Auch das deutsche Indie-Pop-Quartett Erdmöbel hat dem Streaming-Dienst die Rechte an den eigenen Titeln verweigert. Der Grund: 0,004 Euro pro Song sind ein Witz.

Konstanz (mhe) - Ende 2014 haben auch die Indie-Poeten von Erdmöbel Stellung gegen Spotify bezogen und ihre Songs von der Streaming-Plattform zurückziehen lassen. Ausschlaggebender Faktor für die Maßnahme war laut der Kölner Kult-Truppe die schlechte Bezahlung der Künstler. Ein gestreamter Track würde lediglich 0,004 Euro in die Band-Kasse spielen. "Wir haben natürlich keine Millionen Streams, wir haben weniger. Und wir können nach Ablauf eine Jahres vielleicht mal was essen gehen", rechnet Basser Ekki Maas vor.

Wie schon in früheren ähnlichen Fällen rechtfertigte der Online-Dienst daraufhin sein Bezahl-Modell. Auf der Spotify-Homepage erklärte man, 70 Prozent aller Einnahmen gingen an die Rechteinhaber.

Wie viel Geld wird auf welche Töpfe verteilt?

Wie sich diese zusammensetzen, darüber herrscht in der Öffentlichkeit oft Ungewissheit. Laut Spotify wird ein Teil des Geldes an die GEMA abgetreten, die damit Komponisten und Texter bezahlt. Ein zweiter Zahlungs-Zweig geht an die Plattenfirmen, die ihre Künstler in der Folge je nach Vertrag unterschiedlich vergüten. Und hier liegt für viele Branchen-Experten der Hund begraben. Denn während die dicken Fische im Business auch dicke Prozente bei ihren Major-Labels aushandeln können, gehen weniger kommerziell erfolgreiche Acts oft fast leer aus.

Markus Berges von Erdmöbel beäugt die Entwicklung, der zufolge immer mehr Leute dem Streaming-Wahn folgen, kritisch. Allein in den letzten beiden Jahren konnte Spotify die Zahl ihrer Nutzer verdreifachen.

"Das Rätsel ist eigentlich, warum das für Plattenfirmen noch so attraktiv ist. Ich kann's mir ehrlich gesagt nicht anders erklären als dass sich das über Beteiligungen rechnet. (...) Es wird mit Sicherheit dazu führen, dass es am Ende keine Musikindustrie mehr gibt, wie es sie jetzt noch gibt" meint der Erdmöbel-Sänger.

Labels mit Streaming-Dienst im selben Boot

Und mit dieser Annahme steht Berges nicht alleine da. Angeblich sollen sich die großen drei (Universal, Warner und Sony) Spotify-Anteile von insgesamt 18 Prozent gesichert haben. Laut Musikmarkt-Kenner Leonhard Dobusch von der freien Universität Berlin habe dies allerdings einen Interessen-Konflikt zur Folge: "Weil niedrigere Ausschüttungen an die Kunstschaffenden unmittelbar verbunden sind mit höheren Gewinnen von Spotify und einem höheren Marktwert von Spotify, der dann unmittelbar den Plattenfirmen zugutekommt. Und diese Gewinne müssen sie dann nicht mit den Kunstschaffenden teilen".

Nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Erdmöbel schließen sich mit ihrer Verweigerung dem Protestzug an, den bereits Größen wie AC/DC, Taylor Swift, Thom Yorke oder hierzulande etwa die Toten Hosen anführen. Bei einem geschätzten Spotify-Marktwert von rund 9 Milliarden Euro und einer allein in Deutschland auf eine Zahl von 18 Millionen angewachsenen Userschaft, scheint der Trend allerdings eher in die andere Richtung zu weisen.

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