Die Comic-Satire "Popetown" soll ab Mai auf MTV zu sehen sein. Im Mittelpunkt steht ein "durchgeknallter Papst", der im Vatikan wütet. Das Zentralkommitee der deutschen Katholiken ist entsetzt und erwägt rechtliche Schritte.

Berlin (sar) - Der Musiksender MTV wirbt derzeit in Printmedien für die satirische Carton-Serie "Popetown", die am 3. Mai starten soll. Unter der Überschrift "Lachen statt rumhängen" ist in ganzseitigen Anzeigen ein leeres Kreuz zu sehen, daneben sitzt Christus mit Dornenkrone vor einem Fernsehgerät und lacht. Nun protestiert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gegen die Ausstrahlung der Sendung. Auch rechtliche Schritte gegen eine Veröffentlichung wollen die Kirchenleute nicht ausschließen.

MTV beschreibt die Animationsserie so: Ein 77-jähriger exzentrischer Papst, der den Charme eines unausstehlichen Siebenjährigen versprüht, hüpft mit einem Kinderspringstock durch den Vatikan. Um ihn herum korrupte Kardinäle, die schon mal Waisenkinder in die Sklaverei verkaufen. Eigentlich wurde "Popetown" für den Fernsehsender BBC produziert und hätte bereits 2003 ausgestrahlt werden sollen. Nach zahlreichen Protesten in Großbritannien wurde die Cartoon-Serie zuerst verschoben und anschließend komplett gestrichen. Bisher traute sich nur Channel 4 aus Neuseeland, den etwas rundlich dargestellten Papst ins Programm zu nehmen.

Nun ist die Welle der Empörung auch in Deutschland angekommen. ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer sieht in der Serie eine "widerwärtige Verhöhnung der katholischen Kirche". Schon die Werbung für die Sendung ziehe "den christlichen Glauben in gröbster Weise in den Schmutz", sagte er der christlichen Monatszeitung VERS 1. Woraufhin die Zeitung ihre Leser aufrief, gegen die Ausstrahlung von "Popetown" zu protestieren. "Es ist an der Zeit, dass wir Christen in Deutschland deutlich machen, dass wir die Verhöhnung unseres Glaubens, seiner Symbole und Repräsentanten nicht mehr hinnehmen", sagt Birgit Kelle, Herausgeberin der Zeitung.

In einem Schreiben an MTV-Geschäftführerin Catherine Mühlemann fragt Birgit Kelle: "Würden sie auch 'Mohammad-Town' ausstrahlen?" In Anspielung auf die teilweise von Ausschreitungen begleiteten Proteste gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen setzte sie hinzu: "Kein Christ wird ihnen bei der Ausstrahlung die Studiofenster zertrümmern, handelt es sich doch beim Christentum um eine Religion des Friedens."

Das klingt wie eine versteckte Drohung, mindestens aber wie ein Seitenhieb auf die Anhänger des Propheten. "Nach der Ereignissen rund um die Mohammed-Karikaturen hatten wir gedacht, es bestehe Einigkeit darüber, dass Medien Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Gläubigen nehmen sollten", begründet Kelle die Notwendigkeit einer 'Stoppt Popetown'-Kampagne. Dabei mahnen doch gerade die zum Teil hysterischen Reaktionen auf die Mohammed-Karikaturen zu einem gelassenen Umgang mit Satire und Kritik.

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