Die neue Single des NRW-Labels kommt mit slicker Produktion und einem soliden Refrain, ist aber trotzdem ein ziemliches Mess.
Griechenland (ynk) - Eigentlich wäre es nicht schwer gewesen, die Vorlage von Aside und Jamule für den Song "Shawty" komplett zu versenken. Mediterranes Sample, unterkühlte, aber entpsannte Percussions, ein sehr smoother Refrain: Da steckt definitives Sommerhit-Potential im Skelett des Songs. Leider hat das ganze ein Problem: Im Refrain singt ebenjener Jamule "heute Nacht nehme ich dir dein Shawty weg" und sagt es mit der Beiläufigkeit der Wegwerf-Line, die so etwas in einem Trapsong eben ist. Nur haben PA Sports und Kianush das nicht verstanden; die sahen das nämlich als Startschuss, einen Konzept-Battle-Song an einen Typen zu schreiben, dessen Freundin sie klauen.
Vielleicht ist das nur eine Feinheit, aber diese kleine Unstimmigkeit zeigt ganz gut, warum "Shawty" nicht so sauber funktioniert, wie er könnte; allein, dass Jamule mit "du" den Boyfriend der Frau anspricht, während die beiden Rapper sich direkt an die Frau wenden, dann aber mit sehr viel Gift und Galle über den Mann herziehen, wirkt gegen die Stimmung. PA zum Beispiel: Dessen Top-Stärke war ja eh noch nie der Sex Appeal, aber er ist sicherlich ein attraktiver Mann und kann es funktionieren lassen, wenn er eine Frau anbietet, sie nackt zu zeichnen und ins Rapperleben mitzunehmen. Klingt nach einer soliden Fantasie, oder? Aber warum muss er den Part dann mit einem Mittelfinger an deren Partner zu Ende bringen? Das lässt doch die ganze Fassade platzen, es ginge ihm dabei um die Frau?
Die Absurdität der Power-Fantasy wird nur von Kianush getoppt, der wirklich keine Sex-Songs schreiben sollte. "Sie will einen Rockstar und keinen Quarterback", meint er da zu wissen und steht im Video, als wolle er beweisen, dass er keins von beiden ist. Auch er beendet seinen Verse mit einer Ansprache an den Partner, als wäre der ein Hater seines letzten Albums. Jungs, was soll das? Schnaubt ihr dann beim Sex auch "Tobias, du Hurensohn, das hast du davon, den Song gedisliket zu haben" ins Gesicht der Frau? Wer weiß.
"Shawty" funktioniert also dank richtig smoother Beat-Arbeit, solange man nicht genau auf den Text hört. PA und Kianush sind einfach nicht gut darin, kopflos irgendetwas zu labern, das dem Vibe gerecht werden würde. Stattdessen entsteht diese seltsam verkopfte Single mit unnötig bitterem Unterton, den ich in meinen Mittelmeer-Jams so wirklich nicht brauchen kann.
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