas anders entwickelter dialekt von holländisch, schwedisch oder englisch.
aber ich hätt schon ma bock auf gediegen kässpätzle und maultaschen und nen feinen cuba libre mit 5 jährigem havana mit dir... aber die limette aus südostasien, bitte
@Kukuruz (« Also viel Aufregung um nichts? »):
Exakt so ist es meiner Meinung nach.
Was dieses Durch-die-Stadt-laufen angeht: Egal, ob die Leute Deutsch oder Armenisch sprechen, wenn ich an jeder Ecke eine Bäckerei (oder einen Backshop) und fünf Versicherungsbüros pro Straße sehe, dann weiß ich, dass ich in Deutschland bin.
@caliban (« @Kukuruz (« @Anonymous (« ist doch ok, wenn man bemäkelt und den eindruck hat, dass ein teil der britischen kultur flöten geht....kann ja duchaus sein...obwohl er doch durchaus übertreibt, der gute »):
Es geht ja nicht nur ein Teil der britischen Kultur flöten. Bekanntlich findet zur Zeit überall auf der Welt ein ziemlich tiefgreifender Wandel in allen Bereichen statt. Und nun ist die Frage, wie man sich dazu stellt. Wer gegenüber der schrankenlosen Ökonomisierung und dem Neoliberalismus kritisch eingestellt ist und "seinen Halt" nun im Rückgriff auf nationale oder regionale Kulturen und in einem Revival der "Vaterländer" sucht, wird sich früher oder später gegen die Umarmungen der Rechten oder sogar der Nazis wehren müssen. Das betrifft ja auch Attac, die Linksparteien, die Gewerkschaften. Wer sowohl den Neoliberalismus als auch die Selbstidentifikation über eine Nation - einschließlich der doch recht verbreiteten romantisch-verklärten Großbritannien- (oder auch Skandinavien-)Idealisierung - ablehnt, hat es zur Zeit nicht gerade leicht, sich eine einigermaßen stimmige Selbstorientierung zurechtzulegen.
Wenn der Verlust dieser Identitäten gar nicht so sehr politisch gemeint ist, sondern sich nur auf gewisse liebgewonnene kulturelle Eigenheiten bezieht, dann weiß ich nicht, wieso man überhaupt so viel Wind um die Morrissey-Sache macht. In Wirklichkeit sind diese kulturellen Eigenheiten vielleicht auch gar nicht verschwunden sondern einfach nur genauso verschieblich und "volatil" geworden wie Kapital und Arbeitskraft. Da muss die Frage gestattet sein, ob das tatsächlich so schlimm ist oder nicht vielleicht auch ein Gewinn und eine große Chance. »):
Das klingt sehr nach "Antideutschem", aber du hast prinzipiell recht. Der Kulturpessimus der globalisierungskritischen Bewegung ist einer der Gründe, warum ich mich davon auch zunehmen distanziere. Zumal es ja wirklich fraglich ist, ob so ein Identitätsverlust tatsächlich stattfindet. Eine Freundin schreibt gerade ihr Magisterarbeit über den Begriff der Globalisierung in der Ethnologie und kommt zu dem Ergebnis, das regionale Einflüsse zunehmend an Gewicht gwinnen. »):
wenn das anti-deutsch sein soll, fehlt aber noch die geschwunkene Israelfahne und ein kleines Lob auf den Irakkrieg;)