Ja, ja, dein Mütterchen! Auch wenn der einstige Erzfeind den Hip Hop erfunden hat: Im Osten fällt er auf fruchtbaren Boden.

Konstanz / Moskau (dani) - Grenzen? Eine Welle, wie sie zu Beginn der 80er von der Bronx aus über den Globus schwappte, hält eben auch kein eiserner Vorhang auf. Hip Hop hat sich längst zu einer weltweiten Bewegung ausgewachsen, die lustige Blüten treibt, wo immer man hinblickt - auch in Russland. Gerade dort, wo man eine fast genau so ausgeprägte Vorliebe für deftige Sprache pflegt wie für Wodka.

Relativ leicht lässt sich herausfinden, dass Hip Hop und Rap dort eine ganz ähnliche Entwicklung durchlitten haben wie etwa in West-Europa. Erste erwähnenswerte Zuckungen machte der russische Rap zu Beginn der 90er Jahre. Wenig später liefen ihm Techno und House in der Gunst der jungen Zielgruppe zunächst den Rang ab.

Unter Jugendlichen hoch im Kurs

Inzwischen, so zitiert die Wochenzeitung Die Zeit ein Moskauer Szenemagazin, floriert Hip Hop in Russland - wie überall sonst. Insbesondere in der jugendlichen Zielgruppe zwischen zwölf und 24 Jahren findet sich mittlerweile ein großer Prozentsatz von Kopfnickern.

Entsprechend hat sich die Bandbreite, die russischer Rap zu bieten hat, weit aufgefächert. Trotzdem hält sich die Zahl der russischen Rap-Stars, die nennenswerte kommerzielle Erfolge verzeichnen, bisher im Rahmen.

Man stolpert immer über die gleichen Namen. Über einen Namen, um genau zu bleiben: Timati. Dabei geht er sicher nicht als der typischste Vertreter seines Landes oder seiner Zunft durch, markiert er doch eher etwas Ähnliches wie das russische Pendant zu Pitbull.

An der Sprachbarriere hängen geblieben

Noch etwas stellt sich schon bei oberflächlicher Recherche heraus: Für russischen Rap scheint es wenig bis gar kein internationales Publikum zu geben. Kein Wunder, kommt es doch im Rap so stark auf die Sprache an wie nirgends sonst.

Musik überwindet Grenzen, der Sinn der Texte bleibt an der Sprachbarriere dann aber doch hängen. Der Unsinn, von dem Hip Hop vermutlich auch in Russland nicht frei ist, glücklicherweise aber auch. Versuchen wir also, die positiven Aspekte zu sehen: Wir haben größtenteils keine Ahnung, was uns die Jungs weismachen wollen, die wir im Folgenden für euch zusammen gestellt haben.

Wir erheben auch nicht im Geringsten Anspruch auf Vollständigkeit oder auch nur einen repräsentativen Charakter der getroffenen Auswahl. Wir wollen lediglich den Versuch wagen, uns einer Szene zu nähern, von der man hierzulande wenig bis gar nichts mitbekommt. Zudem treten wir - respektive die Herren, die wir im folgenden in die Arena schicken - den Beweis an:

Russisch ist rap-bar!

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12 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Ich bin normalerweise kein großer Fan von Hip-Hop. Mir fällt es auch schwer, guten von schlechten Rap zu unterscheiden, da ich eher wenig Ahnung von der Materie habe.

    Was ich aber sicher sagen kann, das ist die Tatsache, dass russischer Rap derbe suckt.

    Ihr habt schon richtig angemerkt, dass die Hörerschaft von Russen-Rap irgendwelche 12-24 Jährige sind. Hier ist das Problem, die meisten von ihnen werden als Gopota (Plural) oder Gopnik (Singular) bezeichnet. Diese bilden die unterste (Bildungs) Schicht in Russland. Also degenerierte Vollspacken, die auch noch höchstkriminell sind.

    So klingt auch der russische Rap (hauptsächlich debil und nicht kriminell). Ich habe keine Ahnung von Flow oder Beats aber diese Bullshit-Texte sind nunmal nicht zu überhören.

    Das zweite Problem ist, wieder von euch schon erwähnt, Timati.

    Timati ist schwul (sagt zumidest ab und zu, dass er hetero ist) und Timati ist berühmt. Deshalb wird er von seiner vermeindlichen Hörrerschaft abgrundtief gehasst (einige Anschläge inkl.). Timati produziert beschissene Musik, kriecht was das Zeug hält in die Ärsche, der russischen "Musikelite" (Pugachowa, Kirkorov und andere Wiederlinge) und ist eingentlich der Grund dafür, warum Russen-Rap zu einer Weichei-Debil-Szene mutiert ist.

    Wer Gangsterrap, harte oder einigermaßen witzige Texte erwartet, der bekommt stattdessen die volle Pop-Rap Breitseite, ohne jeglichen Sinn.

    Die Szene ist nichts, verglichen mit unseren Sidos und Bushidos.

    Fazit: Russisch ist nicht rap-bar.

  • Vor 12 Jahren

    grundsätzlich ne schöne idee mal "fremdsprachigen" rap vorzustellen, dafür respekt! unter den tracks ist allerdings nichts was mich einigermaßen flasht. am ehesten noch kasta. wobei es ja immer bedenklich ist, wenn man nichts versteht...ginex sind auch gut, schade das man da nicht mehr soviel von hört...
    @Raw is War: worum gehts denn da primär in den texten?