Die Redaktionskolumne: Heute mit Sonic Youth, RHCP, Grandmaster Flash, The Subways und Katzenjammer.
Inside The Shit (mis) - Wer in den 90er Jahren seine Jugend erlebte, dürfte mit dem Kürzel VHS noch etwas anzufangen wissen. Später gab es sogar mal eine Band namens VHS Or Beta, an die sich heute zu Recht noch weniger Leute erinnern.
Im etwas unhandlicheren DVD-Vorläuferformat 'Videokassette' erschien jedenfalls vor 20 Jahren die Dokumentation "The Year Punk Broke", die in erster Linie dem genialischen Schaffen von Sonic Youth huldigte und nebenbei noch bewegendes Livematerial von deren Support-Bands auffuhr, darunter Nirvana, Dinosaur Jr., Ramones, Mudhoney und Co.
Ob wir die Wiederveröffentlichung dieses Zeitdokuments auf DVD auch dem "Nevermind"-Geburtstag zu verdanken haben, weiß ich nicht, aber man spricht von tollem Bonusmaterial, etwa einer Panel-Diskussion von 2003 mit Thurston Moore, Lee Ranaldo, Steve Shelley und J Mascis (Foto).
Bereits vor drei Jahren gaben Sonic Youth mit knirschenden Zähnen ihr Okay für eine "Greatest Hits", die aber nur in amerikanischen Starbucks-Cafés rumlag und dort wahrscheinlich nie gespielt wurde. Nun kommt die Zusammenstellung auch in unsere Plattenläden, was keine Zeile dieser Kolumne wert wäre, hätten nicht handverlesene Freunde der Band für die Tracklist gesorgt. So wählte Beck zum Beispiel "Sugar Kane", Radiohead "Kool Thing", Eddie Vedder "Teenage Riot" und Beastie Boy Mike D. "100%".
Ebenfalls 20 Jahre alt ist das Red Hot Chili Peppers-Manifest "Blood Sugar Sex Magik", das deren treuester Fan Eberhard Dobler sogar noch vor unserer Web-Existenz neben seinen Schularbeiten rezensierte. Weil bei den Peppers im Gegensatz zu damals nicht nur John Frusciante sondern auch der Funk die Fliege gemacht hat, wird "I'm With You" überraschend deutlich angefeindet.
Ich stelle mich allerdings auf Doblers Seite und attestiere der Platte eine gewisse sommerliche Schwerelosigkeit, die in dieser Form mit dem molllüsternen Düsterheimer Frusciante bislang scheinbar nicht möglich war. Die schlimme "Maggie"-Single entschuldigt das selbstverständlich keineswegs.
Happy Birthday: "The Message" (Grandmaster Flash & The Furious Five)
"Egal durch welches Viertel in welcher Stadt in welchem Land ich laufe: Es dauert höchstens zehn Minuten, bis jemand zu mir kommt und 'Danke' sagt. Manche sind auch sprachlos, manche küssen meine Hand und manche gaffen nur". Seit 29 Jahren muss Grandmaster Flash mit diesem rührenden Schicksal umgehen, und das geschieht ihm sehr recht.
Zwar schnellte sein musikhistorisches Vermächtnis "The Message" erst im September 1982 in die britischen Top Ten. Flash war aber schon Jahre vorher am Start, als in den Straßen der Bronx Battle-Breakdance der große Schrei war. Seine Verdienste ums Scratching sind allgemein bekannt, aber auch sein intuitives Gespür für das richtige Bühnentextil kann meiner Meinung nach nicht hoch genug gepriesen werden (siehe Video). Auf einem Level mit Parliament, mindestens.
5 Fragen an ... The Subways
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Welche Platte hast du dir zuletzt gekauft?
Charlotte Cooper: The Kills, Blood Pressure.
Zitiere eine Zeile deines Lieblingssongs.
"Reason will not find a solution / I will end up lost in confusion" (The Cardigans, "Love Fool").
Dein wertvollster materieller Besitz?
Mein Schmuck.
Wovon bist du abhängig?
Joggen.
Welche Berühmtheit, die du persönlich getroffen hast, machte einen großen Eindruck auf dich?
Dave Grohl.
Am 16. September erscheint das neue Subways-Album "Money & Celebrity".
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Lieblingssong der Woche: Katzenjammer, "I Will Dance"
Ich hab ja außer Respekt nicht sonderlich viel übrig für Phil Collins oder Genesis, weshalb mich auch das entschleunigte Katzenjammer-Cover von "Land Of Confusion" vor Monaten eher kalt ließ. Toll ist aber der Bandname der Norweger, die vollmundige Behauptung, die Band beherrsche mindestens 30 Instrumente sowie der süßliche Folk-Pop auf vorliegender Single.
Angesichts der ausufernden Presse, die die Girls gerade absahnen, könnte man fast auf sowas wie einen Durchbruch hoffen. Sogar in Mainz wird Halt gemacht, allerdings nicht für einen Live-Auftritt im Heute-Journal, sondern einem Gig beim 3Sat Festival.
Michael Schuh hört Musik, beobachtet Kollegen und schreibt dann drüber. Personen, Orte und Handlung sind definitiv nicht erfunden.
1 Kommentar
Mit dem Debut Album hatten Katzenjammer doch eigentlich schon "den Durchbruch". Sind auch schon 2010 beim Hurricane, Southside oder Nova-Rock aufgetreten. Dazu den Spellemannprisen als beste Newcomer. Ich denke mal, die Leute die sich für diese Art der Musik interessieren, kennen Katzenjammer schon längst und wen kümmert schon der uninteressierte Rest? Bar in Amsterdam war ja auch zum Beispiel in der Funkhaus Europa Rotation zu finden.